Spuren hinterlassen
Bis Ende letzten Jahres war Sebastian Würdinger Auszubildender in einem Betrieb. Dieser ging in die Insolvenz. Für den 20-Jährigen aus Breitenfurt bei Eichstätt war das kein Beinbruch. „Bürokaufmann wäre für mich ohnehin nicht das Richtige gewesen“, gibt er zu. Wie andere in seinem Alter wollte er in einem Freiwilligendienst ausprobieren, wo seine beruflichen Talente liegen. Er wandte sich an Jakob Streller, der für die Caritas im Bistum Eichstätt Freiwilligendienste koordiniert. Der schlug ihm mehrere Möglichkeiten vor. Der Breitenfurter entschied sich für einen „Bundesfreiwilligendienst (BFD) mit Flüchtlingsbezug“ in der Asylberatung der Caritas-Kreisstelle Eichstätt. Er ist damit der erste deutsche BFDler, der sich in der Diözese in diesem vom Bund geförderten Sonderprogramm engagiert hat.
Vor kurzem hat er seinen achtmonatigen Dienst beendet, um an der Fachoberschule Neuburg sein Abitur zu machen. Dies tut er nun mit konkreteren Überlegungen für seine berufliche Zukunft: „Ich kann mir vorstellen, Deutschlehrer zu werden“, sagt Sebastian Würdinger, der in seiner Freizeit Kurzromane schreibt. Den BFD mit Flüchtlingsbezug hatte er vor allem deshalb gewählt, weil er dort auch immer wieder die Möglichkeit hatte, anderen jungen Menschen Deutschkenntnisse zu vermitteln. Denkbar ist für den jungen Mann nach seinem BFD aber auch, Soziale Arbeit zu studieren. Der gläubige Katholik ist froh, dass er dieses Berufsbild bei der Caritas näher kennengelernt hat: „Hier wird soziale Arbeit aus einem christlichen Geist geleistet“, ist seine persönliche Erfahrung aus dem Bundesfreiwilligendienst. Sein eigenes soziales Einfühlungsvermögen hat der junge Mann bereits als Autor des Romans „Johann auf der Suche nach Anerkennung“ zum Ausdruck gebracht, in dem es um einen Jungen mit Behinderung geht.
Vielfältige Arbeiten geleistet
Besonderen sozialen Einsatz zeigte Sebastian Würdinger nun auch in seinem Bundesfreiwilligendienst, wofür sich sowohl die Flüchtlinge als auch die Mitarbeitenden in der Asylberatung dankbar zeigen. „Gerade das Ausfüllen von Anträgen für das Jobcenter und Sebastians Begleitung von Asylbewerbern zu Behörden, wo er vor allem durch seine Übersetzungen half, waren für uns eine große Entlastung“, erklärt Beraterin Cornelia Haser. Und deren Kollegin Elke Rager ergänzt: „Nicht zu vergessen sind auch seine Internetrecherchen, wann Integrationskurse stattfinden, und seine Telefonate mit Anwaltskanzleien für Termine.“ Auch in und für Sprechstunden sowie in den Unterkünften der Asylbewerber hat der erste BFDler mit Flüchtlingsbezug bei der Eichstätter Caritas immer wieder mitgeholfen: vom Telefondienst mit Vermittlung zu den Caritas-Fachkräften bis zum gelegentlichen Aufpassen auf Flüchtlingskinder. Und wichtige Papiere über Aufenthaltsgestattungen und Arbeitserlaubnisse fanden durch seine Botengänge zuverlässig den Weg zur Ausländerbehörde sowie zurück zu Asylbewerbern und -beratern.
Sebastian Würdinger verhehlt nicht, dass sein achtmonatiger Dienst Spuren hinterlassen hat: für die Berufsorientierung, aber auch für sein Leben. Er erlebte Enttäuschung und Verzweiflung von Asylbewerbern über abgelehnte Bescheide ebenso mit wie Freude über Anerkennungen. Positiv in Erinnerung bleiben ihm vor allem „die Gastfreundschaft in den Unterkünften, in denen wir Tee angeboten bekamen“. Durch seinen BFD hat er zudem gelernt, „die vermeintlich kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen: zum Beispiel, dass ich in einem Haus und in einem sicheren Land leben kann“.
Kontakt für Freiwilligendienste:
Jakob Streller
Telefon: 08421 / 50975
E-Mail: freiwilligendienste@caritas-eichstaett.de
Internet: www.caritas-eichstaett.de/freiwilligendienste