Luther blinzelte über die Schultern
Stark im Zeichen des Lutherjahres und unter dem Gedanken der Ökumene stand die 17. Delegiertenversammlung (DV) des Deutschen Caritasverbandes Mitte Oktober in Magdeburg. So betonte der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, in seinem Grußwort, dass man gemeinsam gegen die offensichtlichen Spaltungstendenzen in der Gesellschaft eintreten wolle. Ministerpräsident Reiner Haseloff, selbst Katholik, nannte es als die Aufgabe beider Kirchen, in der säkularen Welt in Ostdeutschland die Werte der christlichen Kulturen zu vermitteln. Am eindrücklichsten vermochte Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg in einer Podiumsrunde zum "Christsein in einer säkularen Gesellschaft" die Diasporasituation mit vier Prozent Anteil Katholiken und neun Prozent Protestanten darzustellen. "Vieles passiert nur mit Ehrenamtlichen", stellte er fest. Im Angesicht der "ererbten Gottlosigkeit" sei es wichtig, sich nicht in die Geborgenheit einer Gemeinde zurückzuziehen, sondern die Herausforderung anzunehmen und die Gesellschaft mitzugestalten. Im selben Tenor sprach auch Landesbischöfin Ilse Junkermann, die am Podium teilnahm.
Bei der Abendeinladung des DiCV Magdeburg war dann nicht nur Luthers Geist, sondern seine reale magische Kraft zu Gast.
Den mangelnden gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken ist auch die Intention eines Impulspapiers zum "Gesellschaftlichen Zusammenhalt", das die rund 170 Delegierten nach einer intensiven Diskussion verabschiedeten - allerdings mit dem Auftrag an den Kommissionsvorsitzenden und den DCV-Vorstand, die Ergebnisse der Diskussion noch ins Papier einzuarbeiten. Das Papier soll als Grundlage für die 2018 startende dreijährige Initiative der Caritas zum gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen.
Streiken im Dritten Weg?
Der kurz vor der Delegiertenversammlung durchgeführte Warnstreik an einer Klinik in Ottweiler im Bistum Trier löste eine Diskussion zum kirchlichen Arbeitsrecht aus. Es war der erste bekannte Streik in einer katholischen Einrichtung mit großem Medienecho, aber einer Beteiligung von nur zehn Mitarbeitenden. Die Gewerkschaft Ver.di hatte dazu aufgerufen, um auf die unbefriedigende Arbeitssituation für Pflegende hinzuweisen. Vorstand Hans Jörg Millies verwies auf die klare Rechtslage, die Arbeitskampfmaßnahmen in Caritaseinrichtungen unzulässig macht. Im Konfliktfeld sei jetzt auch von der Kirche eine deutlichere Stellungnahme erforderlich. Einzelne Delegierte äußerten den Wunsch, über eine Öffnung der Grundordnung für den Zweiten Weg nachzudenken. Caritaspräsident Peter Neher sieht es als notwendig an, sowohl im Caritasverband als auch im Verband der Diözesen Deutschlands eine Debatte zum Streik und zu den Möglichkeiten von Trägern innerhalb und außerhalb des Dritten Weges zu führen. Er frage sich allerdings, "wie wir ohne den Dritten Weg zu guten Löhnen für die Mitarbeitenden kommen". Auch Vizepräsident Heinz Josef Kessmann betonte, dass zum Profil der Caritas gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden gehörten. Die neue caritas wird in Kürze weiter zu dieser Debatte informieren.
Dauerthema auf der DV und nicht weniger kontrovers diskutiert ist die Frage, wie eine geschlechtergerechte Satzung des DCV gestaltet werden könne. In Kleingruppen wurden dazu konkrete Vorschläge erörtert und anschließend im Plenum ein Meinungsbild erhoben, in welche Richtung vom Vorstand ein Satzungstext erarbeitet werden soll. Dieser wird an einigen Stellen keine Muss-, sondern nur Soll-Regeln enthalten, da man die Mitglieder nicht zwingen kann, nach Quoten in die Gremien zu entsenden. Der Textvorschlag wird im kommenden März vom Caritasrat geprüft und dann voraussichtlich nach einem Antragsverfahren in der DV 2018 zur Abstimmung kommen.
Bei dem Thema, das sich Vorstand Eva Welskop-Deffaa auf die Fahnen geschrieben hat, herrschte Einigkeit auf der DV: Den Herausforderungen der Digitalisierung für die soziale Arbeit wie auch für die betroffenen Menschen muss sich der Verband stellen. Daher wurden alle vier thematischen Kommissionen der DV beauftragt, am Thema zu arbeiten und im kommenden Jahr der DV gemeinsame Ergebnisse vorzulegen.
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