Raus aus dem Alltag – rein ins Urlaubsvergnügen
Urlaub ohne Koffer" ist ein Angebot für Seniorinnen und Senioren in Herne, die Abwechslung vom Alltag wünschen, aber nicht mehr verreisen können oder wollen und abends in ihrem eigenen Bett schlafen möchten. Unter einem jährlich wechselnden Motto, im Jahr 2024 zum Beispiel "Eine Woche mit Herz", machen sie im Sommer fünf Tage lang Urlaub an einem besonderen Ort, in einem Gemeindezentrum. Die Teilnehmenden erleben fünf Tage Urlaubsgefühle und Gemeinschaft - ganz ohne den Stress des Kofferpackens und ohne lange Anreise. Im Durchschnitt beteiligen sich 20 bis 25 Teilnehmer:innen, der Anteil der Frauen überwiegt. Die Altersspanne reicht von 70 bis 101 Jahre.
Hintergrund des Projektes ist die wachsende Einsamkeit im Alter: Viele Senior:innen haben gesundheitliche Beschwerden und sind nur noch eingeschränkt mobil, zusätzlich versterben viele Personen aus Familie und Freundeskreis. Aktivitäten und soziale Kontakte nehmen ab. Eine Auszeit vom Alltag ist vielen kaum möglich.
Die hauptamtliche Mitarbeiterin des Caritasverbandes Herne, Ehrenamtliche aus den Gemeinden, den Caritas-Konferenzen und weitere Freiwillige arbeiten im Team. In mehreren Planungstreffen im Vorfeld jedes "Urlaubs ohne Koffer" sprechen sich die Organisator:innen ab, verteilen die Aufgaben, vereinbaren Termine und Abläufe und planen die Werbung. Die "Reiseleitung" vor Ort während der Urlaubswoche übernimmt eine Ehrenamtliche. Die Öffentlichkeitsarbeit (Infozettel, Kontakte zu Gruppen der offenen Altenarbeit in Herne) und das Anmeldeverfahren organisiert die hauptamtliche Caritasmitarbeiterin.
Seit der ersten Projektwoche 2015 ist das Team auf zehn Ehrenamtliche gewachsen, die im Laufe der Jahre immer weiter dazugelernt haben. Sie dekorieren und richten die Räume her, gestalten das Programm, binden Referent:innen ein und planen die Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Kaffee, Lunchpaket) und bereiten sie zu.
Essensdüfte wecken Erinnerungen
Von Beginn an waren sich alle einig, dass selbst gekocht wird, um mit den Essensdüften Erinnerungen an alte Zeiten zu wecken. Alle Mitwirkenden haben eine Bescheinigung nach dem Infektionsschutzgesetz. Ein täglich wechselndes Vormittags- und Nachmittagsprogramm sorgt nicht nur für eine herzliche Atmosphäre und viel Unterhaltung, sondern auch für rege Gespräche. Wer zwischen den Aktivitäten etwas Energie sammeln will, kann im Ruheraum eine entspannte (Mittags-)Pause einlegen.
Schnell entsteht eine lebhafte Gemeinschaft. Es sind Kleinigkeiten, die zählen: die liebevolle Begrüßung am Morgen, der einladend gedeckte Tisch, die Zuwendung durch die Ehrenamtlichen, das Zuhören, das leckere Essen und das Lunchpaket für daheim - alles Dinge, die es in dieser Intensität zu Hause so nicht mehr gibt.
Ein Wortgottesdienst in der Kirche zum Abschluss der Urlaubswoche bietet den Gästen Besinnung, Gebet und Segen, was für viele von ihnen ein sehr berührendes Erlebnis ist, denn auch der Besuch eines Gottesdienstes ist im Alltag nicht immer einfach zu organisieren.
Die Räumlichkeiten des barrierefreien Gemeindezentrums sind optimal: ein Aktivitätsraum, ein Esszimmer, ein Ruheraum mit Liegen, eine Küche und ein Garten mit altem Baumbestand, der einlädt, auch einmal draußen zu sitzen. Mit Sammeltaxen können auch Teilnehmende, die nicht von Angehörigen gebracht werden oder selbst kommen können, täglich bequem an- und abreisen. Die Kosten für die Woche liegen zurzeit bei 70 Euro. Wichtig ist, dass in diesem Projekt mit Kosten für Sammeltaxis zu rechnen ist. Die Gebühren fallen natürlich nur für die Teilnehmenden an, die mit den Taxen fahren. In diesem Jahr und im nächsten Jahr übernahm beziehungsweise übernimmt die Katholische Arbeitsnehmerbewegung, KAB, Bezirksverband Herne die Gesamtkosten der Fahrten.
Unterstützt wird die Aktion ferner durch die Malteser, die den Transport der Liegen übernehmen, und durch die Caritas-Konferenzen, die Beiträge von Teilnehmenden übernehmen, wenn das Geld nicht reichen sollte.
Das wird angeboten
Von Hockergymnastik bis Gedächtnistraining
Angeboten werden beispielsweise eine Kreativwerkstatt, musikalische Nachmittage, Informationen der Polizei, Gespräche mit Persönlichkeiten aus Herne oder Darbietungen wie Tänze und Puppenspiel. Zwischendurch singen die "Reisenden" gemeinsam, machen Hockergymnastik oder trainieren ihr Gedächtnis, spielen Bingo oder lösen Rätsel.
Die Erfolge der Urlaubswoche
An den strahlenden Gesichtern aller Beteiligten und am Tatendrang der Teilnehmer:innen merkt man, dass die Urlaubswoche gelungen ist: Teilnehmende tauschen Kontaktdaten aus, machen Pläne für den Alltag wie den Besuch einer Tagespflege oder berichten, dass sie lange nicht so herzlich gelacht haben.