Einsamkeit geht alle an
Einsamkeit ist mittlerweile in aller Munde. Und das ist gut so. Indem wir offen über Einsamkeit sprechen, heben wir das Thema immer mehr aus der Tabuzone. Erfreulich ist auch, dass es mittlerweile einige Studien gibt. Diese zeigen deutlich: Chronische Einsamkeit hat negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit. Der Neurowissenschaftler Dirk Scheele sagt sogar: Die gesundheitlichen Auswirkungen von Einsamkeit entsprechen einem Konsum von 15 Zigaretten täglich. Einsamkeit geht außerdem häufig mit Armut einher und umgekehrt. Für Teilhabe braucht es eine gewisse finanzielle Sicherheit.
Wie wichtig wir diese Probleme im Caritasverband für das Erzbistum Paderborn nehmen, zeigt sich an zwei Beispielen: Seit sieben Jahren gibt es eine Initiative der sieben caritativen Fachverbände mit dem Titel "7 gegen Einsamkeit". Uns ist das Thema so wichtig, dass wir im Diözesan-Caritasverband Paderborn eine halbe Stelle finanzieren.
Darüber hinaus gibt es in der Paderborner Geschäftsstelle eine Arbeitsgruppe "Einsamkeit", die bewusst im Querschnitt verschiedener Arbeitsbereiche besetzt ist. Hier beschäftigen sich die Mitarbeiter:innen mit ganz praktischen Ansätzen, um dem Thema Einsamkeit zu begegnen, und setzen mit einzelnen Ortsverbänden projektorientiert neue Herangehensweisen um.
Die verschiedenen Praxiserfahrungen zeigen: Je mehr ein Mensch das Gefühl hat, gebraucht und wertgeschätzt zu werden, umso seltener kommt es früh zu einer Pflegebedürftigkeit. Einsamkeitsprävention steigert daher nicht nur die Lebensqualität jedes Einzelnen, sondern bietet auch ein nicht zu unterschätzendes volkswirtschaftliches Sparpotenzial.
Der Bund und das Land NRW – wie auch andere Bundesländer – bieten Unterstützungsmöglichkeiten. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass diese Unterstützung einen projekthaften Charakter hat und keine verbindliche Finanzierung darstellt.
Aber die Bekämpfung von Einsamkeit ist kein zeitlich begrenztes Projekt. Einsamkeit ist ein komplexes Gefühl, das Menschen jeder Altersgruppe betreffen kann und in vielen Lebensphasen zum Problem wird. Und dennoch: Einsamkeit ist kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches.
Letztendlich ist es Aufgabe von Kirche und Caritas, Menschen zu unterstützen und so zu stärken, möglichst eigenständig die eigenen Belange selbst in die Hand zu nehmen. Dies betrifft auch immer mehr den Aspekt Einsamkeit. Hier Hilfestellung für ein zufriedenstellendes und möglichst gutes Leben in Gemeinschaft zu geben, ist eine lohnenswerte Aufgabe. Eine Aufgabe, der wir uns als gesamte Gesellschaft stellen sollten.