Brotausgabe - mehr als eine Nahrungsspende
Bedürftige zu unterstützen, hat sich die Pfarrei Maria Schutz in Kaiserslautern auf die Fahnen geschrieben. Ihre Brotzeit-Tüte hilft armen Menschen, über den Tag zu kommen. Für dieses karitative Engagement wurde die Pfarrei mit dem Nardini-Preis 2020 gewürdigt. Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass die Pfarrei sich mit der Brotausgabe dem grundsätzlichen Bedürfnis des Menschen nach Nahrung widmet - ebenso wie auch der Caritasverband konkrete Hilfe für Menschen in Not leistet. Insbesondere im Jubiläumsjahr - der Caritasverband für die Diözese Speyer wurde 2020 100 Jahre alt - sei dies ein würdiger Preisträger. Die Pfarrei Maria Schutz wird den Preis bedingt durch die Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich bringt, erst am 19. September 2021 beim Diözesen-Katholikentag in Kaiserslautern erhalten.
Der Bedarf ist da
Von Montag bis Freitag zu den Bürozeiten der Pfarrei können die Menschen kommen und an der ehemaligen Klosterpforte ihre Ration in Empfang nehmen, ohne ihre Bedürftigkeit nachweisen zu müssen. Dafür sind viele Helfer im Einsatz. In der Küche des Pfarramts in der Bismarckstraße türmen sich Brotberge, dazu Käseecken und verschiedene Wurstsorten in Dosen. Alles einzeln verpackt, der Hygiene wegen. Jetzt müssen Tüten mit den Lebensmitteln bestückt werden. "Immer so viel, dass eine Person damit gut über den Tag kommt", erklärt Agnes Kraus und hat alle Hände voll zu tun. Seit zwei Jahren gehört sie dem ehrenamtlichen Helferteam an, das sich um die Brotausgabe kümmert. "Weil es eine sehr sinnvolle Aufgabe in der Gemeinde ist. Und der Bedarf da ist, das zeigt sich täglich."
Die Brotausgabe ist eine Tradition, die das 1927 eröffnete Franziskaner-Minoriten-Kloster in Kaiserslautern begründet hatte. "Als es 2012 geschlossen wurde, war es uns ein Anliegen, sie fortzuführen", sagt Pfarrer Klaudiusz Okon, Beauftragter für Caritas im Pastoralteam. "Anfangs haben die Sekretärinnen unseres Pfarrbüros die Brotausgabe allein übernommen. Aber diese doppelte Aufgabe war auf Dauer nicht machbar, deshalb haben wir uns zur Unterstützung um Ehrenamtliche bemüht. Daraus ist mittlerweile ein Team entstanden, das sich selbst organisiert. Das ist viel wert."
Lebensmittel und Begegnung
Schließlich gehe es nicht nur darum, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. "Auch die soziale
Komponente spielt eine große Rolle", ergänzt Pastoralreferent Andreas Braun. "Und dazu gehört es, die Leute nicht auf die Schnelle abzuspeisen, sondern sich Zeit für ein Gespräch zu nehmen. Diese Art der persönlichen Begegnung hat etwas mit Würde zu tun. Und die wollen wir den Menschen entgegenbringen." Deshalb wurde auch der Eingangsbereich vor der Pforte gewissermaßen "aufgemöbelt" und behaglicher gestaltet. "Jetzt steht hier eine Bank, auf der man mal verweilen kann oder sich mit dem heißen Getränk, das wir an kalten Tagen anbieten, aufwärmen kann", so Pfarrer Okon.
"Bis zu 30 Menschen kommen täglich zur Brotausgabe. Manchmal mehr, manchmal weniger." Gegen Ende des Monats, wenn das Geld knapper wird, steige der Bedarf. "Die Männer sind in der Überzahl. Die meisten kennt man schon. Auch wenn viele anonym bleiben wollen, freuen sie sich, ein paar Worte wechseln zu können", weiß Agnes Kraus: "Ihnen zuzuhören und Anteil zu nehmen, tut den Menschen gut. Denn einige haben außer uns kaum Kontakte, dafür aber so manches Problem." Umso mehr freuen sie sich, wenn die Brottüten noch etwas Besonderes enthalten, wie etwa Süßigkeiten, Backwaren, Marmelade oder Weihnachtsgebäck in der Adventszeit.
Spenden und Gelder der Pfarrei
Finanziert wird die Brotausgabe durch Spenden, zum Teil auch aus Mitteln der Pfarrei. "Wir verwenden das Geld aus dem Opferstock in der Antoniuskapelle unserer Kirche Maria Schutz und sind natürlich auch für sonstige Spenden dankbar", erklärt Pfarrer Okon und ergänzt: "Wenn die Tafel Enkenbach Brot übrig hat, gibt sie es an uns weiter."
Als die Tafeln Corona-bedingt schließen mussten, entfiel diese Hilfe leider. Doch das freiwillige Helferteam stellte aus eigener Tasche Lebensmittelspenden bereit, damit keiner der Bedürftigen leer ausgehen musste. Und hat während des Lock-downs sogar Lunchpakete an die Haustür geliefert. Der schönste Lohn für ihre Unterstützung sei die Dankbarkeit der Menschen, meint Agnes Kraus und spricht damit für alle Helfer.
Anerkennung der Arbeit
Nun wurden die Brotausgabe der Pfarrei und das damit verbundene ehrenamtliche Engagement mit dem Nardini-Preis, den der Caritas-Verband der Diözese Speyer jährlich für besondere ehrenamtliche Gruppen und Initiativen auslobt, ausgezeichnet. "Dass sich die Jury für unser Projekt entschieden hat, freut uns natürlich sehr. Es ist eine Anerkennung und Würdigung der Arbeit, die unser Helferteam Wo-che für Woche leistet", sagt Andreas Braun stellvertretend für alle Beteiligten. In diesem Jahr werden die Engagierten der Pfarrei den Preis in Form einer Urkunde und eines Geldpreises in Höhe von 1000 Euro entgegennehmen können. Neben der Auszeichnung eine willkommene Finanzspritze, die der Brotausgabe zugutekommt.
Informationen zum Nardini-Preis
Der Caritasverband für die Diözese Speyer hat 2010 den Nardini-Preis zum ersten Mal vergeben. Der Preis würdigt das Engagement ehrenamtlich tätiger Gruppen, die in ihrer Pfarrgemeinde oder in Zusammenarbeit mit kirchlich-caritativen Einrichtungen neue Wege gehen, um Menschen in Not zu helfen. "Das Lebenswerk und Glaubenszeugnis des Seligen Paul Josef Nardini sind auch für Christen von heute Vorbild und Ansporn", erklärt der Caritas- Vorsitzender Karl-Ludwig Hundemer. Ehrenamtlich tätige Gruppen sollen ermutigt werden, sich in der Caritasarbeit der Diözese Speyer zu engagieren, und dafür neue Impulse erhalten. Die Verleihung erfolgt beim jährlich stattfindenden Caritas-Tag der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Fest der Heiligen Elisabeth. Vorgeschlagen werden können ehrenamtlich tätige Gruppen. Der Preisträger wird von einer sechsköpfigen Jury ausgewählt.
Paul Josef Nardini
Paul Josef Nardini (25. Juli 1821 - 27. Januar 1862) wirkte Mitte des 19. Jahrhunderts als Priester im westpfälzischen Pirmasens. Um der Armut und der Not in der jungen Industriestadt zu begegnen, gründete er 1855 die Schwesterngemeinschaft der "Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie" (Mallersdorfer Schwestern). Die Ordensfrauen nahmen sich der verwahrlosten Kinder in seiner Pfarrei an und kümmerten sich um alte und kranke Menschen.
Paul Josef Nardini starb 1862 im Alter von nur 40 Jahren. Sein Lebenswerk und sein Glaubenszeugnis aber blieben unvergessen. Auch für Christen von heute sind sie Vorbild und Ansporn.
Text und Fotos: Friederike Jung für den Caritasverband für die Diözese Speyer