"Ich verzichte auf Maximalprofite"
Ihre Mutter Brigitte Elsbach hat ihren Immobilienbesitz in eine gemeinnützige Stiftung überführt. Was war der Grund dafür?
Meine Eltern waren jüdisch und mussten vor den Nazis nach Lateinamerika fliehen. Nach dem Krieg kamen sie zurück und konnten - auch mit Wiedergutmachungsgeldern - günstig Häuser kaufen und instand setzen. Weil Deutschland ihnen nach dem Holocaust wieder eine Heimat gegeben hat, wollte meine Mutter der Gesellschaft etwas zurückgeben. Da kamen wir auf die Idee, die Elsbach Stiftung zu gründen. So mussten wir keine Erbschaftssteuer bezahlen, für die wir eines der Häuser hätten verkaufen müssen.
Welche sozialen Leitsätze gelten für Mietverhältnisse in den Stiftungshäusern?
Wir wollen, dass unsere Mieterinnen und Mieter, von denen einige schon über 40 Jahre bei uns wohnen, zufrieden bleiben. Voraussetzung dafür ist, dass kein Haus in Eigentumswohnungen umgewandelt werden darf. Außerdem sind sozialverträgliche Mieten festgeschrieben, die im Durchschnitt zwischen 7 und 7,50 Euro nettokalt liegen. Auch bei dieser Miethöhe kann der Hausbesitz wirtschaftlich betrieben werden und ermöglicht der Stiftung abzüglich notwendiger Instandsetzungsmaßnahmen und zukünftiger Rücklagen, einen Überschuss von mindestens 250.000 Euro zu erwirtschaften, mit dem wir soziale Projekte in Berlin unterstützen.
Warum sind faire Vermietende eine so rare Spezies?
Ich bin sicher, dass viele so denken wie ich. Nur gehen die nicht an die Öffentlichkeit. Wir hätten einen viel sozialverträglicheren Wohnungsmarkt, wenn die Stadt börsennotierte Konzerne wie die Deutsche Wohnen nicht uneingeschränkt zugelassen hätte. Die betrachten Wohnraum eben nur als Renditeobjekte.
Sie verzichten auf Maximalprofite bei Ihren Mietverhältnissen - was gewinnen Sie dafür?
Es macht Freude, in die Häuser zu gehen und eine zufriedene Hausgemeinschaft vorzufinden. Alles ist entspannt, denn keiner muss sich Sorgen machen, gekündigt zu werden oder die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Der Zusammenhalt ist sehr gut, man trifft sich, man hilft sich gegenseitig. Ich bin sicher, dass die Stiftung die richtige Entscheidung war, unsere Häusergemeinschaften sind ein Kleinod.