Nach 27 Jahren zurück in den Pflegeberuf
Familienphase, Krankheit oder die Pflege von Angehörigen: Es gibt viele Gründe für eine längere Auszeit aus dem Berufsleben. Gerade im Gesundheitssektor fällt der Weg zurück aufgrund der hohen Verantwortung, des medizinischen Fortschritts und der fachlichen Weiterentwicklung in der Pflege häufig schwer. Christiane Hartmann aus Willebadessen hat es gewagt: Nach 27 Jahren ist sie nun wieder in ihren alten Traumberuf als Pflegefachkraft in der Klinik für Gynäkologie der Frauen- und Kinderklinik St. Louise zurückgekehrt.
"Ich habe sehr lange überlegt, ob ich mich wieder als Pflegefachkraft bewerben soll. Viele meiner Bekannten haben mich für verrückt erklärt, als ich von meinen Plänen erzählte − der Pflegeberuf hat leider einen extrem schweren Stand", erzählt Christiane Hartmann. 1989 absolvierte sie ihr Examen und arbeitete weitere fünf Jahre auf Stationen der Inneren Medizin und der Gynäkologie in verschiedenen Häusern der Region. Danach widmete sie sich der Familie und machte sich als "Mental Coach" für mehr als 20 Jahre selbstständig. "Es waren viele Sorgen, die meine Entscheidung begleiteten: Kann ich überhaupt noch mithalten? Wie werde ich von den Kollegen aufgenommen?"
Nun gerät sie ins Schwärmen, wenn sie von ihrem neuen, alten Beruf spricht: "Es war einer meiner wichtigsten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und geduldig eingearbeitet. Fachlich hat sich in den letzten Jahrzehnten wahnsinnig viel getan. Man muss den Mut haben, immer wieder nachzufragen. Mir macht die Arbeit mit den Patienten und Kollegen so viel Spaß, dass ich schnell wieder an Routine gewonnen habe."
Allen neuen Pflegefachkräften steht zu Beginn ein Mentor zur Seite. Die Einarbeitungszeit liegt zwischen sechs und zwölf Wochen. Tanja Hils, Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der gynäkologischen Station, begleitet Christiane Hartmann seit ihrem Start im Januar: "Wir unterstützen Rückkehrer und neue Kollegen sehr intensiv und arbeiten sie in die verschiedenen Krankheitsbilder der Patienten ein. Frau Hartmann ist ein tolles Beispiel dafür, dass der ‚Sprung ins kalte Wasser‘ sich lohnt - für sich selbst, für die Patienten und für die Kollegen."