Frischer Wind in der Arbeitswelt
Digitalisierung, Fachkräftemangel, Corona, Krieg in Europa und andere gesellschaftliche Entwicklungen verändern die Arbeitswelt schnell und radikal. Die Menschen erleben eine hohe Unsicherheit. Gleichzeitig möchten sie spüren, dass sie mit ihrem Handeln wirksam sind, anderen helfen und Dinge im Kleinen wie im Großen verändern können.
Nicht nur in der Pflege ist derzeit zu beobachten, dass gut ausgebildete Menschen ihren Beruf verlassen, weil sie das, was für sie ihren Beruf ausmacht, nicht mehr im Berufsalltag erleben: sich um Menschen kümmern, mit ihnen in Kontakt treten, zuhören und sich Zeit nehmen, um sich ihrer Sorgen und Nöte annehmen zu können. Es fehlt an Wertschätzung und Anerkennung für das, was sie täglich leisten und wofür sie sich einsetzen.
Diese Entwicklungen zeigen: Organisationen müssen neu gedacht werden. Es braucht neue Formen der Zusammenarbeit und eine neue Organisation der Arbeit. Hierarchische Strukturen aus der Vergangenheit werden zunehmend abgelöst von agilen Netzwerken der Selbstorganisation. Diese Entwicklung findet gleichsam "unter dem Radar" der klassischen Organigramme statt, und zwar auch bei der Caritas, so dass gleichzeitig zwei Systeme wirken. Mit der Veränderung der Organisationsstruktur verändert sich die Zielrichtung. Der Blick geht nach außen: Wofür sind wir da? Was brauchen unsere Kund:innen, Klient:innen? Wie müssen wir die Strukturen neu aufbauen, um den Bedürfnissen der Kund:innen gerecht zu werden? Und natürlich folgt dann wieder der Blick nach innen: Wie müssen wir miteinander umgehen, damit das Handeln nach außen auch glaubwürdig werden kann?
Es ist spannend zu beobachten, dass sich viele Organisationen in der Caritas auf den Weg machen, anders zu denken. Häufig sind es einzelne Einrichtungen, in denen neu gedacht wird. Zumeist sind es einzelne Führungskräfte, die Lust haben, sich von alten, starren und hierarchischen Strukturen zu lösen und einfach anfangen, Selbstorganisation und agile Methoden einzuführen. Es ist allerdings schwer, in bestehenden Strukturen Neues zu etablieren. Es kann gelingen, wenn der Mut da ist. Und es ist letztendlich eine Frage der Haltung: Wie wertschätzend bin ich als Führungskraft? Nehme ich jede:n im Team genauso wichtig wie mich selbst? Haben wir gemeinsam getragene Ziele, die wir erreichen möchten? Vertraue ich darauf und glaube ich daran, dass meine Mitarbeiter:innen das Beste geben, um das Ziel zu erreichen?
Eine Organisationsentwicklung hin zu mehr Selbstorganisation und Agilität ist eine entscheidende Frage der Zukunftsfähigkeit der Caritas und ihrer Glaubwürdigkeit als christliche Arbeitgeberin. Mehr Selbstorganisation der Teams, eine ganzheitlichere Sicht auf den:die Kolleg:in und eine höhere Agilität der Organisation sind Themen, die man nicht hierarchisch verordnen, wohl aber von der Führung her glaubwürdig unterstützen kann. An vielen Stellen in der Caritas zeigt sich das Potenzial dieser Themen, wie etwa bei der Revision der Grundordnung des kirchlichen Dienstes, Fragen zum Image der Caritas in der Gesellschaft und Initiativen gegen den Fachkräftemangel.
Veränderung gelingt leichter, wenn man sie nicht allein macht: Daher wurde im Rahmen von zwei "rückenwind"-Projekten des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern und des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg (www.selbstorganisiert-motiviert.de) das Forum "Selbstorganisation und Agilität in der Caritas" ins Leben gerufen. Hier wollen die Organisator:innen gemeinsam mit allen Interessierten ein Netzwerk aufbauen, um sich gegenseitig zu unterstützen, Know-how zu teilen, neue Impulse zu bekommen und voneinander zu wissen. Rund 30 Personen aus verschiedenen Ebenen und verschiedenen Verbänden und Organisationen treffen sich (derzeit virtuell) und freuen sich, wenn der Kreis noch größer wird (Kontakt: kobialka@caritas-dicv-fr.de, michael.gross@caritas-nuernberger-land.de, t.kellermann@caritas-arnsberg.de).
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