Mehr, als man glaubt
Religiöse Bildung am Arbeitsplatz - passt das zusammen? Mitarbeitende privater Dienstleistungsunternehmen haben da wohl wenig Verständnis. Bei der Caritas steht religiöse Bildung schon eher im Fokus. Manch einer könnte religiöse Bildung im Kontext der Arbeitswelt als spirituell übergriffig empfinden. Die Grundordnung besagt jedoch, dass Träger und Leitung die Verantwortung für den kirchlichen Charakter der Einrichtung tragen. Danach ist religiöse Bildung so aufzuzäumen, dass sie bei Kernprozessen der Dienstleistungserbringung und Organisationskultur unterstützend wirkt. Wie kann das geschehen? Ein Arbeitskreis der Caritaspastoral im Diözesan-Caritasverband des Erzbistums Köln hat eine Handreichung entwickelt. Sie leitet dazu an, religiöse Bildung identitätsstiftend und zum Nutzen der anvertrauten Menschen als selbstverständlichen Prozess im Unternehmen wahrzunehmen und zu steuern. Impulse zur Evangelisierung der Dienstgemeinschaft sind nicht vorrangig intendiert. Doch wenn religiöse Bildung den Mitarbeitenden und den anvertrauten Menschen hilft, gut zu arbeiten und zu leben, dann ist sie selbst diakonisches Handeln.
Ein Konzept zu vier Anlässen
1. In kirchlichen Einrichtungen gibt es die Tradition offener und freiwilliger Angebote zu religiös-spiritueller Selbstvergewisserung und Glaubensvertiefung. Diese geschützten Lernorte des Glaubens sind zweckfrei und mitarbeiterorientiert ausgerichtet.
2. Religiöse Bildung ist implizierter Bestandteil der allgemein beruflichen Fortbildung. Sie bildet das Berufsethos, also die christliche Haltung und die Begründung wertegebundener Entscheidungen von medizinischer und sozialer Arbeit.
3. Caritative Unternehmen haben das Interesse, die Auseinandersetzung mit der Geschichte, dem Leitbild und den Inhalten der vorgegebenen christlichem Wertorientierungen anzuleiten, um so die Zustimmung der Mitarbeitenden zu fördern.
4. Die religiöse Bildung vermittelt Kompetenzen, die anvertrauten Menschen mit ihren Glaubens- und Lebensfragen nicht allein zu lassen, sondern fachkundig und religionssensibel in ihrer Religionsausübung und bei Sinnfragen zu begleiten.
Vier differenzierte Bildungsbereiche
Dazu können vier Bildungsbereiche differenziert werden: Die Glaubensvertiefung orientiert sich zweckfrei an der Biografie und den Themen der Mitarbeitenden. Religiöse Bildung im Rahmen der Profession hilft, die nötigen Kompetenzen zur Umsetzung des beruflichen Ethos im Rahmen der normalen beruflichen Fortbildung zu sichern. Die religiöse Bildung mit berechtigtem Organisationsinteresse hilft dem Träger, seinen Auftrag und sein Leitbild, also die Unternehmensidentität, bei den Mitarbeitern so zu verankern, dass das Commitment - also die innere Zustimmung - zum Auftrag des Unternehmens, bestärkt wird. Und in der vierten Dimension zielt die berufliche Fortbildung auf die notwendige Fachlichkeit, um den religiösen Belangen der anvertrauten Menschen zu entsprechen und sie zu begleiten.
Die in der Handreichung beschriebene religiöse Bildung bleibt an die soziale, kulturelle und religiösen Herkunft der Adressaten rückgebunden. Sie nimmt Maß an den Erfahrungen im diakonischen Arbeitsfeld. Und sie soll mit den weiteren Unternehmensprozessen organisch und organisatorisch verknüpft werden.
Die Handreichung richtet sich an Leitungsverantwortliche caritativer Einrichtungen, die Unternehmensprozesse steuern. Daher hat die Autorengruppe ihre Sicht der religiösen Bildung systematisiert und mit Leitfragen der Selbsteinschätzung zum Stand der religiösen Bildung in einem Sozialunternehmen verbunden. Der Aufriss eines Musterworkshops zum Thema soll das Gestaltungsinteresse wecken. Der Workshop sieht vor, den Zuschnitt der religiösen Bildung in einer Organisation im Zusammenspiel von Leitungsverantwortung und Mitarbeitenden vorzunehmen und die Prozessbegleitung oder Bildungsexperten von außen miteinzubeziehen.
Die Handreichung soll kein Evangelisierungskonzept sein und unterstellt den Mitarbeitenden kein Glaubensdefizit. Der hohe Differenzierungsgrad zwischen den Bildungsanlässen und die Klärung der Bildungsinteressen innerhalb eines Sozialunternehmens schützen vor intransparentem Anpassungsdruck oder geheimem Lehrplan. Ziel ist es vielmehr, dass religiöse Bildung ein selbstverständlicher Teil christlicher Professionalität wird.
Die Handreichung kann beim Leiter der Autorengruppe, Bruno Schrage, Referent für Caritaspastoral im DiCV Köln, E-Mail: bruno.schrage@caritasnet.de bestellt werden und steht zum Download unter www.caritasnet.de, Rubriken: "Über uns", "Caritas-Pastoral".
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