Umfrage: So nehmen Studierende die Caritas wahr
Um zu erfahren, was Jugendliche und junge Erwachsene über die Caritas und ihre Arbeit wissen - auch in der Vorschau auf die geplante Etablierung einer Young Caritas Deutschland -, führten Studierende im Masterstudiengang Caritaswissenschaft und Christliche Gesellschaftslehre an der Freiburger Universität im Rahmen des Forschungsseminars im Wintersemester 2011/2012 eine kleine Studie durch. Vom 28. November bis 23. Dezember 2011 wurden dafür mit Hilfe eines Fragebogens Studierende der Universität Freiburg im Alter von 18 bis 27 Jahren befragt.
Insgesamt konnten 291 gültige Fragebögen ausgewertet werden. Wenngleich aus allen elf Fakultäten Studierende teilnahmen, ist diese Stichprobe nicht repräsentativ. Die Befragten waren im Durchschnitt 22,5 Jahre alt und zu fast zwei Dritteln weiblich (63 Prozent). Ihre Konfession gab knapp die Hälfte mit "katholisch" an (46 Prozent) und ein Viertel mit "evangelisch", während sich 23 Prozent der Befragten als konfessionslos beziehungsweise atheistisch bezeichneten und die verbleibenden fünf Prozent sonstigen Religionen und Weltanschauungen angehörten.
Die meisten Befragten studierten an der philologischen Fakultät (22 Prozent), gefolgt von Philosophie (17 Prozent), Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften (16 Prozent), Theologie (14 Prozent) und Jura (12 Prozent). Die übrigen Prozentpunkte verteilten sich einstellig auf Medizin, Natur-, Technik- sowie Umweltwissenschaften.
Engagement im sozialen und kirchlichen Bereich
Gut die Hälfte der Befragten engagierte sich im sozialen und etwa ein Viertel im kirchlichen Bereich. Als kirchlich engagiert bezeichneten sich 88 Prozent der Theologiestudent(inn)en gegenüber 16 Prozent der Angehörigen anderer Studiengänge. Die Frage nach dem sozialen Engagement bejahte gut die Hälfte der Student(inn)en anderer Studiengänge, während es 71 Prozent der Theologiestudent(inn)en waren.2
Sehr hoher Bekanntheitsgrad
94 Prozent der Befragten gaben an, die Caritas zu kennen. Auf die Frage nach dem Woher behaupteten die meisten, die Caritas von Plakaten zu kennen (42 Prozent), die wenigsten nannten das Radio (sechs Prozent). Mit 33 Prozent lag das Medium Zeitung noch vor dem Internet (23 Prozent). Zu den in der Abbildung erwähnten "sonstigen" Berührungspunkten gehören zum Beispiel die eigene praktische Erfahrung beziehungsweise der Kontakt zu Einrichtungen wie zum Beispiel Caritasbibliothek oder -krankenhaus (s. Abbildung).
Die meisten Befragten brachten die Caritas mit der katholischen Kirche in Verbindung (66 Prozent), neun Prozent jedoch mit der evangelischen Kirche.
Jede(r) Zehnte war schon mal bei der Caritas engagiert
Etwa 90 Prozent der Befragten gaben an, sich noch nie im Rahmen der Caritas engagiert zu haben. Die meistgenannten Gründe waren: keine Gelegenheit, Zeitmangel und mangelndes Interesse. Etwa zehn Prozent der Student(inn)en engagierten sich zum Beispiel in Spendensammlung, Alten- oder Behindertenhilfe für die Caritas. Beim Gruppenvergleich nach Religionszugehörigkeit ergab sich ein signifikanter Unterschied: 16 Prozent der katholischen Befragten waren schon einmal für die Caritas im Einsatz gewesen, während dies nur für einen kleinen bis mittleren einstelligen Prozentsatz der nicht katholischen Studierenden galt. Rund jede(r) vierte Theologiestudent(in) engagierte sich in der Caritas, hingegen nur 7 Prozent der Studierenden anderer Fakultäten.
Auf die Frage, wie oft sie selbst Angebote der Caritas in Anspruch nehmen, antworteten die weitaus meisten Befragten (86 Prozent) mit "Nie". Bei den übrigen Nennungen handelte es sich beispielsweise um die Inanspruchnahme einer Praktikumsstelle in einer Kita oder der Bibliothek der Caritas.
Auswertung der Umfrage-Ergebnisse
Ihr hoher Bekanntheitsgrad auch außerhalb der Gruppe konfessionellen Christentums kann als sehr erfreulich für die Caritas gewertet werden. Dass Studierende die Caritas am meisten durch Plakate oder Zeitung kennen, lässt den Schluss zu, dass derzeit besonders Plakat- und Zeitungswerbung der Caritas Aufmerksamkeit erzeugen können. Möglicherweise hören Studierende wenig Radio, wohingegen sie auf dem täglichen Weg zur Universität an Plakaten der Caritas vorbeikommen könnten. Außerdem ist es möglich, dass Menschen, denen die Caritas schon ein Begriff ist, solche Werbeplakate eher im Gedächtnis behalten als Menschen, die noch nie von der Organisation gehört haben.
Auffällig ist, dass wenige Teilnehmende die Caritas aus dem Internet kennen. Das Internet als primäres Medium zur Informationsbeschaffung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen übt großen Einfluss auf diese Gruppe aus. Hier liegt offensichtlich Potenzial für die Caritas, vermehrt über soziale Netzwerke bei der jungen Generation auf sich aufmerksam machen.
Die Studie zeigte, dass die Caritas bei Katholik(inn)en tendenziell bekannter ist und mehr geschätzt wird. Wie zu erwarten angesichts der Tatsache, dass die Caritas eine Organisation der katholischen Kirche ist, sind die meisten derer, die sich schon bei der Caritas engagiert haben, katholisch. Auch Befragte anderer Konfessionen engagieren sich für die Caritas, jedoch deutlich weniger als im sonstigen sozialen Bereich.
Es ist erfreulich, dass der Caritas aus den eigenen Reihen diese Anerkennung zukommt. Da sich die Caritas jedoch auch für Nichtkatholiken einsetzen will, ist zu überlegen, wie sie auch Angehörige anderer Konfessionen und Weltanschauungen besser erreichen kann.
Dass die Mehrheit der Studierenden nie Angebote der Caritas nutzt, erstaunt angesichts der Tatsache, dass die Caritas einer der größten deutschen Wohlfahrtsverbände ist. Laut einer Erhebung der Caritas4 nimmt unter Millionen von Klient(inn)en auch ein großer Anteil junger Menschen ihre Angebote in Anspruch. Möglicherweise wollten einige der Befragten trotz der Anonymität der Umfrage nicht zugeben, dass sie schon einmal Hilfe beansprucht haben. In Anbetracht der Vielfalt an Leid, Konflikten und Schwierigkeiten in allen Lebensbereichen erscheint es ausgeschlossen, dass Jugendliche und junge Erwachsene tatsächlich keine Hilfsangebote benötigen. In einem sich anschließenden qualitativen Teil der Erhebung mit Interviews wurden die Studierenden gefragt, warum sie Angebote nicht in Anspruch genommen haben und welche Angebote sie mehr wünschen würden. Die Ergebnisse der qualitativen Teile der Erhebung werden noch veröffentlicht.
Zusammenfassend können die quantitativen Ergebnisse dieser Studie gute Ansatzpunkte liefern für das Vorhaben der Caritas, einen noch besseren Zugang zur Jugend zu finden: Zum einen verfügen die Studierenden noch nicht über genügend Informationen zur Caritas. Auffällig wenige (24 Prozent) kennen die Caritas aus dem Religionsunterricht, immerhin jedoch etwa 35 Prozent aus dem Kontext der Gemeinde. Da dieser Wohlfahrtsverband im Rahmen seiner Internetpräsenzen und an diversen anderen Orten ausführliche Informationen bereitstellt und sich junge Menschen bei Interesse leicht Zugang verschaffen können, kommt es vor allem darauf an, dieses Interesse in einer für sie attraktiven Weise zu wecken. Damit wird es möglich, die Jugendlichen mit den Angeboten der Caritas besser zu erreichen und andererseits auch mehr junge Menschen zum Engagement bei der Caritas zu motivieren.
Anmerkungen
1. Für die Durchführung der Befragung und Mitarbeit in der Auswertung bedanken wir uns herzlich bei: A. Glavas, E. Ayebome, F. Faas, J. Armas, P. Zeil und S. Gebauer.
2. Die Befragten bekamen keine zusätzliche Information über die Caritas. Die meisten verstanden "Caritas" sowohl sozial als auch kirchlich.
3. Bei der Befragung wurden mehrere Antwortmöglichkeiten angeboten.
4. vgl. www.caritas-statistik.de