Mehr Mut zum Wiederverwerten!
In vielen Einrichtungen ist das Smartphone ständiger Begleiter. Über ihre Auswahl entscheidet oft allein der Preis. Doch angesichts der Notwendigkeit, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, und der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) sollten Sozialunternehmen hier eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit entwickeln.
Ausrangierte Smartphones meist in sehr gutem Zustand
Im Durchschnitt werden Smartphones nach 2,5 Jahren ersetzt. Besonders besorgniserregend ist, dass 25 Prozent innerhalb von zwölf Monaten ersetzt und insgesamt nur 27 Prozent einem weiteren Lebenszyklus zugeführt werden. Dabei sind 70 Prozent aller ersetzten Smartphones in einem technisch ausgezeichneten Zustand, bei den restlichen 30 Prozent liegt oft ein defektes Display vor.1
Smartphones könnten also länger genutzt werden, jedoch wird die mögliche Nutzungsdauer im beruflichen Kontext durch die DSGVO beschränkt. Bekommen Smartphones keine sicherheitsrelevanten Updates mehr, gilt dies als meldepflichtiger Verstoß. Weiter ist ein Mobile Device Management (MDM) nötig, um technisch-organisatorische Maßnahmen zentral umzusetzen, damit etwa unkontrollierter Datenabfluss verhindert wird. Die mögliche Nutzungsdauer beträgt je nach Hersteller etwa sechs Jahre.
CO2-Ausstoß so groß wie der von Belgien
In welchen Dimensionen bewegt sich nun der CO2-Ausstoß von Smartphones? Der GHG (Ausstoß von Treibhausgasen nach Greenhouse Gas Protocol) wird durch die Lebenszyklusanalyse transparent. Betrachtet man alle Apple-Modelle, so beträgt der GHG je Gerät 65,4 Kilogramm, der Anteil der Produktion am GHG 78 Prozent und der der Nutzung 18 Prozent.2
2024 wurden weltweit 1,24 Milliarden Smartphones produziert. Nimmt man an, dass der Durchschnitt von 65,4 Kilogramm je Smartphone über alle Hersteller gilt, ergibt das einen CO2-Ausstoß von etwa 81 Millionen Tonnen, also in etwa dem des Landes Belgien im Jahr 2023.
Strategien für nachhaltige Hardware-Beschaffung
Einer der wichtigsten Faktoren für Nachhaltigkeit ist der Ausbau von Kreislaufwirtschaft. Nur durch rückgeführte Geräte gibt es einen Markt für wiederaufbereitete ("refurbished") Geräte. Das Potenzial ist enorm, liegen in Deutschland doch schätzungsweise 210 Millionen Smartphones in den Schubladen.3
Wiederaufbereitete Geräte sind ein wichtiger Bestandteil der Strategie; durch sie kann der GHG um bis zu 71 Prozent gesenkt werden.4 Von Vorteil ist zudem die Wahl des richtigen Refurbishers: So trägt etwa die AfB gemeinnützige GmbH (www.afb-group.de) positiv zu den UN-Nachhaltigkeitszielen bei. Dass die öffentliche Verwaltung Frankreichs seit 2023 den Anteil wiederaufbereiteter Hardware von 25 auf 50 Prozent steigern konnte, zeigt, dass das Modell funktioniert.
Es empfiehlt sich, alle mobilen Endgeräte in ein MDM einzubinden. Berufliche Smartphones lassen sich privat nutzen, ohne dass Mitarbeitende in ihrer Freizeit gestört werden. Und auch kleine Handlungen wirken: etwa Geräte vor Beschädigungen zu schützen.
Hilfreich kann es auch sein, in der Produktion angefallene Treibhausgase über CO2-Kompensationsprojekte wie die Klima-Kollekte zu kompensieren.
1. Van den Berge, R.; Thysen, T.: Premature Obsolescence Multi-Stakeholder Product
Testing Program, 2022. https://tinyurl.com/nc25-8-smartphone
2. Apple: Environment. 2024. www.apple.com/environment
3. Reinhard, J.; Ramesohl, S.; Schmidt, S. et al.: Zukunftsbild Smartphone: Wege zur Kreislaufwirtschaft, 2024. https://tinyurl.com/nc25-8-vodaphone
4. Pamminger, R.; Glaser, S.; Wimmer, W.: Modelling of different circular end-of-use scenarios for smartphones. In: The International Journal of Life Cycle Assessment, 26(3) 2021, S. 470-482.
https://tinyurl.com/nc25-8-springer