Grüne Jugendhilfe: St. Elisabeth verkleinert den Fußabdruck
Photovoltaik, E-Mobilität und ein Streuobstbiotop: Beim Jugendhilfeverbund (JHV) St. Elisabeth in Fulda ist Nachhaltigkeit nicht nur in der unternehmerischen Strategie verankert. Das Thema spielt auch in der pädagogischen Ausrichtung eine wichtige Rolle. Den untergebrachten Jugendlichen soll ein verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen nahegebracht werden.
Der JHV ist eine Einrichtung des Caritasverbands für die Diözese Fulda und hat ein breitgefächertes Angebot für Kinder, Jugendliche und Familien. Die Einrichtung umfasst nahezu 30 Standorte mit Wohn- und Tagesgruppen, Familienzentren, Verselbstständigungswohnen und Verwaltungsgebäuden. Insgesamt 15 Wohn- und Inobhutnahmegruppen mit jeweils bis zu neun Plätzen bieten jungen Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen temporär oder dauerhaft nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können, ein geschütztes Lebensumfeld. Das Handeln im JHV St. Elisabeth basiert auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes, welches den schonenden Ressourceneinsatz und Klimaschutzmaßnahmen umfasst. Deshalb wird Umweltbildung im Hinblick auf die globale Klimakrise ernst genommen. In der Einrichtung stehen kurzfristige Initiativen sowie mittel- und langfristige Nachhaltigkeitsprojekte im Fokus, welche sich positiv auf die Biodiversität und die Gesellschaft auswirken.
Elektrifizierter Fuhrpark
Ein Beispiel für solche Nachhaltigkeits-Maßnahmen ist der Einsatz von E-Mobilität: Schon seit 2015 wird flächendeckend der zuvor auf fossiler Verbrennungstechnologie basierende Dienstwagen-Fuhrpark des JHV nach und nach auf Elektromobilität umgestellt. Der Anspruch ist, eine möglichst sinnvolle und nachhaltige Mobilitätsstruktur zu erreichen. Dazu gehört, dass die Wahl bei Neuwagenanschaffungen grundsätzlich auf E-Fahrzeuge fällt, die mit dem eigenerzeugten Solarstrom betrieben werden. 35 von 50 Pkw und Kleinbusse, für die jeweils eine Ladestation zur Verfügung steht, fahren mittlerweile mit Sonnenstrom. Mehrere E-Lastenräder sowie ein Mobilitätsbudget für die jeweiligen Fachbereiche gehören ebenso zur Mobilitätsstrategie der Einrichtung wie ÖPNV-Abos.
Erneuerbare Energien
Als weiteres Beispiel lässt sich der Einsatz von erneuerbaren Energien benennen. Bereits heute wird ein großer Teil des Strombedarfs der Einrichtung klimafreundlich gedeckt. Nahezu alle Gebäude sind mit Photovoltaikanlagen und Wallboxen für Elektromobilität ausgestattet. Bei Neubauten wird bereits auf eine passende Dachgestaltung geachtet. Deutlich gesunkene Systempreise ermöglichen den wirtschaftlichen Einbau von Stromspeichern. Im Wärmebereich werden alle Neubauten von Beginn an mit Luft-Wasser-Wärmepumpen ausgestattet, bei Heizungserneuerungen wird weitestgehend auf Wärmepumpen umgerüstet.
Nachhaltige Beschaffungspolitik
Als Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz werden Nachhaltigkeitsthemen zunehmend in den Einrichtungsalltag integriert. Um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, wird zum Beispiel beim Kauf von Büro- und Verbrauchsmaterialien auf den Einsatz von Recyclingprodukten und Recyclingpapier geachtet. Reinigungsmittel sowie andere Verbrauchsprodukte werden seit Ende 2022 in der gesamten Einrichtung von einem Versandhandelsunternehmen für ökologische, sozialverträgliche und qualitativ hochwertige Produkte bezogen. Außerdem beziehen vier Wohngruppen und eine Tagesgruppe regelhaft Lebensmittel aus fairem Handel, und es gibt mindestens einen vegetarischen Tag in der Woche. Die Mitarbeiter:innen der Fachbereiche werden regelmäßig zum Kauf von ökologisch erzeugten und fair gehandelten Lebensmitteln motiviert. Eine Direktbelieferungsvereinbarung mit einem großen Hersteller verbessert die Klimabilanz durch weniger Einkaufsfahrten und fördert verantwortungsvolles Konsumverhalten in den Wohn- und Tagesgruppen. Im Rahmen von Feierlichkeiten, Meetings und Inhouse- Fortbildungen werden grundsätzlich vegetarische Speisen angeboten, um den ökologischen Fußabdruck weiter zu verkleinern.
Biodiversität
Einen besonderen Erfolg hat das Projekt "Schaffung eines artenreichen Streuobstbiotops" am Ortsrand des Fuldaer Stadtteils Maberzell erzielt. Im November 2024 wurde dem Projekt der erste Platz beim Nachhaltigkeitspreis eines regionalen Energieversorgers verliehen (mehr dazu im Video unter: tinyurl.com/nc25-05-jhv). Ziel des Projektes ist es, eine etwa 20.000 Quadratmeter konventionell genutzte landwirtschaftliche Fläche nach und nach in ein Biotop mit Streuobstwiese zu verwandeln. Von Kindern, Jugendlichen, Mitarbeiter:innen sowie ehrenamtlich engagierten Menschen wurden bisher über 70 hochstämmige Obst- und Walnussbäume sowie Beerensträucher gepflanzt. Künftig soll hier Umweltbildung für alle greifbar werden. Daneben gibt es zahlreiche weitere abgeschlossene, laufende und geplante Projekte, die hier nur kurz erwähnt werden können: Blühstreifen werden angelegt, Nistkästen und Vogelfutterhäuser an die Wohngruppen verschenkt, Kartoffeln werden ökologisch angebaut. Außerdem gibt es ein als Wettbewerb angelegtes Gartenprojekt, ein Bienenprojekt, Hühnerhaltung oder einen Energiewettbewerb für Kinder und Jugendliche.
Starten statt warten
Erst im Jahr 2024 wurde im JHV damit begonnen, Kennzahlen zu längst gestarteten Projekten zu dokumentieren, systematisch auszuwerten und zu beschreiben. Entsprechend wurden bisher Zeit und finanzielle sowie personelle Ressourcen direkt in konkrete Nachhaltigkeitsprojekte investiert und weniger Aufwand mit der theoretischen Planung und Konzepterstellung betrieben. Denn für die Einrichtung zählen vor allem zwei Dinge: ein offensichtlicher, langfristiger Nutzen (Effizienz) und praktische Tauglichkeit.