Wertgeschätzt und ermutigt
Rund 600 Sammlerinnen und Sammler sowie freiwillig Engagierte in seinen Einrichtungen hatte der Caritas-Diözesanverband im Sommer nach Eichstätt eingeladen: zu einem Festgottesdienst mit Bischof Gregor Maria Hanke im Dom, einem geselligen Treffen im Festzelt auf der Seminarwiese und mehreren kulturellen Angeboten. Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums in diesem Jahr wollte der Verband ihnen damit für ihr Engagement danken. Der Bischof bezeichnete die Ehrenamtlichen als „Gesichter, hinter denen ein liebendes Herz steht“. Zwei dieser Gesichter sind hier zu sehen. Wir sprachen mit der ältesten und jüngsten Freiwilligen an diesem Tag.
Lidwina Schäfer (90):
Wie engagieren Sie sich?
Ich besuche fünf alte Menschen im Caritas-Seniorenheim St. Josef in Nürnberg-Langwasser. Ich unterhalte mich mit ihnen, fahre sie in den Gottesdienst in die Kapelle und wieder aufs Zimmer zurück. Und wenn es nötig ist, mache ich für sie auch Besorgungen.
Diese Menschen sind vermutlich noch jünger als Sie?
Ja, zum Teil. Eine Frau ist erst 50. Sie war zuckerkrank und hat nur ein Bein. Wie die anderen wartet sie schon immer auf mich. Außer sonntags gehe ich zu allen an jedem Tag.
Was motiviert sie dazu, diesen Besuchsdienst zu machen?
Zum einen wäre ich ohne diese Tätigkeit allein zu Hause, und das würde mir gar nicht gefallen. Zum anderen tue ich das aus meinem Glauben heraus. So kann ich anderen Menschen helfen. Das ist mir sehr wichtig.
Was tun Sie bei Ihren Besuchen besonders gerne?
In der Vergangenheit schwelgen, also von früher erzählen: Das tue ich gerne, aber das lieben auch die Leute, zu denen ich gehe. Dies führt immer zu einem schönen Austausch.
Gibt es auch etwas, was Sie als schwierig empfinden?
Es gibt eine Person, die oft unzufrieden ist und Dinge sieht, die nicht so sind. Da kann ich manchmal vor lauter Aufregung nicht schlafen. Doch ich gehe trotzdem zu ihr. Ich höre das zwar nicht gerne, aber weil ich schon so lange zu ihr gehe, mache ich das auch weiterhin. Gerade solche Menschen brauchen schließlich Unterstützung.
Sie sind schon 90 Jahre alt. Wie lange möchten Sie Ihr Ehrenamt noch ausüben?
So lange ich ins Seniorenheim gehen kann, geht es mir gut.
Anja Geyer (40):
Wie engagieren Sie sich?
Ich bin seit über zehn Jahren Caritas-Sammlerin in Haunstetten.
Wie sind Sie das geworden?
Ich habe das von meiner Schwiegermutter übernommen. Diese wollte damals aufhören. Da habe ich es einfach weitergemacht. Doch ich tue das natürlich auch aus Überzeugung: So kann ich aktiv etwas dazu beitragen, dass Geld gesammelt wird für Menschen, die es am nötigsten brauchen.
Erzählen Sie einmal, was beim Caritassammeln passiert?
Man klingelt an der Haustür, und die meisten warten schon. Die wissen, dass man kommt.
Meistens kommt der Spruch „Du warst doch erst da“, weil ich das ja zweimal im Jahr tue. Und dann sage ich: „Du weißt es doch. Ich komme einfach.“ Dieser Wortwechsel ist aber ein Spaß. Ich werde grundsätzlich herzlich empfangen. Und wenn jemand nichts geben will, ist das auch in Ordnung.
Kommt das oft vor?
Nein, hin und wieder mal. Bei der letzten Frühjahrssammlung kurz nach dem Finanzskandal im Bistum Eichstätt hatte einer gesagt „Das hat mich jetzt wirklich geärgert. Ich möchte nichts geben.“ So etwas passiert sonst eigentlich gar nicht.
Haben Sie schon einmal etwas besonders Interessantes erlebt?
Früher gab es eine „ältere Omi“. Die hatte ihr Geld immer schon hergerichtet, sobald sie erfahren hatte, dass die Sammlung ansteht. Da musste ich zu ihr raufgehen und mich zu ihr setzen. Die hatte darauf gewartet. Und sie wollte einfach von ihrem Leben und übers Dorfgeschehen erzählen. Heute trinke ich auch noch bei einer Frau bei jeder Sammlung Kaffee.
Schön, aber zeitaufwendig …
Ja, durchaus, wobei man natürlich auch Routine bekommt: Wir sind im Dorf vier Sammler. Jeder hat seinen Bereich. Ich sammele in zwei Straßen. Und da weiß man, wann die Leute zu Hause sind.
Wie lange wollen Sie sich noch so engagieren?
Ich muss gestehen, dass ich schon einmal aufhören wollte, aber mein Herz wurde erweicht. Ereignisse wie der Caritastag für Ehrenamtliche zeigen, dass unserer Arbeit wertgeschätzt wird und geben neuen Mut.