Keine Angst vor der Angst
Angst ist eine Grundform menschlichen Verhaltens und Erlebens und jedem aus eigener Erfahrung bekannt. Als Gefahrensignal hat sie eine wichtige Schutzfunktion. Sie entsteht auch regelmäßig angesichts von Neuem und Unbekanntem. Daher ist jeder Entwicklungsprozess „mit Angst verbunden, denn er führt uns in etwas Neues, bisher nicht Gekanntes und Gekonntes, in innere oder äußere Situationen, die wir noch nicht und in denen wir uns noch nicht erlebt haben“ (Fritz Riemann).
So gesehen sind Kinderängste zunächst normale Ängste. Sie sind milde, vorübergehend und alterstypisch: Kinder am Ende des ersten Lebensjahres ängstigen sich vor fremden Menschen und lauten Geräuschen, zwei- bis vierjährige Mädchen und Buben haben Angst vor Tieren, Dunkelheit sowie dem Alleinsein und vier- bis sechsjährige Kinder fürchten Fantasiegestalten. Sieben- bis zehnjährige verspüren häufig Angst vor der Schule, zum Beispiel vor Versagen oder negativer Beurteilung durch andere. In diesem Alter werden Kinder aber auch zunehmend dazu fähig, sich vor Krankheit, Schuld und Tod zu ängstigen.
Wenn sie zum Problem wird
Angesichts dessen, dass Ängste zu einer gesunden Entwicklung gehören, ist die Unterscheidung von normalen und krankhaften Ängsten von großer Bedeutung. An krankheitswertige Ängste ist immer dann zu denken, wenn deren Dauer und Intensität sehr ausgeprägt sind, zumal in objektiv nicht bedrohlichen Situationen. Problematisch ist es auch dann, wenn die Angst alterstypische Lebensvollzüge beeinträchtigt, etwa den Besuch von Kindergarten, Schule oder den Kontakt mit Gleichaltrigen, oder wenn sie bei den Kindern und deren Familien einen erheblichen Leidensdruck bewirkt.
Sich stellen statt verbergen
Was die Bewältigung der Angst anbelangt, hat sich bewährt, Kinder dazu zu bringen, sich der Angst zu stellen, anstatt zu fördern, dass sie ängstigende, aber objektiv ungefährliche Situationen meiden. Dadurch wird den Kindern die wichtige Erfahrung verschafft, dass die Angst auch ohne Vermeidungsverhalten zurückgeht. Von großer Bedeutung ist auch die sogenannte kognitive Methode: Sie geht davon aus, dass Ängste durch nicht hilfreiche Weisen des Denkens und Bewertens entstehen. Der Gedanke „In der Klassenarbeit werde ich bestimmt versagen!“ wäre ein Beispiel dafür. Diese oft unbewussten und zugleich schädlichen Gedanken werden mit dieser Methode aufgespürt, in Frage gestellt und durch hilfreiche, nicht ängstigende Gedanken ersetzt.
Wenn Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene Ängste erleben, unter denen sie leiden, weil sie ihre Lebensführung beeinträchtigen, können sich ihre Erziehungsberechtigten oder auch sie selbst gerne an unsere Beratungsstelle wenden:
Psychologische Beratungsstelle
für Eltern, Kinder und Jugendliche
Ringstr. 59
92318 Neumarkt
Telefon: 09181-29740
E-Mail: erziehungsberatung@caritas-neumarkt.de
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