Junge Talente fördern
Frau Müller, Sie sind Master-Studentin der Heilpädagogik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin. Was war für Sie der Auslöser, sich für einen sozialen Beruf zu entscheiden?
Das Bedürfnis, für andere Menschen da zu sein, hatte ich schon immer, seit meiner Kindheit. Das hat sich im Laufe meines Lebens ausgeweitet. Zum Beispiel habe ich Kinder betreut und behinderte Menschen begleitet. Aktuell begleite ich eine Familie einmal jährlich für ein bis zwei Wochen in den Urlaub. Das Kind hat das Rett-Syndrom, das ist sehr pflegeaufwendig. Ich bin da, damit die Eltern auch einmal abends essen gehen können oder einfach eine Nacht durchschlafen. Man merkt, wie und woran man arbeitet und dass es Sinn macht. Und Sinnhaftigkeit bei der Arbeit ist für mich das Wichtigste.
In ihrem Leben spielt soziales Engagement also eine große Rolle…
Ja, eine sehr große Rolle. Ich arbeite mindestens 15 Stunden die Woche ehrenamtlich. Dabei muss ich auch immer schauen, wie ich mich finanziere, damit ich die Miete am Ende des Monats zahlen kann.
Sind Sie deshalb auf das Stipendium der Caritas GemeinschaftsStiftung aufmerksam geworden?
Ja, das Thema Geld hat bei meiner Ausbildung schon immer eine Rolle gespielt. Eigentlich wollte ich Kindheitspädagogik in Freiburg studieren, aber das konnte ich mir nicht leisten. Auch mein ur-sprünglicher Wunsch, Kunsttherapie in Holland zu studieren, hat sich nicht erfüllt, weil es damals noch kein Bafög für nicht-deutschsprachige Länder gab. Jetzt studiere ich Heilpädagogik in Berlin und habe von dem Stipendium der Caritas GemeinschaftsStiftung durch einen Aushang in der Uni erfahren. Das Stipendium war offen für alle Studiengänge der sozialen Richtung. Durch die 300 Euro im Monat, die ich durch das Stipendium bekomme, habe ich mehr Zeit für mein Ehrenamt.
Welchen familiären Hintergrund haben Sie?
Ich habe drei Geschwister, meine Eltern leben getrennt seit ich zwei Jahre alt bin und ich habe meist bei meinem Vater gewohnt, meine Geschwister meistens bei meiner Mutter, wir sind immer hin und her gewechselt. Alles ein bisschen chaotisch und kompliziert und bis heute nicht einfach. Ich bin die Einzige aus der Familie, die studiert. Deshalb fehlte es mir etwas an Erfahrung, dass ein Studium Spaß machen kann und dass es dazu gehört, sich auszuprobieren.
Wie hilft Ihnen das Stipendium dabei?
Ich kann mir die Zeit selbst einteilen und muss neben dem Studium weniger jobben, ich kann meinen Interessen, Fähigkeiten und Neigungen nachgehen. Und ich möchte auch mal Kinder, aber im Moment kümmere ich mich noch um so viele andere Kinder, hier und auch im Ausland. Eine Familie zu gründen, das hat noch ein bisschen Zeit.
Das Gespräch führte Lina Antje Gühne.
Weitere Informationen zum Stipendium der Caritas GemeinschaftsStiftung