Experiment gewagt und geglückt
Albin Hofmayer (26) ist ein vielseitig interessierter und engagierter Mensch. Über die neuesten Einkäufe des FC Bayern weiß er bestens Bescheid. Er fährt Ski, klettert, läuft gerne die 100-Meterstrecke, liebt Weitsprung und ist Athletensprecher beim Special Olympics Landesverband Bayern. Und seit einem Jahr ist der junge Mann mit Downsyndrom Bundesfreiwilligendienstleistender im Caritas-Zentrum St. Vinzenz in Ingolstadt. Anders als üblich leistet er diesen nicht ein Jahr lang in Vollzeit, sondern zwei Jahre lang in Teilzeit.
Geregelter Tagesablauf wichtig
„Es war ein durchaus gewagtes Experiment, und wir wussten am Anfang nicht, was da auf uns zukommt“, erklärt die Leiterin der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Einrichtung, Cornelia Eichlinger. Und sie gibt auch zu, dass am Anfang erst ein Weg gefunden werden musste, der sich sowohl für Albin als auch das Caritas-Zentrum als hilfreich und nützlich erwies. Dafür stellte sich heraus, „dass er vor allem einen Arbeitsplatz mit geregeltem Tagesablauf braucht“, so die Caritasmitarbeiterin. In der OBA mit sehr verschiedenen Tätigkeiten und flexiblen Zeiten war das, wie sich zeigte, nur schwer möglich. Viel besser gelingt dies in der Kinderkrippe „Vinzlinge“ und in der Wäscherei des Wohnheims für Erwachsene mit Behinderung „St Anna“, wo Albin seit einigen Monaten eingesetzt ist. In der Wäscherei legt er zweimal in der Woche Kleider und Handtücher zusammen. In der Kinderkrippe – in die Kinder mit und ohne Behinderung gehen – engagiert er sich vor allem in der Betreuung. „Am liebsten füttere ich die Kinder oder bringe sie zum Schlafen, und ich freue mich, wenn ich sie zum Lachen bringe“, erzählt Albin schmunzelnd. Und als einzigem Mann im Betreuungsteam ist es ihm oft vorbehalten, einen Kinderwagen mit sechs Sitzen zu schieben, „denn hierfür wird ein starker Typ gebraucht“, meint er selbstbewusst.
Für andere liegt seine Qualität freilich mehr in der besonderen Sensibilität, die der Mann mit Behinderung einbringt: „Man merkt, dass Albin sehr gut auf die Kinder eingehen kann“, schätzt Cornelia Eichlinger an ihm und seiner Tätigkeit in der Krippe. Sie ergänzt: „Es ist zudem positiv, dass auch durch Albin die Kleinen schon von frühester Kindheit an mit dem Thema Behinderung konfrontiert werden. Das haben zudem die Eltern der Kinder sehr gut angenommen.“ Neben der Betreuung engagiert sich der Bundesfreiwilligendienstleistende in der Küche der Kinderkrippe. Nach dem Besuch einer Förderschule mit Hauptschulabschluss war er an einer Hauswirtschaftsschule gewesen. Nach wie vor ist sein Traum, später einmal als Koch zu arbeiten.
Mitarbeit im Sinne der Inklusion
Trotz des ausgeprägten Selbstbewusstseins weiß Albin auch um seine Schwächen. „Mir ist klar, dass ich manchmal etwas langsam bin. Ich werde versuchen, einiges zu beschleunigen“, zeigt er sich ehrgeizig. Cornelia Eichlinger freut sich, dass der junge Mann motiviert bei der Sache ist. Für sie steht bereits fest, „dass wir nach seinem Engagement wieder versuchen werden, einen Menschen mit Behinderung als Bundesfreiwilligendienstleistenden zu bekommen“. Denn Menschen mit Handicaps sollten aus ihrer Sicht nicht nur die Chance erhalten, bestmöglich betreut zu werden, sondern – im Sinne der Inklusion – auch zur Mitarbeit.