„Das Schlimmste ist das Nichtstun“
Ihnen ist die Erleichterung anzusehen, aber auch die Sorge um die, die sie zurücklassen mussten. Syrische Flüchtlinge, die zum ersten Mal den Caritas-Sonntag erleben. Wie die 42-jährige Schneiderin Nyason Sudo aus Aleppo, die mit einem Sohn 25 Tage lang von Syrien nach Bochum geflohen ist.
Die Fluchtroute führte sie über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, über Ungarn und Österreich nach Deutschland. Sie ist erschöpft und vermisst ihren Ehemann und zwei Söhne, die sie in der Türkei zurücklassen musste, weil das Geld für die Schleuser nicht mehr reichte. Trotzdem ist sie dankbar, in Deutschland zu sein.
Ähnlich geht es dem 27-jährigen Ebrahim Makdees, auch er Syrer aus Aleppo, der vor dem IS-Terror geflohen ist. Er berichtet, dass gerade viele junge Männer das Land verlassen, weil sie nicht in der Assad-Armee dienen wollen oder aus Angst vor dem IS. Makdees ist Christ und hat als diplomierter Maschinenbau-Ingenieur gearbeitet, bevor er Syrien verlassen musste. Er musste seine drei Schwestern und Eltern in Aleppo zurücklassen. "Das Schlimmste", sagt er, "ist das Nichtstun in einer zum städtischen Übergangswohnheim umfunktionierten Turnhalle in Bochum." Ebrahim will schnell Deutsch lernen, eine Arbeit finden und seine Familie nach Deutschland holen. Eine Perspektive in Syrien sieht er nicht.
Ehrenamtliche Hilfe
Dankbar sind die Flüchtlinge auch für die Hilfe, die sie in Deutschland bekommen. Auch die Flüchtlingshelfer der Bochumer Gemeinde Heilig Geist. Viele Katholikinnen, teils von der Caritas, helfen in der benachbarten Kleiderkammer. Jeden Dienstag nehmen sie Spenden an, sortieren sie und geben sie gemeinsam mit anderen Helfern aus. "Es gibt einen sehr großen Andrang von Flüchtlingen", berichtet Bernhard Dittrich.
Der 72-Jährige aus der Bochumer Gemeinde leitete 25 Jahre lang die Caritas-Dienststelle in der ehemaligen zentralen Landesstelle für Aussiedler und Flüchtlinge Unna-Massen. Jetzt betreut er ehrenamtlich Flüchtlinge in regelmäßigen Caritas-Sprechstunden im Gemeindeheim. Zwei ehrenamtliche Dolmetscher helfen bei der Übersetzung. Dittrich hält engen Draht zur benachbarten Flüchtlings-Unterkunft, in der rund 150 Menschen Schutz finden. "Wir tun hier, was wir können", sagt Dittrich. Vermittlung zur Rechtsberatung, mal eine kleine finanzielle Unterstützung. "Erst kürzlich kam eine Schwangere, die im Oktober ihr Baby bekommt. Wir konnten ihr über den SKf Hilfe besorgen", so Dittrich.
Warum er sich engagiert? "Ich möchte Brücken bauen, damit die Leute hier vernünftige Wege gehen können, das ist mir ein Herzensanliegen", sagt er und sieht zu Charles herüber. Der ältere Mann ist vor acht Monaten aus Ghana geflohen und hat über Dittrich Anschluss in der Gemeinde gefunden. Hinter Charles hängen bunte Bilder. Gemalt von Flüchtlingen wie ihm. Begleitet von der Künsterlin Lisa Lyskava, die den Malworkshop auch ehrenamtlich macht.
Auch Petra Kipper ist gekommen. Die Frau ist seit Dezember unermüdlich im Einsatz für die Bewohner der Harpener Flüchtlingsunterkunft. Dass Hilfe für Flüchtlinge immer ein Gemeinschaftswerk ist, machten unter anderem der neu ernannte Superinterndent der Evangelischen Kirche in Bochum, Dr. Gerald Hagmann, die erste Bürgermeisterin Erika Stahl und der ehemalige Oberbürgermeister Otto Stüber deutlich.
Mehr Infos unter: www.caritas.ruhr