Klimaschutz: Mehr als CO²
Die neue Studie zu Einkommen und Umweltbelastung des Umweltbundesamtes "Keine Wende in Sicht" lässt sich so zusammenfassen: Wer mehr verdient, lebt meist umweltschädlicher, denn sein Konsumverhalten führt insgesamt zu einem erhöhten Ausstoß an Treibhausgasen.
Auch wenn mir dies schon vorher bewusst war, trifft mich das Ergebnis auf einer tieferen Ebene. Seit mehr als 30 Jahren engagiere ich mich für Umweltbildung und klimafreundliches Verhalten. Seit 2009 arbeite ich für den Stromspar-Check, das Energiesparprojekt für Haushalte mit geringem Einkommen. Dabei habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ein rein technokratischer Blick auf CO2-Emissionen nicht ausreicht, um Menschen dafür zu begeistern, das Klima zu schützen.
In seinem Buch "Klima: Eine neue Perspektive" beschreibt Charles Eisenstein unseren Tunnelblick auf den Klimawandel, der uns den eigentlichen Kern dessen, wodurch Veränderung geschieht, oft übersehen lässt. Der Anblick von Blumenwiesen, die einer neuen Autobahn weichen müssen, lässt sich nicht in CO2-Bilanzen quantifizieren: die Farbenfreude ihrer Blüten, die Schmetterlinge, die durch das Blütenmeer fliegen. Hier öffnet sich eine tiefere Ebene in uns Menschen, und eine Verbundenheit mit allen Lebewesen wird spürbar.
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Der wirkliche Wandel erfolgt, wenn wir den Schmerz zulassen, den der Verlust dieser Blumenwiesen mit all ihrem Lebensreichtum bedeutet. Veränderung geschieht, wenn wir - so Charles Eisenstein - "Empathie" für alles Lebendige, für alles uns Verbindende entwickeln, wenn wir zulassen, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. So ist es immer wieder überraschend, in Stromspar-Check-Haushalten zu erleben, wie durch bewussteren Umgang etwa mit elektrischer Energie 15 bis 20 Prozent des Jahresverbrauchs eingespart werden können. Machen wir es alle diesen Haushalten nach und prüfen wir, wo jede(r) sich noch engagierter für den Klimaschutz einsetzen kann.
Und wir müssen Klimawandel und Umweltschutz in einem größeren Kontext betrachten: Sehe ich das Verbindende zwischen uns Menschen und allem Lebendigen? Bin ich bereit, immer wieder in den Austausch und in Beziehung mit dem zu treten, was mich am meisten herausfordert, mir aber auch am meisten am Herzen liegt? Denn in diesen offenen Begegnungen zeigt sich die schöpferische Lebenskraft. Wir alle sind mehr denn je gefragt, unermüdlich unsere Kreativität dafür einzusetzen, neue Wege zu gehen, die - zusätzlich zu zählbaren Einsparungen - Menschlichkeit und Dialog an die erste Stelle setzen.