Ambitioniert unterwegs zur Treibhausgasneutralität
Das Ziel der Erzdiözese Freiburg ist es, so rasch wie möglich die Treibhausgasneutralität zu erreichen. Das bedeutet, eigene CO2-Emissionen müssen nahezu vollständig vermieden werden. Nur Restemissionen von maximal zehn Prozent der bisherigen Emissionen sind kompensierbar. Mut macht, dass schon in der Vergangenheit Fortschritte bei den Themenfeldern Energieeffizienz sowie Nutzung erneuerbarer Energien und beim Aufbau eines an Nachhaltigkeitskriterien orientierten Beschaffungswesens erreicht wurden. Aber das reicht noch lange nicht! Eine vom Freiburger Erzbischof Stephan Burger eingesetzte Kommission für Schöpfung und Umwelt hatte zunächst den Auftrag, ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln. Veröffentlicht im Jahr 2021, werden damit viel größere und konkretere Ziele gesteckt. Detailliert wurden die Bereiche Gebäude und Mobilität untersucht. Die Bilanz für das Jahr 2018 zeigt Emissionen von insgesamt knapp 99.000 Tonnen CO2 für die Bereiche Gebäude (Strom: 19.000 Tonnen; Wärme: 58.000 Tonnen), Mobilität (13.000 Tonnen) und Beschaffung (9000 Tonnen, geschätzt). Den höchsten Energieverbrauch haben die Gebäude, Kindertagesstätten, Pfarrhäuser, Bürogebäude und selbstverständlich auch Kirchen.
Die Kommission entwickelt aktuell mit der Diözesanstelle für Schöpfung und Umwelt ein Kommunikationskonzept und arbeitet daran, eine Klimawirkungsprüfung und ein Klimaschutzgesetz für das Erzbistum Freiburg einzuführen. Ein solches Gesetz kann nur in Etappen erfolgen. Der erste Part wird sich nur auf Gebäude beziehen. Danach werden die Bereiche Beschaffung und Mobilität geregelt. Zum Schluss soll zum Thema "Schöpfungsverantwortung im eigentlichen Sinne" (Schutz der Biodiversität, Umgang mit Kirchenland) eine Strategie, später ein Gesetz niedergeschrieben werden. Die Diözesanstelle für Schöpfung und Umwelt verantwortet die strategische Umsetzung dieser Maßnahmen und ist für das Controlling und Reporting zum Klimaschutz verantwortlich.
Mehr Personal ist nötig
Um die Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, sind zusätzliche Stellen nötig, laut Gutachtern insgesamt 37 in Vollzeit. Da bereits Personal für Klimaschutz vorhanden ist, müssten noch 19 Stellen neu geschaffen werden. Die Sachkosten für die Maßnahmen betragen bis 2030 circa 33 Millionen Euro. Hinzu kommt ein deutlich größerer Kostenblock von circa 900 Millionen Euro als Vollkosten für die Sanierung und den Neubau von Gebäuden. Ein koordinierendes Klimaschutzmanagement ist mit der Diözesanstelle für Schöpfung und Umwelt bereits vorhanden, muss aber erweitert werden. Nicht übersehen werden dürfen die durch Beschaffung und Mobilität verursachten Emissionen. Vor allem durch die Arbeitswege der Mitarbeitenden entstehen beträchtliche Mengen an Treibhausgasen. Auch für Bildung und Kommunikation müssen Verantwortliche und Netzwerker(innen) sowie finanzielle Mittel vorgehalten werden.
Klimaschutz-Fonds als Motivation
Mit der Gründung des Klimaschutz-Fonds in der Schlusslesung zum Haushalt der Erzdiözese Freiburg im Jahr 2019 wurden Kirchengemeinden und diözesane Einrichtungen zusätzlich motiviert und befähigt, eigene Vorhaben und Projekte zum Klimaschutz umzusetzen. Mit seinerzeit bereitgestellten 6,3 Millionen Euro wurden in den Jahren 2020/21 bereits erfolgreich Klimaschutzmaßnahmen in den Kirchengemeinden und diözesanen Einrichtungen angestoßen. Konkret wurde mit dem Investitionsförderprogramm "Erneuerbare Energien Zwei" seit 2020 den Kirchengemeinden der Umstieg auf erneuerbare Energien erleichtert. Die Kommission Schöpfung und Umwelt hat bislang 17 Projekte mit einer Gesamtsumme von 4.318.570 Euro bewilligt. Es wurden acht diözesanweite Vorhaben, sieben regional vernetzte und zwei diözesanweite Sonderprogramme der Kommission gestartet. Beispielsweise werden Projekte gefördert, wie "Die Klimapiloten 21", "Bildung for Future", "Energie-Contracting in Kirchengemeinden", "Energie-Management in allen Kirchengemeinden der VST Durmersheim", "Im Einklang mit der Schöpfung - Klimaschutzmanager:in für die Kirchengemeinde Pforzheim", "KlimaNauten für Bildung. Teilhabe. Aktion.", "Klimaschutzfahrplan nach DGNB: Ein Pilot am Beispiel der Kirchengemeinde Heidelberg", "Klimaschutz-Fahrplan für die diözesanen Gebäude", "Neuausrichtung des kirchlichen Bauens zur Erreichung der Klimaziele", "Spielerisches Kennenlernen des Klimaschutzes in Kitas der VST Stühlingen", "Wärmeverbund der Kirchengemeinde Eggingen-Stühlingen Hl. Kreuz und der Verrechnungsstelle Stühlingen", "Austausch der Lampen durch klimafreundlichere Leuchtmittel in den Kirchen auf der Baar" oder "Gemeinsam ökologisch mobil".
Im Jahr 2021 erblickte zudem der "Klimaschutz-Fonds-Hundertfüßer" das Licht der Welt. Ganz nach dem Motto "kleine Schritte - große Wirkung" werden hier niedrigschwellig kleinere Projekte mit einem Gesamtbudget von insgesamt 500.000 Euro gefördert. Das betrifft unterschiedliche Anfragen der Kirchengemeinden: Bildungsaktionen in Kindergärten, Lastenfahrräder für Hausmeister, die Gestaltung von Franziskusgärten als kleinere Hotspots der Biodiversität, der Lampentausch gegen LEDs. Fast 40 Hundertfüßer-Anträge wurden bereits bewilligt, und das Programm findet weiter regen Zuspruch.
Für die Jahre 2022 und 2023 wurden jeweils neun Millionen Euro für den Klimaschutz-Fonds bereitgestellt. Die Mittel werden von der Kommission Schöpfung und Umwelt für klimaförderliche Maßnahmen, Projekte, Programme und Vorhaben im Erzbistum vergeben. Eine Richtlinie regelt die Vergabe der Gelder, die jeweiligen Ausschreibungen legen Schwerpunkte und auch Ausschlusskriterien fest.
Der Klimaschutz-Fonds wird derzeit noch zentral vom Bistum gefüllt und wirkt deshalb noch nicht unmittelbar steuernd und CO2-senkend. Dies stellt sich erst ein, wenn eine CO2-Bepreisung direkt an der Quelle der CO2-Emissionen eingeführt wird. Wer viel Treibhausgase emittiert, zahlt dafür in den Fonds ein. Wer etwa seine Gebäude energetisch verbessert, bekommt im Gegenzug finanzielle Hilfen aus dem Fonds und spart Kosten. Geplant ist, dass ein CO2-Preis von 100 Euro pro Tonne angesetzt wird - dies muss aber erst mit Kirchensteuergremien und der Bistumsleitung diskutiert und beschlossen werden.
Die Leitungsebene steht hinter den ehrgeizigen Zielen
47 Maßnahmen gegen 99.000 Tonnen CO2, so lautete im Sommer 2021 die Botschaft aus dem Freiburger Ordinariat. Um diese Menge an Treibhausgasen zu vermeiden, steht ein umfangreiches Paket mit Einzelmaßnahmen zur Verfügung, die sich auf die Bereiche Gebäude, Mobilität, Beschaffung, Bildung und Kommunikation erstrecken. Die von der Erzdiözese ausgehende Kommunikation in Richtung Kirchengemeinden kann damit klar und eindeutig erfolgen. Diese wird von den Kirchengemeinden gewünscht. Denn dadurch wird deutlich, dass alle Klimaschutzaktivitäten auf einer breiten Basis stehen und durch die Leitungsebene nachdrücklich unterstützt werden.
Einiges wird schon seit Jahren vorangetrieben, anderes startet aktuell, vieles wird parallel betrieben und manches kann erst in einigen Jahren angegangen werden. Klar ist, dass erst nach weitestgehender Umsetzung der Maßnahmen finanzielle Mittel für die Kompensation zur Verfügung gestellt werden - zunächst werden vorhandene Mittel primär in bauliche Maßnahmen und Vorhaben in den Bereichen Kommunikation und Bildung investiert.
Die übergreifenden Maßnahmen stellen sicher, dass die Basis für die erfolgreiche Umsetzung gelegt wird (Klimaschutzgesetz, Klimawirkungsprüfung, kircheneigene Abgabe auf CO2 und Instrumente zum Einsatz dieser Mittel). Zur Startphase gehören ein umfangreiches Beratungs- und Förderpaket. Dies soll die energetisch optimale Sanierung unterstützen und Anreize schaffen. Es wird begleitet durch den raschen Austausch fossiler Heizungen, Stromspar-Instrumente und Modellprojekte. Zeitgleich werden Kriterien für die Neuausrichtung kirchlichen Bauens erstellt. Parallel werden für die Beschaffung Grundsätze der Nachhaltigkeit auf breiter Basis und flächendeckend umgesetzt. Etwas verzögert starten Mobilitätsmaßnahmen, die überflüssigen Verkehr vermeiden und Anreize für einen Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf den Umweltverbund setzen sollen.
Jährlich soll bilanziert, im Jahr 2025 das Gesamtprojekt evaluiert werden. Von 2030 an oder später können finanzielle Mittel auch für die Kompensation (nach sogenanntem Gold-Standard) verwendet werden; zu diesem Zeitpunkt werden viele Sanierungen im Gebäudebereich noch nicht abgeschlossen sein.
Gute Beispiele machen Mut und spornen an
Das folgende diözesanweite Beispiel zählt sicher zu den unmittelbar wirksamen Klimaschutzmaßnahmen: Seit einigen Wintern ziehen die Heizungsoptimierer durch das Erzbistum. Die Gruppe von fünf engagierten Energie- und Heizungsexperten haben in verschiedenen Landeskirchen und Bistümern bereits Tausende von Heizungen optimiert. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Anlagentechnik und deren Optimierung. Viele Regelungen sind defekt und bisweilen ist eine Einstellung der Heizung kaum oder gar nicht mehr möglich. Oft können die "Heizungsflüsterer" Abweichungen jedoch korrigieren. Das Betreuungsniveau der Anlagen ist häufig gering, was den schlechten technischen Zustand begründet. Viele Heizungen haben ihre Nutzungsdauer längst überschritten. In der ersten Saison ihres Einsatzes schlugen die Heizungsoptimierer für fast die Hälfte der untersuchten Anlagen vor, den Wärmeerzeuger auszutauschen. Ebenfalls bei der Hälfte der Heizanlagen wurden ein hydraulischer Abgleich und ein Pumpentausch angeregt. In der Regel kann der Einbau von Hocheffizienzpumpen zu einer Energieeinsparung von 70 bis 80 Prozent führen. Weitere Beispiele aktueller Aktionen auch aus den Bereichen Beschaffung und Bildung ließen sich aufführen.
Der Fokus in den nächsten Jahren ist jedenfalls klar: Der Ausbau erneuerbarer Energie wird noch bedeutender und die energetische Sanierung von Gebäuden sowie der Austausch alter Heizungen müssen beschleunigt werden.
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