Caritas-Rechtsträger: Mobiles Arbeiten wird immer beliebter
Die persönliche Interaktion zwischen Fachkraft und Klientel ist und bleibt ein zentraler Wirkungsfaktor in vielen helfenden Berufen. Gleichwohl hat das Arbeiten von zu Hause aus während der Covid-19-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen. Bereits vor deren Ausbruch wurden Ansätze diskutiert, administrative Aufgaben in SAGE-Feldern (Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Erziehung und Bildung) von der Betriebsstätte zu entkoppeln.1 Grundlage hierfür sind unter anderem die in Deutschland bis dato wenig ausgeschöpften Potenziale mobiler Arbeitsmöglichkeiten.2
Befunde aus dem Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2018 verdeutlichen die Verbreitung des mobilen Arbeitens vor der Pandemie.3 Wirtschaftsweit bestand in jedem vierten Betrieb dieses Angebot, 18 Prozent der Beschäftigten konnten davon Gebrauch machen. Im Gesundheits- und Sozialwesen waren jene Quoten unterdurchschnittlich ausgeprägt. Jeder fünfte Betrieb verfügte über mobile Arbeitsformen, nur jede(r) zehnte Beschäftigte konnte diese nutzen.
Empirische Ergebnisse des Caritaspanels 2020 mit 240 befragten Rechtsträgern zeichnen für das Jahr 2020 einen massiven Ausbau mobiler Arbeitsmuster nach.4 Vier von fünf Rechtsträgern (79 Prozent) berichten, dass diese in den eigenen Einrichtungen ermöglicht werden. 83 Prozent der Teilnehmer(innen) betonen, dass mobile Strategien vor dem Hintergrund der Pandemie eingeführt oder ausgeweitet wurden. Von diesen sind es wiederum 83 Prozent, die auch nach Abklingen der virusbezogenen Gefahrenlage an den erweiterten mobilen Arbeitsmöglichkeiten festhalten möchten. Dieses Resultat verdeutlicht, dass die mittels größerer Investitionen erreichten Fortschritte in den meisten Betrieben nicht aufgegeben, sondern gefestigt werden sollen.
Dort, wo mobiles Arbeiten in der Caritas ermöglicht wird, nutzt fast ein Drittel (29 Prozent) des Personals dieses Angebot. Diese Quote übersteigt bisher bekannte branchenspezifische sowie wirtschaftsweite Zahlen. Dennoch ist hieraus eher ein unterstützender, statt gänzlich ersetzender Charakter von mobilem Arbeiten abzuleiten. Nicht jedes Aufgabenprofil scheint mit örtlich und zeitlich flexibilisierten Arbeitsprozessen kompatibel zu sein. Dies kann insbesondere auf Tätigkeiten zutreffen, die ausschließlich vor Ort, in persönlichem Kontakt mit Adressat(inn)en erbracht und weniger durch verlagerbare digitale Prozesse bestimmt werden.
Weiterführende Resultate des Caritaspanels zeigen, dass Rechtsträger mittels mobiler Angebote neben pandemiebezogenen Hygienevorschriften vor allem arbeitnehmerseitige Interessen, wie eingesparte Fahrzeiten und vorteilhafter Work-Life-Balance, erfüllen möchten. Insofern ist mit mobilen Arbeitsmustern zusätzliches Attraktivitätspotenzial bei der Fachkräftegewinnung und -bindung zu assoziieren. Die Corona-Konstellation erweist sich trotz multipler Belastungen als organisationsweite Triebfeder eines zunehmenden mobilen und digitalisierten Arbeitens. Für die zukünftige Praxisgestaltung wird es wichtig sein, die passende Balance zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit auszumachen.
Anmerkungen
1. BMFSFJ (Hrsg.): Nur das Ergebnis zählt! Leitfaden für mobiles Arbeiten in Betrieben. Berlin, 2017
2. Grunau, P. et al.: Homeoffice in Zeiten von Corona: In vielen Berufen gibt es bislang ungenutzte Potenziale. IAB-Forum, 2020
3. Dettmann, E. et al.: Fehlende Fachkräfte in Deutschland - Unterschiede in den Betrieben und mögliche Erklärungsfaktoren: Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2018. IAB-Forschungsbericht 10/2019
4. Ausgewählte Ergebnisse sind nachzulesen unter Kurzlink: https://bit.ly/3jVoaMk
Ganztagsbetreuung: viele Fragen
„Wir haben bessere Möglichkeiten“
Alle Wünsche erfüllt?
Vorrang für Gemeinnützigkeit
Kein Ausstieg aus der Gemeinnützigkeit
So urteilt der Bundesfinanzhof
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}