Im Altarraum wird gekocht und gegessen
Der angespannte Wohnungsmarkt in Münster bietet für gesundheitlich und sozial benachteiligte wohnungslose Menschen keine realistische Chance, die Wohnungslosigkeit zu beenden. Preiswerter und angemessener Wohnraum ist nicht ausreichend vorhanden.
Deshalb leben viele ältere und unterstützungsbedürftige wohnungslose Menschen sehr lange, in vielen Fällen bis zu ihrem Lebensende, in den Notunterkünften, vorwiegend im Haus der Wohnungslosenhilfe der Bischof-Hermann-Stiftung. Andere wiederum verbleiben in stationären Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und der Gesundheitshilfe, da eine Entlassung ohne eine eigene Wohnung nicht möglich ist.
Die Wohnungslosigkeit für diese Zielgruppe kann nur beendet werden, wenn annehmbarer und bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird und bedarfsgerechte Hilfen entwickelt werden. Dies ist das Ziel des Fördervereins für Wohnhilfen, der in der Vergangenheit einige innovative Bau- und Wohnprojekte umsetzen konnte.
Bereits seit 2006 wurde intensiv nach einer Immobilie gesucht, in der ein selbstständiges Wohnen für ältere wohnungslose Menschen und die erforderlichen ambulanten Hilfen ermöglicht werden können. Die Suche nach einer bezahlbaren Immobilie gestaltete sich in der wachsenden und attraktiven Stadt mit hohen Mieten und Immobilienpreisen äußerst schwierig.
Erst 2011 wurde der Verein über die Nutzungsmöglichkeit der seit Jahren leerstehenden Dreifaltigkeitskirche informiert. Den Umbau einer großen Kirche, die auch noch unter Denkmalschutz steht, konnte der Förderverein finanziell nicht stemmen. Zum Glück trat das städtische Bauunternehmen Wohn + Stadtbau GmbH als Investor auf und baute in Absprache mit dem Amt für Denkmalschutz und den zukünftigen Mieter(inne)n die Kirche zu Wohn- und Gewerbezwecken um.
Die Nachbarn wurden frühzeitig informiert
Es entstanden zwei Wohnetagen mit je acht Appartements, wovon die Hälfte für unterstützungsbedürftige ältere Menschen genutzt werden, Gemeinschaftsfläche sowie drei Etagen für gewerbliche Mieter. Auf dem Gelände des ehemaligen Pfarrheims und des Pfarrgartens wurden weitere 18 geförderte Wohnungen und eine Tiefgarage gebaut. Die Planungen wurden vom zuständigen Kirchenvorstand sehr unterstützt. Die Nachbarn im Quartier wurden schon frühzeitig von der Wohn + Stadtbau GmbH und dem Förderverein über das Projekt "Wohnen 60plus" informiert.
Vom 1. April 2012 bis zum 31. Dezember 2014 wurde das Wohnprojekt vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales in NRW als Modellprojekt durch das Förderkonzept zum Aktionsprogramm "Obdachlosigkeit verhindern - Weiterentwicklung der Hilfen in Wohnungsnotfällen" mit einer Sozialarbeiterstelle gefördert. Diese ermöglichte, die zukünftigen Mieter einzubeziehen sowie vorzubereiten, und erleichterte die Absprachen mit der Wohn + Stadtbau GmbH, dem Architekten, der Sozialverwaltung und weiteren Stellen.
Im Februar 2013 konnten alle acht Mieter nach Abschluss ihrer Mietverträge in ihre Appartements einziehen. Nach den Bestimmungen der Wohnbauförderung NRW handelt es sich um eine sogenannte Gruppenwohnung, in der jeder Mieter neben seinem Appartement auch anteilig Gemeinschaftsfläche mieten muss. Alle Appartements sind barrierefrei, zwei auf Rollstuhlfahrer ausgerichtet.
Diese Gemeinschaftsfläche ist der ehemalige Altarraum, in dem nun gekocht und gegessen wird und man sich trifft. Jeder Mieter hat auch die Möglichkeit, sich selbst in seinem Appartement zu versorgen.
Für individuelle Unterstützung ist gesorgt
Für ein gelingendes Wohnprojekt dieser Art sind auch die Betreuung und Versorgung der Personen sicherzustellen. Die angebotenen Unterstützungsleistungen berücksichtigen den hygienischen, pflegerischen, sozialpädagogischen, hauswirtschaftlichen und den ärztlichen Bedarf. Die pflegerische und ein Teil der hauswirtschaftlichen Versorgung richten sich nach den individuellen Bedarfen und wird durch Pflegeambulanzen geleistet. Weitere hauswirtschaftliche Arbeiten, die Essenszubereitung und die Anleitung der Mieter dazu übernehmen hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen, die beim Förderverein für Wohnhilfen angestellt sind. In den Nachmittagsstunden sind studentische Alltagsbegleiter präsent. Koordiniert wird alles von einem Sozialarbeiter mit einer halben Stelle. Für die Nachtstunden haben sich mehrere Mieter für einen Hausnotruf entschieden. Für die hauswirtschaftliche und alltägliche Begleitung und Unterstützung der Mieter erhält der Förderverein für Wohnhilfen eine Monatspauschale. Das Sozialarbeitergehalt wird über einen städtischen Zuschuss refinanziert.
Von Anfang an im Quartier verankert
Von Beginn an hat der Förderverein für Wohnhilfen konzeptionell den Quartiersgedanken aufgenommen und lädt die Nachbarn wöchentlich zu einem Spielenachmittag ein. Konzerte, Ausflüge und ein Sommerfest sind feste Bestandteile für Mieter, Gäste, Mitarbeitende und Nachbarn.
Bedeutend ist auch die innenstadtnahe Lage. Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, eine Apotheke und Banken sind vor Ort. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist gut.
Mit dem Projekt "Wohnen 60plus" in der umgebauten ehemaligen Dreifaltigkeitskirche hat der Förderverein für Wohnhilfen ein erfolgreiches Wohn- und Betreuungskonzept für die Zielgruppe entwickelt und umgesetzt, das national und international Beachtung gefunden hat. Verantwortliche aus Kommunen und Wohlfahrtsverbänden haben das Projekt besucht und sich informiert. Aus der Münsteraner Bürgerschaft gibt es viel Unterstützung und Wertschätzung.
In der Nähe des Wohnprojekts hat der Förderverein für Wohnhilfen im November 2018 ein weiteres Wohnprojekt "Wohnen 60plus York-Höfe" mit elf Appartements und Gemeinschaftsfläche in einem Neubauquartier übernommen und an elf wohnungslose und unterstützungsbedürftige Menschen vermietet.
Eine normale Kita – nur anders
Damit die Kommunikation gut klappt
Gesundheit ist ein Menschenrecht
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