Glaubwürdig handeln mit einem Umweltmanagement
In ihrem politischen und gesellschaftlichen Engagement treten die Kirchen für einen nachhaltigen Lebensstil ein. Maßgabe ist der christliche Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung sowie der Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. Um als glaubwürdiger Akteur in diesen Fragen wirken zu können, sollte eine sozial faire und umweltgerechte Beschaffungspraxis auch in der eigenen Institution verankert werden. Das Generalsekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hat deshalb 2011 die Einführung eines Umweltmanagementsystems beschlossen.
Für uns als kleinere Einrichtung mit rund 30 Mitarbeiter(inne)n war schnell klar, dass eine Zertifizierung nach EMAS (EU-Öko-Audit) aufgrund der kleinen Einrichtungsgröße, dem begrenzten Beschaffungsbedarf und den hohen Zertifizierungskosten für das ZdK-Generalsekretariat nicht geeignet ist. Deshalb wurde auf die Standards des ökumenischen Projektes „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften in Kirchen“ (siehe neue caritas Heft 1/2012) zurückgegriffen. Innerhalb dieses Projektes wurde ein Leitfaden entwickelt, der die Einführung eines ökofairen Beschaffungssystems sowie eines Umweltmanagementsystems in kirchlichen Einrichtungen beschreibt.
Das ZdK-Generalsekretariat orientierte sich bei der Einführung eines Umweltmanagements an diesem Leitfaden und den darin benannten Beschaffungskriterien. Die Realisierung des Vorhabens wurde in der Geschäftsführung verortet, die einzelnen Schritte zur Umsetzung betreute der Umweltbeauftragte des Bistums Münster und Mitglied der Steuerungsgruppe von „Zukunft einkaufen“, Thomas Kamp-Deister. Das zugehörige Projektteam setzte sich aus Mitarbeitenden sowie der zuständigen Fachreferentin zusammen.
Nach einer ersten Bestandsaufnahme, die die bisherige Beschaffungspraxis systematisch in allen Bereichen (wie Abfall und Recycling, Bürobedarf, Energie, Mobilität, Finanzen oder Catering) erfasste, wurden die Stärken und Schwächen in den einzelnen Handlungsfeldern analysiert und potenzielle Veränderungen beraten. Aus den gewonnen Erkenntnissen wurden eine Umwelterklärung und ein Umweltprogramm als Basis eines Umweltmanagementsystems entwickelt. Die Umwelterklärung erfasst die Rahmendaten des Generalsekretariates, stellt die Kriterien für die Beschaffung einzelner Produktgruppen sowie den strukturellen Aufbau des Umweltmanagementsystems dar und erklärt den Status quo der einzelnen Handlungsfelder sowie die angestrebten Verbesserungsziele. Für das regelmäßig stattfindende Sitzungscatering wurde beispielsweise vereinbart, zukünftig möglichst auf ökozertifizierte Lieferanten zurückzugreifen sowie saisonale Produkte zu verwenden. Das Umweltprogramm führt die konkreten Entwicklungsziele auf, um das Beschaffungssystem zu verbessern – jeweils mit einem festgelegten Zeitpunkt, zum Beispiel die Bestellung von Bürobedarf über ökozertifizierte Lieferanten ab Herbst 2012.
Für die Akzeptanz des Vorhabens und die Identifikation der Mitarbeiter(innen) mit den Zielen hat es sich als sehr wichtig erwiesen, alle Mitarbeitenden regelmäßig in den Prozess mit einzubeziehen und deren konkrete Anregungen und Kritik aufzugreifen. Nach intensiven Diskussionen wurden die Umwelterklärung und das Umweltprogramm im Herbst 2012 einstimmig angenommen – eine gute Grundlage für deren praktische Umsetzung.
Das Zertifikat „Zukunft einkaufen“ wurde dem Generalsekretariat des ZdK im November 2012 verliehen. Ein neu gebildetes Umweltteam, das sich aus Vertreter(inne)n verschiedener Abteilungen und Personalebenen zusammensetzt, arbeitet nun an der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Umsetzung des Beschaffungssystems. Dabei spielt die Kommunikation nach innen, zum Beispiel durch monatliche Info-Newsletter an die Mitarbeitenden, sowie eine regelmäßige Berichtspflicht nach außen eine wichtige Rolle. Auch wenn bei der Realisierung des Umweltmanagements in der Praxis einige Hindernisse und Bedenken zu überwinden waren und sind, so hat sich dieser Prozess als zentral für den Bewusstseinswandel im konkreten Handeln bei allen Mitarbeitenden erwiesen und ist jeder kirchlichen Einrichtung zur Nachahmung zu empfehlen.