Auch im Non-Profit-Sektor prüfen, ob die Ziele erreicht wurden
Lediglich ein Drittel der großen sozialen Dienstleistungsorganisationen in Deutschland steuert „stark wirkungsorientiert“. Ein weiteres Drittel befindet sich auf gutem Wege. Und ein Drittel hat den Kompass noch nicht ausreichend justiert. Zu diesem Ergebnis gelangt die Studie „Wirkungsorientierte Steuerung von Non-Profit-Organisationen“, die in Kooperation zwischen dem Institut für den öffentlichen Sektor, der Wirtschaftsprüfergesellschaft KPMG und der Organisationsberatung Phineo entstand. Befragt wurden 83 mittlere und große deutsche Non-Profit-Organisationen (NPOs), vorwiegend aus dem Gesundheits- und Sozialsektor, mit Gesamtjahreseinnahmen von rund neun Milliarden Euro.
Grundsätzlich sprechen alle Beteiligten der Wirkungsorientierung eine große Bedeutung zu. Dass eine stärkere Wirkungsorientierung positive Auswirkungen auf die Qualität ihrer Arbeit habe, bestätigen 70 Prozent der Befragten. Gar 74 Prozent versprechen sich dadurch deutliche Vorteile beim Fundraising. Und doch äußern nur magere 13 Prozent, dass ihnen die Erfassung von Wirkungen keinerlei Probleme bereitet. Woran liegt es, dass sich so schwer Kurs aufnehmen lässt?
Wirkungsorientierung bedeutet, den eigenen Erfolg anhand der erreichten Veränderungen bei den Zielgruppen festzumachen. Dazu braucht es klare Ziele. Denn nur wer weiß, wohin er möchte, kann unbeirrt darauf zuhalten. Erfreulich: Die Studie zeigt, dass die Organisationen mehrheitlich über ein solches Zielsystem verfügen. Um damit wirkungsorientiert steuern zu können, muss innerhalb der Organisation Einigkeit darüber bestehen, welche Schritte unternommen werden. Auch hier äußert die Mehrheit der Befragten, dass sie über eine Strategie verfügen und diese den Mitarbeiter(inne)n auch geläufig ist. Nun muss es der Organisation noch gelingen, regelmäßig Informationen darüber zu generieren, zu welchem Grad die Ziele erreicht wurden. Hier liegt offenbar die Herausforderung: Kaum ein Drittel der Befragten schafft dies.
Wirkungen treten mit großer zeitlicher Verzögerung auf
Dies ist wenig verwunderlich. Anders als im For-Profit-Bereich, in welchem Erfolge streng an relativ einfachen Finanzkennzahlen wie dem Jahresüberschuss oder der Umsatzrendite festgemacht werden können, geht es bei NPOs vor allem um das Erreichen von Sachzielen: Welche Wirkungen wurden mit den erbrachten Leistungen für die Zielgruppen beziehungsweise die Gesellschaft erreicht? „Die Ausrichtung auf einen gesellschaftlichen Mehrwert macht das Wesen gemeinnütziger Einrichtungen aus“, so Ferdinand Schuster, Mitautor der Studie. „Müssen sich diese im Kampf um Fördermittel hauptsächlich auf nackte Ergebnisse und Mittelverwendungsnachweise konzentrieren, droht der gesellschaftliche Nutzen aus dem Blick zu geraten.“
Im Gegensatz zu monetären Gewinnen treten Wirkungen oft erst mit großer zeitlicher Verzögerung auf und lassen sich auch nicht immer exakt auf eine bestimmte Maßnahme zurückführen. Entsprechend melden die befragten Organisationen, dass ihnen geeignete Instrumente fehlten, um Wirkungen zu analysieren und steuerungsrelevante Rückschlüsse daraus zu ziehen. Aus den Analysen zahlreicher NPOs ist bekannt, dass oft weniger die fehlenden Instrumente das Problem sind. Vielmehr erliegen NPOs der Vorstellung, es gäbe eine Art Blaupause, eine Master-Landkarte, die einem von jedem beliebigen Punkt aus den Weg ins Ziel weist.
Die Herausforderung besteht darin, eigene Indikatoren und Meilensteine zu generieren, mit denen sich das Erreichen der Ziele prüfen lässt. Dies fällt vielen Organisationen schwer. Entsprechend gibt nur ein Viertel der Befragten an, keinerlei Probleme bei der Entwicklung eigener Indikatoren zu haben. Damit dies künftig besser gelingt, wünschen sich die NPOs eine gemeinsame Entwicklung von Wirkungskriterien mit anderen Organisationen aus dem Sektor. Statt auf Leistungskennzahlen sollte bei der Fördermittelvergabe auf qualitative Belege gesetzt werden, die erreichte Veränderungen bei den Zielgruppen zeigen.
Download der Studie unter: www.phineo.org und www.kpmg.de/stiftungen; mehr zum Thema: neue caritas Heft 7/2013, S. 9–21.