Durch die Brille der Wirtschaftsprüfung
Um den wachsenden Anforderungen der Wirtschaftsprüfung gerecht zu werden, muss das Controlling in der Sozialwirtschaft spezifische Standards erfüllen. Der Fokus liegt auf der Einhaltung gesetzlicher und finanzieller Vorgaben, Transparenz sowie einer ordnungsgemäßen Buchführung. Eine aktuelle Studie2 zum Controlling in der Sozialwirtschaft, durchgeführt von der Curacon Beratungsgesellschaft, der Hochschule Mainz, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Villingen-Schwenningen und der Hochschule Koblenz, beleuchtet den Status quo und zeigt Handlungsfelder auf.
IT-gestützte Prozesse
Wirtschaftsprüfende bevorzugen digitalisierte und automatisierte Prozesse, da sie Genauigkeit und Transparenz erhöhen. Eine IT-basierte Infrastruktur ermöglicht es, relevante Finanzdaten schneller bereitzustellen und zu prüfen. Sie reduziert manuelle Fehlerquellen. Die Controlling-Studie zeigt, dass in vielen Organisationen weiterhin Excel und Access für die Berichterstellung genutzt werden. Gleichzeitig steigt die Verbreitung von Management-Informations- und Data-Warehouse-Systemen.
Eine detaillierte und transparente Finanzberichterstattung ist essenziell. Dazu gehören klare Buchhaltungsprozesse, eine nachvollziehbare Dokumentation sowie eine exakte Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Die Wirtschaftsprüfung legt dabei besonderes Augenmerk auf eine verlässliche Buchführung, die eine lückenlose Nachvollziehbarkeit gewährleistet. Die Studie zeigt, dass die verschiedenen Controlling-Berichte weitestgehend monatlich zur Verfügung gestellt werden, so dass die Anforderungen der Wirtschaftsprüfung an das Reporting eigentlich erfüllt sein sollten.
Risikocontrolling
Das Risikocontrolling ist ein zentraler Bestandteil des Risikomanagements und umfasst Identifikation, Bewertung und Überwachung von Risiken. Es stellt Ist-Werte den Soll-Werten gegenüber und dient als Entscheidungsgrundlage für die Wirtschaftsprüfung. Die Risikosteuerung, also der Umgang mit Risiken, bleibt hingegen eine Managementaufgabe. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Potenzial des Risiko-Controllings – unabhängig von der Unternehmensgröße – noch nicht ausgeschöpft wird. Die ordnungsgemäße Verwendung finanzieller Mittel und deren soziale Wirkung sind entscheidend. Die Wirtschaftsprüfung erwartet eine nachvollziehbare Dokumentation, um die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel transparent darzustellen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass 59 Prozent der Organisationen Qualitätsmanagementsysteme zur Wirkungsmessung nutzen. Zudem wird in 41 Prozent der Fälle die Inhaltsanalyse angewandt, um den sozialen Nutzen nachzuweisen.
Nachhaltigkeitsaspekte rücken verstärkt in den Fokus der Wirtschaftsprüfung. Soziale Organisationen müssen ihre ökologischen und sozialen Maßnahmen strukturiert dokumentieren. Laut der Studie beschäftigen sich 72 Prozent der befragten Unternehmen bereits mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung, doch nur 37 Prozent setzen sich im Controlling gezielt damit auseinander.
Digitalisierung und IT-gestützte Prozesse verbessern Transparenz und Effizienz, während eine verlässliche Finanzberichterstattung essenziell bleibt. Dennoch zeigen die Studienergebnisse ungenutztes Potenzial. Moderne Controlling-Methoden und eine gezielte strategische Ausrichtung sind zunehmend erforderlich.
1. Weitere Autoren: Dr. Christian Heitmann, Partner, Leiter Geschäftsbereich Unternehmensberatung, Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft; Prof. Dr. Gabriele Moos, Leiterin des Studiengangs Gesundheits- und Sozialmanagement, Hochschule Koblenz, RheinAhrCampus; Prof. Dr. Hans-Christoph Reiss, Wissenschaftlicher Leiter IFAMS, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft, Hochschule Mainz.
2. Weitere Informationen zur Studie unter Kurzlink: https://tinyurl.com/nc07-25-controlling