Wenn der Enkel Geld braucht
Ein Enkel, der angeblich in einer misslichen Lage ist und sofort Geld braucht, ein Polizist, der vor Kriminellen warnt und Wertgegenstände in Gewahrsam nehmen will, oder ein Microsoft-Mitarbeiter, der den heimischen PC per Fernwartung reparieren möchte - sie haben alle eins gemeinsam: Sie sind Betrüger, die den Angerufenen um sein Geld bringen möchten. Dem möchte der Caritasverband für den Kreis Gütersloh einen Riegel vorschieben.
Allen Interessierten bietet der Verband den Caritas-Telefonfilter an, einen Filter, der alle betrügerischen oder störenden Anrufe ausschalten kann. Mit einem kleinen Gerät, so groß wie ein Kartenspiel, erhalten Bewohner im Kreis Gütersloh die Chance auf mehr Ruhe, mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität.
"Störende Anrufe, bei denen insbesondere ältere Menschen etwas kaufen sollen, Fragen beantworten müssen oder angeblich gewonnen haben, gibt es leider immer häufiger", erläutert Matthias Timmermann, Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Gütersloh. "Wir freuen uns daher sehr, mit diesem neuen Angebot die Lebensqualität der Menschen verbessern zu können." Manche Senioren berichten von drei oder vier Anrufen täglich, mit denen sie belästigt oder bedrängt werden. Ihre Opfer finden die Betrüger ganz einfach im Telefonbuch, wo sie nach älter klingenden Vornamen suchen. Die Callcenter, von denen aus die Betrüger operieren, befinden sich zum Beispiel in der Türkei oder in Indien.
Moderne Technik ermöglicht, dass der Filter die unbekannten Anrufer erkennt und nicht durchstellt. Die Person legt einmalig selbst fest, welche Anrufe sie erhalten möchte. Anrufe von Familie, Freunden und Bekannten erreichen die Menschen nach wie vor, aber alle störenden Anrufe sortiert der Telefonfilter schon vor dem Klingeln aus. "Wir freuen uns sehr, dass wir in unserem Netzwerk die Firma Rufus haben, mit deren Technik wir das neue Caritas-Angebot realisieren können", erklärt Julian Ahrens, Leiter des Service Leben und Wohnen bei der Caritas.
"Zudem passt dieses Angebot perfekt zu unserer Sparte des Hausnotrufsystems, das von 1100 Personen im Kreis genutzt wird", sagt Gisela Hils, Leiterin des Hausnotrufs. "Ich kann mir gut vorstellen, dass der Bedarf des Telefonfilters sehr groß sein wird." Da die Caritas auch über den ambulanten Pflegedienst viele Kontakte zu älteren Menschen hat, liege es nahe, den Telefonfilter dort anzubieten, sagt Julian Ahrens. Vor allem natürlich im Kreis Gütersloh, Interessenten aus anderen Regionen werde man aber nicht abweisen, sagt er.
Polizeitest: bestanden
Der Telefonfilter wurde bereits vom Seniorenbeirat Gütersloh gemeinsam mit der Kreispolizeibehörde Gütersloh und der Hochschule Darmstadt getestet. Die wissenschaftlich validierten Ergebnisse zeigen, dass sich der Telefonfilter als technisches Präventionskonzept bewährt und als sinnvolle Ergänzung zu den bereits bestehenden Präventionsmaßnahmen gegen Telefonbetrug betrachtet werden kann.
Hinter dem Telefonfilter verbirgt sich die GTK Gesellschaft für technische Kriminalprävention mbH aus Hövelhof. Sie ist in diesem Jahr zum Sieger des renommierten Senovation-Awards gekürt worden, der einmal im Jahr Gründer für ihre Start-Ups und Geschäftsideen auszeichnet, die Lösungen für eine alternde Gesellschaft anbieten.
Der Telefonfilter kann bei der Caritas Gütersloh für einen monatlichen Beitrag von acht Euro gemietet werden. Dafür schließt die Caritas das Gerät auch an und richtet es ein. Fünf Sicherheitsstufen sind möglich. Je nach Vorliebe können zweifelhafte Anrufe ganz geblockt, aufgezeichnet oder weitergeleitet werden.