Klimaschutz vor der eigenen Haustür
Klimaneutral bis 2030? Der Weg zu diesem ambitionierten Ziel ist lang und steinig. Der Caritasverband für die Diözese Limburg nutzte 2022 seinen Innovationsfonds und investierte 100.000 Euro, um für 20 Standorte im Bistum Limburg unter dem Motto "Klimastarter 2022" jeweils eine Klimabilanz und ein Klimaprogramm zu erarbeiten. Unterstützt von der Stuttgarter Beratungsfirma KATE Umwelt & Entwicklung, nahmen die beteiligten Dienste und Einrichtungen den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen unter die Lupe. Ziel der Untersuchung war es, Stellschrauben aufzuzeigen, wie zukünftig beides gesenkt und zwischen ökologischen sowie ökonomischen Zielen abgewogen werden kann.
Das Ergebnis war eine solide Datenbasis. Damit kamen die Dienste und Einrichtungen zu tragfähigen Konzepten, das große Thema Klimaneutralität für sich herunterzubrechen in handhabbare und finanzierbare Teilprojekte. Zugleich bauten sie Know-how auf, um ein Klimamanagement zu etablieren. Konkret heißt das, die eigenen Strukturen und Abläufe so weiterzuentwickeln, dass sie den Klimaschutz bestmöglich unterstützen.
Patentrezepte, die für alle Dienste und Einrichtungen der verbandlichen Caritas gelten, gibt es kaum. Vielmehr zeigte das Projekt "Klimastarter 2022" auf, dass es einen präzisen Blick auf die örtlichen Gegebenheiten braucht. Das betrifft zum einen den Charakter der dort geleisteten Arbeit, aber auch die jeweiligen baulichen und energetischen Bedingungen.
Im Vergleich lassen sich trotzdem Rückschlüsse ziehen, wo es sich besonders lohnt, anzusetzen. Dazu wurden die teilnehmenden Dienste und Einrichtungen in drei Cluster einsortiert. Den ersten bildeten Geschäftsstellen, Schulen und Werkstätten, den zweiten stationäre Einrichtungen und den dritten ambulante Dienste und teilstationäre Einrichtungen.
Innerhalb der beteiligten Projekte machte sich ebenfalls das Stadt-Land-Gefälle bemerkbar. Im ländlichen Umfeld gibt es häufig keine akzeptable öffentliche Alternative zum individuellen Transport von Mitarbeiter:innen, Besucher:innen oder Nutzer:innen mit Pkw und Kleinbussen. Ob es das Bringen und Abholen von Kindern in Kindertagesstätten ist oder der Weg zur Arbeit in der Werkstatt: Die Strecken, die es auf dem Land zurückzulegen gilt, sind weit.
Viele Veränderungen erfordern einen langen Atem
Bei der Planung neuer Standorte kann der Mobilitätsaspekt besser berücksichtigt werden. Im Bestand ermöglicht ein Mobilitätskonzept, den Mobilitätsmix aller Beteiligten in Richtung Klimaschutz zu verschieben, wobei allerdings limitierende Faktoren wie die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu berücksichtigen sind. Auch der Fuhrpark kann sukzessive elektrifiziert und mit alternativen Fahrzeugen wie Lastenrädern ergänzt werden.
Unmittelbaren Einfluss haben die Dienste und Einrichtungen hingegen auf die Energieeffizienz ihrer Gebäude und den Einsatz erneuerbarer Energieträger. Ein ungelöstes Thema ist bislang noch die Refinanzierung der Investitionen beim Fuhrpark oder in der Gebäudesanierung. Pflege- und Tagessätze sollten nicht nur Mittel für den Klimaschutz beisteuern, sondern auch einen geringeren Energieverbrauch und entsprechend reduzierte Treibhausemissionen belohnen, damit Anreize gesetzt werden. Denn für viele Dienste und Einrichtungen lohnt sich Klimaschutz derzeit finanziell überhaupt nicht, wenn Einsparungen bei Zuschüssen neutral verrechnet werden. Ebenfalls verbessert werden muss der Zugang zu öffentlicher Förderung. Hinzu kommt die Herausforderung durch den wachsenden Mangel an Fachkräften. Um zum Beispiel den Verbrauch bei Strom und Heizung signifikant zu senken, wie es der Klimaschutz erfordert, braucht es umfangreiche Sanierungen im Bestand. Der Markt an entsprechenden Handwerkern ist allerdings leergefegt.
Manche Maßnahmen versprechen auch schnelle Effekte
Oft unterschätzt wird die direkte Wirksamkeit, wenn es um die Beschaffung von und den Umgang mit Materialien geht. Hier hat "Klimastarter 2022" bei vielen teilnehmenden Diensten und Einrichtungen interessante Ansätze aufgezeigt.
Schnelle Erfolge gibt es zum Beispiel, wenn Verpackungsabfall verringert und konsequent Recyclingpapier genutzt wird, die Büroausstattung und elektrischen Geräte "richtig" entsorgt werden, es mehr vegetarische Gerichte gibt, regional, saisonal und "bio" eingekauft wird, und wenn durch eine sorgfältige Planung weniger Speiseabfälle anfallen. Eine solche Umstellung der betrieblichen Gewohnheiten hilft auf kurzem Weg, klimafreundlicher zu werden. Eine genaue Bestandsaufnahme ist jedoch Voraussetzung, um messbare Ziele zu identifizieren und daraus Vorgaben zu entwickeln. Erst wenn ein entsprechendes Controlling diese Prozesse unterstützt, lohnt sich im wörtlichen Sinne der Blick in die Mülltonne.
Alles in allem hat "Klimastarter 2022" gezeigt: Für das Erreichen der Klimaneutralität im Jahr 2030 werden alle Beteiligten inklusive öffentlicher Hand eine kräftige Schippe drauflegen müssen, um vom Erkennen ins Handeln zu kommen. Ein Anfang ist im Caritasverband für die Diözese Limburg gemacht.
Abschied vom Asylkompromiss
Der Synodale Weg – ein Zeichen der Hoffnung?!
Ein strukturelles Abenteuer
Sie bewegt sich, diese Kirche!
Der Synodale Weg ist keine Sackgasse
Unterschiedliche Mentalitäten prägen die Caritas in Ost und West
Das Personalmodell ändert sich grundlegend
Es ist Zeit für ein Update!
Weiterentwicklung mit Augenmaß
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}