Straßenkinder vertreten sich selbst – die „Momos“ in Essen
Die "Momos" (gleichnamig mit der Protagonistin aus Michael Endes Roman) in Essen werden von einer Sozialarbeiterin in der Wahrnehmung ihrer Funktion als Sprecher(innen) und Lobbyist(inn)en der Straßenkinder im Ruhrgebiet unterstützt. Die Arbeit im Büro ist für die Jugendlichen Hilfe zur Selbsthilfe und fördert sie beim Erlernen von Struktur, Selbstwirksamkeit und Verantwortungsbewusstsein. Sie schafft eine Beschäftigungsmöglichkeit für junge Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt eher schlechte Chancen haben. Deutschlandweit gibt es wohnungslose Jugendliche - und damit auch unterschiedliche Problemlagen. Ausschlaggebend für die Angebote und Handlungsstrategien ist dabei aber weniger der Ort als vielmehr das Bewusstsein für die Lebensrealität dieser Jugendlichen.
Die Besonderheit dieses Projekts liegt darin, dass sowohl die Sozialarbeiterin in ihrer Fachkompetenz als auch die Jugendlichen in ihrem Angestelltenverhältnis neben dem Fachkraft-Klienten-Verhältnis nun auch die Position als Kolleg(inn)en einnehmen. Dies ist für die Rollenfindung auf beiden Seiten herausfordernd und bedeutet zugleich direkte Partizipation.
Wichtig ist ein aufrichtiges Interesse der Sozialarbeiter(innen), die Jugendlichen mit ihren Wünschen und Forderungen ernst zu nehmen und verstehen zu wollen. Es geht um die Bereitschaft, sie auf ihrem Weg zu begleiten, ohne das eigene sozialarbeiterische Handeln über die Lebensgeschichten der Jugendlichen in den Vordergrund zu stellen. Es braucht Zeit und Geduld, Identität zu hinterfragen und wachsen zu lassen, Aufgaben und Verantwortung zu definieren und Raum, um sich ohne äußeren Druck entwickeln zu können. Es sollte immer um das Herzstück dieser Arbeit gehen - aufrichtige Partizipation auf beiden Seiten. Dabei ist das Bedürfnis einer jeden Persönlichkeit nach Autonomie zu berücksichtigen. Es sind Menschen gefragt, die die Jugendlichen in ihrer Realität hören, sehen und verstehen, um sie auf ihren Wegen zu begleiten. Es braucht Überzeugung, Symptomtoleranz und Ausdauer auf der Seite der verbindlichen, ausgebildeten Verantwortungsträger(innen). Nicht ganz unwichtig ist selbstverständlich die Finanzierung. Der unterstützende Träger der Momos ist die Werkstatt Solidarität Essen.
Wichtig ist, den "Momos" mit Herz und Verstand zu begegnen. Das Gefühl von Sicherheit muss gehalten werden durch Menschen, die sich verpflichtet fühlen, die Jugendlichen vor dem Voyeurismus der Öffentlichkeit zu schützen. Dieses Gefühl von Sicherheit kann nur entstehen, wenn es tatsächliche Sicherheit gibt. Durch Vertrauen und Akzeptanz. Weil es, wenn es um die Grundbedürfnisse der Menschen geht, auch immer um ihre Würde geht.
Justin ist seit November 2021 bei den "Momos" beschäftigt, das Projekt kennt er schon seit 2015. "Als ehemaliger Straßenjunge weiß ich, wie das Leben auf der Straße aussieht. Ich möchte anderen helfen, dass sie nicht noch weiter abrutschen." Bei den Momos schätzt er die entspannte Arbeitsatmosphäre und das Zusammensein mit Menschen, die die gleichen Anliegen vertreten wie er. Ende März kann er in seine eigene Wohnung ziehen. Genau das hat mit Würde zu tun.
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