Das Fenster zur Welt
Ein Fenster ist ein Loch. Ein Glas, durch das man schaut, in den Hof, wo alles vertraut." Womöglich hat die Welt vieler Bewohner:innen der Stiftung Haus Hall1 so ausgesehen, wie der Künstler Herman van Veen sie in seinem Lied "Kind" geschildert hat. Deshalb sollte das "Fenster zum Hof" zum "Fenster zur Welt" werden: mit der digitalen Welt den Lebensraum erweitern, Kontakte knüpfen, Spaß haben und teilhaben am sozialen Geschehen ist das Ziel.
Dank der Unterstützung und Förderung durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW war es möglich, dieses Fenster zu öffnen. Mittels eines Projektes hat jede Wohngruppe beziehungsweise Wohnstätte ein I-Pad zur persönlichen und gemeinsamen Nutzung erhalten. Das Tablet ist so konfiguriert, dass es individuell genutzt werden darf, nach persönlichen Interessen und Ressourcen. Einzig ein "Padlet", also eine digitale Pinnwand, wurde erstellt und installiert, die Themen sortiert vorstellt, um den Einstieg in die Internetnutzung zu erleichtern. Im Sinne der Selbstbestimmung der Bewohner:innen wurden für das Surfen weder inhaltliche noch technische Grenzen gesetzt.
Diese kurze Beschreibung liest sich leicht. In der praktischen Umsetzung stellt es die einzelnen Systeme der Einrichtung vor Herausforderungen und Entscheidungen.
Das "Fenster zur Welt" für den Träger
Damit das "Fenster zur Welt" geöffnet werden konnte, gab es für den Träger der Einrichtung einiges zu tun. Rahmenbedingungen mussten geschaffen werden, damit das Projekt umgesetzt werden konnte.
Da ist zum einen die Technik. Sie muss bereitstehen, was bei einer großen Einrichtung wie der Stiftung Haus Hall mit vielen dezentralen Standorten eine Mammutaufgabe ist. Damit das "Fenster zur Welt" stetig geöffnet bleibt, braucht es Mitarbeiter:innen, die sich der Aufgabe stellen. Das Projekt soll keines bleiben, sondern zur Normalität, zum Bestandteil des Alltags werden. Dafür mussten die Abläufe in
der Einrichtung genau betrachtet und angepasst werden.
Für die Mitarbeiter:innen
Digitalisierung ist das zentrale Thema der heutigen Zeit. Alles wird digital. Damit das "Fenster zur Welt" für die Bewohner:innen individuell nutzbar wird, galt es, die Mitarbeitenden dafür zu gewinnen, Berührungsängste zu nehmen und gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Sie wurden unter anderem in Medienkompetenz geschult und von der Projektgruppe intensiv begleitet. Ein technischer Support unterstützte sie bei der Umsetzung.
Für die Bewohner:innen
Der Blick aus dem "Fenster zum Hof" in das "Fenster zur Welt" ist für die Bewohner:innen ein großer Schritt. Können da alle mithalten? In der Stiftung Haus Hall leben Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen und Fähigkeiten.
Wer das Tablet nicht mit seinen Händen halten kann, hat eine Tischhalterung. Für den Musikgenuss oder das Hören von Geräuschen gibt es mobile Lautsprecher. Für diejenigen, die gerne die Bilder aus dem Familienalbum betrachten, gibt es die Option, mit einem USB-Adapter eigene Speichermedien einzubinden. Natürlich können mit dem I-Pad Fotos geschossen und gespeichert werden.
Die Pandemie hat gezeigt, dass Kontakte zu Freund:innen und der Familie eingeschränkt sind. Abhilfe schafft die Videotelefonie: für die Zukunft ein bleibendes Instrument, um familiäre Bindungen und Freundschaften zu pflegen.
Wer besondere Wünsche hat, kann sich aus der Vielfalt des App-Stores bedienen und sich seine Lieblings-Apps installieren. Trotz aller Vorsicht kann ein Gerät beschädigt werden. Schutzhüllen für die Geräte verhindern große Schäden. Das schafft Sicherheit.
Über allem steht die Eigenständigkeit der Bewohner:innen, ohne fremde Hilfe in das "Fenster zur Welt" zu blicken. Das System musste so aufgebaut werden, dass das möglich ist. Bei Bedarf assistieren die Mitarbeiter:innen.
Für Freunde und Angehörige
Für die Freunde und Familien der Bewohner:innen öffnete sich eine neue Welt, die sich nicht nur in der Pandemie als nützlich erweist. Oftmals sind die Entfernungen groß oder die Mobilität ist eingeschränkt. Kolleg:innen wiederum arbeiten an unterschiedlichen Standorten der Stiftung Haus Hall oder zu Hause. Nun kann man Kontakt halten. Bilder oder kleine Filme können ausgetauscht werden und mancher Plausch am Tablet hebt die Stimmung. Die Lebensqualität beider Seiten nimmt zu.
Das Fenster zur Welt ist geöffnet. Die Bewohner:innen haben neue Möglichkeiten der Teilhabe, können neue Welten erleben und bestehende Lebensräume erweitern. Auch für die Betreuungsarbeit ist es eine Bereicherung. Es birgt vielfältige Möglichkeiten, die sich stetig weiterentwickeln werden. Bis hierher: ein großer Erfolg für die Betreuten und die Stiftung Haus Hall.
Anmerkung
1. Die Stiftung Haus Hall betreibt Einrichtungen und leistet Dienste für Menschen mit Behinderung sowie für Senior:innen, www.haushall.de
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