Erfolgsrezepte gegen Langzeitarbeitslosigkeit
Herr Neher, was ist notwendig, um die Teilhabe langzeitarbeitsloser Menschen zu sichern?
Es braucht eine politische Weichenstellung. Zuallererst einmal muss die Förderidee der Teilhabe im SGB II endlich gesetzlich verankert werden.
Gibt es denn reelle Chancen für arbeitsmarktferne Menschen?
Hier gibt es durchaus ermutigende Erfahrungen. Das noch laufende Bundesprogramm "Soziale Teilhabe", das in der endenden Legislaturperiode erprobt wurde, hat hier einen wichtigen Beitrag geleistet. Gefördert wurden Menschen, die wegen gesundheitlicher Einschränkungen besonders betroffen waren. Gezeigt hat sich, dass durch deren Beschäftigung nicht nur die Langzeitarbeitslosen selbst mehr soziale Teilhabe erfahren haben, sondern besonders auch deren im Haushalt lebende Kinder. Dies ist ein ganz wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, dass sich die Situation nicht über Generationen hinweg verfestigt.
Was genau hat letztlich zum Erfolg geführt?
Es darf bei den Förderansätzen nicht nur um die Bereitstellung von Arbeitsmöglichkeiten gehen. Es müssen auch entsprechende Begleitstrukturen vorhanden sein - insbesondere sozialpädagogische Begleitung. Hier kann und will die freie Wohlfahrtspflege mit ihren Kompetenzen einen wichtigen Beitrag leisten.
Führt das auch zu nachhaltigen Ergebnissen?
Wir brauchen dringend längerfristige Fördermöglichkeiten. Wir erleben immer wieder in unseren Einrichtungen und Diensten, dass sich kurzfristig geförderte Menschen bereits während der befristeten Förderung große Sorgen machen. Das Gefühl, demnächst nicht mehr gebraucht zu werden, die Kontakte zu den Kollegen am Arbeitsplatz zu verlieren und keine Anerkennung mehr zu bekommen, ruft logischerweise Ängste hervor.
Gibt es denn ausreichend Fördermaßnahmen?
In den vergangenen fünf Jahren ist die öffentlich geförderte Beschäftigung massiv zurückgefahren worden. Die Platzzahlen sind um 70 Prozent gesenkt worden. In der neuen Legislaturperiode müssen genügend finanzielle Mittel in die Hand genommen werden, um einerseits mehr Plätze zu finanzieren und andererseits auch entsprechend Personal in den Jobcentern für die Beratung zur Verfügung zu stellen.
Wie können Flüchtlinge besser in Arbeit kommen?
Deutschkurse sind essenziell, wenn voraussichtlich ein längerer Aufenthalt in Deutschland ansteht. Anfängliche Versäumnisse lassen sich später nur schwer aufholen. Auch muss die Sprachpraxis geübt werden. Dies kann mit Ehrenamtlichen, in Vereinen oder über Praktika geschehen. Das bringt auch Tagesstruktur und Berührung mit der deutschen Kultur und Gesellschaft.
Wie sehen die Erfahrungen der Caritas aus?
Wir hatten bis Juli 2017 ein Modellprojekt "Jobmentoren für Geflüchtete". Es hat gezeigt, dass bei der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit eine Begleitung und individuelle Vorbereitung erfolgversprechend sind. Wichtig sind hierbei auch die Beratung von Arbeitgeber(inne)n und das Einbeziehen von Ehrenamtlichen.
Viele Geflüchtete haben bereits eine Ausbildung.
Die Anerkennung von Bildungsabschlüssen in unserem hoch formalisierten Bildungsweg ist nicht einfach. Ich halte es für erforderlich, mit Blick auf die Gruppe der Geflüchteten auch informelle und non-formale Kompetenzen stärker als bisher zu berücksichtigen. Viele bringen Potenziale mit. Wir neigen hier viel zu sehr zum defizitorientierten Denken.
Welche Rolle spielen hier die Kommunen?
Aus der Arbeit der Jobmentoren wurde deutlich, dass insbesondere im ländlichen Raum die Koordination zwischen Kommunen, Landkreisen, Trägern und Kammern noch ausbaufähig ist. Alle Beteiligten, auch wir, sind gefragt, Integration zu gestalten - und nicht nur auszuhalten.
Ein guter Anfang: Beifahrer beim Fahrdienst für die Tagespflege
Ein Gesamtpaket, das Schule macht
Hilfe bei der „akzeptierten“ Rückkehr
Vorsicht, Gift!
Webinare flankieren Personalarbeit in der Caritas
Eine Tasse Tee reicht immer seltener
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