Zeitwertkonto – heute Mehrwert, morgen Standard
Für soziale Einrichtungen wird es immer schwerer, ausreichend Fach- und Führungskräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Einige Bereiche der Sozialwirtschaft sind einer starken Fluktuation der Beschäftigten ausgesetzt. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb um Fachkräfte zunimmt. Arbeitgeber, die flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, werden zunehmend von Arbeitnehmer(inne)n als attraktive Alternative bei der Arbeitsplatzwahl wahrgenommen. Lebensarbeitszeit- und Langzeitkonten schaffen Lösungen für zwischenzeitliche Freistellungen und den vorzeitigen Ruhestand. Der Caritasverband im Dekanat Büren, der mit insgesamt 430 Mitarbeiter(inne)n an neun Standorten Hilfe für Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen und Notlagen anbietet, verzeichnet mit der Einführung von Zeitwertkonten für die flexible Gestaltung der Arbeitszeit positive Erfahrungen bei den Beschäftigen und den einzelnen Bereichen des Verbandes.
Was lange ein Tabuthema war, hat sich mit dem Beschluss der Arbeitsrechtlichen Kommission zur Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten im Jahr 2011 gravierend verändert. Arbeitgeber können mit ihren Beschäftigten den Aufbau von Zeitwertkonten frei vereinbaren. Diese Regelung hat neue Perspektiven eröffnet.
Mit sich verändernden Arbeits- und Lebensbedingungen ist auch der Caritasverband im Dekanat Büren konfrontiert, und die Anforderungen an das Personal steigen permanent. Mitarbeiter(innen) machen sich zunehmend Gedanken darüber, ob sie die Anforderungen an den Beruf bis zur Rente erfüllen können. Diese Gründe waren maßgeblich für den Caritasverband, Zeitwertkonten einzuführen. Klassische "Rentenunterstützungsmodelle" bieten nur teilweise eine Hilfe, weil sie überwiegend erst nach einem Renteneintritt wirken. Die Beschäftigten können über den Ablauf des Übergangs vom Berufsleben in den Ruhestand mitbestimmen und erhalten dazu auch noch den selbst erarbeiteten finanziellen Spielraum. Sie können auch Wertguthaben aufbauen für zwischenzeitliche Freistellungen (Sabbatzeiten, Elternzeit oder Pflegezeit). Mit der Einführung von Lebensarbeitszeitmodellen ist es gelungen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten und damit die Personalentwicklung in der Caritas zu fördern. Schließlich tragen Arbeitgeber im sozialen Bereich eine besondere Verantwortung für ihre Beschäftigten, damit diese den Dienst am Nächsten leisten können. Das Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle ist soziales Handeln im besten Sinne.
Beratung durch erfahrene Partner unerlässlich
Da sich bei der individuellen Ausgestaltung von Lebensarbeitszeitkonten große Spielräume bieten und es sich insgesamt um ein komplexes Thema handelt, ist eine umfassende professionelle Beratung und Begleitung bei der Einführung unerlässlich. Überdies war eine kostenschonende Lösung wichtig. Die Einbringungs- und Verwendungsmöglichkeiten sollten passgenau auf die Bedürfnisse der sozialen Einrichtung zugeschnitten sein. Die frühzeitige Einbindung der Mitarbeitervertretung war dabei von großer Bedeutung. Der Caritasverband im Dekanat Büren hat sich bei der Auswahl des Anbieters für das "Competence Centrum Zeitkonten", als Spezialisten innerhalb der Ecclesia Gruppe, entschieden. Das "Competence Centrum Zeitkonten" entwickelte mit den Verantwortlichen des Caritasverbandes und der Mitarbeitervertretung ein individuell zugeschnittenes Modell und stellte die arbeitsrechtlichen Unterlagen zur Verfügung. Die Ecclesia Gruppe ist Partner der Bank für Kirche und Caritas, die für die Kapitalanlage des Wertguthabens das Kontomodell "BKC-ZeitWertKonto" anbietet. Zudem empfiehlt die Ecclesia auch Versicherungslösungen.
Das bürokratische Zeitwertkonto-Modell stellt dabei auch besondere Anforderungen an die administrativen Arbeiten im Caritasverband. Ziel ist es, schlanke Abwicklungsprozesse zu haben, die die Personalabteilung möglichst wenig einbinden müssen. Zu Beginn war die Abwicklung noch mit einigen Anlaufschwierigkeiten verbunden und erforderte eine Nachbesserung. Angesichts intensiver Beratungsgespräche, insbesondere mit Unterstützung der Bank für Kirche und Caritas als Hausbank, konnten passgenaue Lösungen gefunden werden. Die Erneuerung der technischen Plattform mit einem möglichst automatisierten Abwicklungsverfahren leistet nun wertvolle Unterstützung. Ein laufender Datenaustausch gewährleistet die Bereitstellung bedarfsgerechter Reportings.
Kommunikation und Informationsaustausch
Der Caritasverband Büren nutzt Einstellungsgespräche, regelmäßige Mitarbeiterversammlungen und Dienstbesprechungen zum intensiven und fachkundigen Informationsaustausch über Zeitwertkonten. Nur fortlaufende Kommunikation und direkte Ansprache tragen dazu bei, dass weitere Mitarbeiter(innen) von Lebensarbeitszeitkonten den Nutzen für sich erkennen. Seit dem Jahr 2012 können Mitarbeitende das Konto nutzen. Bisher haben sich erst neun Beschäftigte für den Abschluss eines Zeitwertkontos entschieden. Das liegt zum einen daran, dass die Thematik sehr komplex ist. Beschäftigte scheuen oft davor zurück, sich mit den Details auseinanderzusetzen. Daher hat die fachliche Unterstützung bei der Aufklärung eine besondere Priorität. Dazu kommt, dass gerade bei jungen Mitarbeiter(inne)n ein Wechsel des Arbeitgebers und des Wohnortes vorkommen können. Die persönliche Lebenssituation ist aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen immer schwieriger planbar.
Das Interesse an Beratungsgesprächen ist groß - und die Caritas zuversichtlich, dass sich mehr und mehr der Beschäftigten für das Angebot entscheiden. Mit dem flexiblen Arbeitszeitmodell wurde eine Win-win-Situation geschaffen: Stärkung einer mitarbeiterbewussten Personalpolitik und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität.
Wie aus Geld Zeit wird
Für die Finanzierung einer späteren Freistellung mittels Zeitwertkonto können die Beschäftigten des Caritasverbandes Büren Bestandteile des Gehalts, Sonderzahlungen, Überstunden oder Resturlaub in ein Wertkonto einbringen. Diese nicht ausgezahlten Vergütungsansprüche werden mit dem Bruttowert dem Zeitwertkonto gutgeschrieben. Erst bei Inanspruchnahme des Zeitwertkontos fließt das Wertguthaben unter Berücksichtigung der dann geltenden Steuersätze zu. Bei einem Arbeitgeberwechsel kann das Wertguthaben zu dem neuen Dienstgeber oder auf die Deutsche Rentenversicherung Bund übertragen werden. Der Arbeitgeber ist in der Entscheidung zur Ausgestaltung der Kapitalanlage frei. Eine genaue Prüfung der Anlageprodukte ist gerade auch unter dem Gesichtspunkt eventuell anfallender Kosten unbedingt erforderlich.
Zeitwertguthaben bei der Bank für Kirche und Caritas
Gerade in Zeiten zunehmender Komplexität an den Finanzmärkten ist die Entscheidung über die Form der Kapitalanlage des Wertguthabens ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Entwicklung. Der Caritasverband hat sich gegen ein Versicherungsmodell und gegen eine fondsorientierte Anlageform ausgesprochen. Überzeugt hat das transparente Sparkontomodell "BKC-ZeitWertKonto" der Bank für Kirche und Caritas. Vom ersten Euro an wird eine laufende Verzinsung gewährt. Im Gegensatz zu Fondsanlagen unterliegt das Guthaben keinen Wertschwankungen und ist von Beginn an insolvenzsicher. Für Ein- und Auszahlungen fallen keine Gebühren an.
Bei der Einführung von Zeitwertkonten bis zur endgültigen Umsetzung sind etwa sechs bis zwölf Monate für Organisation und Information einzuplanen. Mit kontinuierlicher Begleitung durch erfahrene Partner konnte das Ziel, ein möglichst individuelles Angebot mit einem transparenten Kontomodell für die Einrichtung zu schaffen, umgesetzt werden.
Flexible Arbeitszeitmodelle werden kommen
Der Wunsch von Mitarbeiter(inne)n in der Sozialwirtschaft nach flexiblen Arbeitszeitmodellen und intelligenten Vorruhestandslösungen, insbesondere aufgrund hoher Belastungen im pflegerischen Bereich, nimmt immer weiter zu. Eine Erwerbstätigkeit bis zum Alter von 67 Jahren ist oft aus gesundheitlichen Gründen gar nicht oder nur mit langen Fehlzeiten möglich. Immer mehr Arbeitgeber sollten sich im Personalmanagement mit der Einführung von Zeitwertkonten beschäftigen, um sich einen Vorsprung im Wettbewerb um knappe Fachkräfte zu verschaffen. Was heute als Mehrwert eines Beschäftigungsverhältnisses gilt, dürfte in wenigen Jahren Standard sein. Dienstgeber, die jetzt den Anschluss verpassen, könnten später der Entwicklung hinterherlaufen, wenn es darum geht, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.
Ganzheitlich, bedarfsgerecht, flexibel
Die Arbeitszeit muss immer auch zum Leben passen
Arbeitnehmerüberlassung – Gesetzentwurf liegt auf Eis
Klarheit ist gefordert
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