Klarheit ist gefordert
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Schulsozialarbeit hat in den vergangenen Jahren deutschlandweit Anerkennung erfahren und ist inzwischen fester Bestandteil sozialpädagogischer Praxis. In vielen Ländern und Kommunen wurden die Angebote und Personalstellen für Schulsozialarbeit ausgebaut. Alles in Butter?
Oder eher: so weit, so gut! Denn es besteht akut Klärungs- und Entscheidungsbedarf in Fragen der eindeutigen Zuständigkeit und der Absicherung von Schulsozialarbeit. Die Entscheidungsfrage fällt zeitlich in eine Etappe mit vielen anspruchsvollen Aufgaben: Ein inklusives Bildungssystem ist zu realisieren, die Ganztagsschulen sollen vorangebracht werden. Das sind qualitative Anforderungen, die es durchaus schon in sich haben. Dazu kommen steigende Zahlen von Schülerinnen und Schülern mit Fluchthintergrund, die zu integrieren sind, eine quantitativ und qualitativ nicht mindere Anstrengung. Im Jahr 2015 ging die Kultusministerkonferenz von 300.000 schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund aus. Unbestritten stehen Schulen also vor großen Herausforderungen und sind mehr denn je auf Kooperationen mit unterstützenden Partnern angewiesen.
Schulsozialarbeit leistet an der Schnittstelle zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Schulsystem einen unverzichtbaren Dienst. Deshalb ist es nicht plausibel, dass Schulsozialarbeit immer noch nicht flächendeckend als professionelles, nachhaltiges Angebot etabliert ist und die sozialpädagogischen Fachkräfte bis heute mit ungesicherten Arbeitsverhältnissen leben müssen. In dieser Gesamtsituation setzen Schulträger Schulsozialarbeit zunehmend "in Eigenregie" um. Fachlich ist es ganz besonders für die Kinder und Jugendlichen, aber auch für Eltern, Lehrer(innen) und Fachkräfte sinnvoll, wenn Schulsozialarbeit als ein vom System Schule unabhängiges, professionelles Angebot aufgestellt wird. Denn Kinder und Jugendliche suchen vertrauliche Beratung und sozialpädagogische Hilfen, auch bei Schulproblemen. Freiwilligkeit und Vertraulichkeit sind strukturell nicht sichergestellt, wenn Schulen selbst Träger des Angebots sind. Die Verantwortlichen in der Kinder- und Jugendhilfe sind aufgefordert, die eindeutige Verortung der Schulsozialarbeit in ihrem Fachbereich zu stärken. Zudem ist die nachhaltige finanzielle Absicherung flächendeckend in allen Bundesländern dringend erforderlich.
Jetzt sind die vielfach bewährten Steuerungs-, Koordinierungs- und Qualifizierungsfunktionen der Kinder- und Jugendhilfe politisch ins Spiel zu bringen. Für ein "Irgendwie-zwischendurch" und ein "Sowohl-als-auch" sind die Herausforderungen zu groß. Deshalb ist Schulsozialarbeit eindeutig als Angebot der Jugendhilfe zu stärken.