Gut für die Umwelt und den Geldbeutel
Die grosse Bedeutung von Nachhaltigkeit betont Papst Franziskus in der Enzyklika "Laudato si’". Besonders weist er auf den engen Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Armutsbekämpfung hin (s. Beitrag auf S. 9ff. Johannes Wallacher). Dementsprechend sollte man sich auf Maßnahmen konzentrieren, bei denen Umweltbelastung und Kosten reduziert werden. Aber wie kann das in der Praxis umgesetzt werden?
Im Folgenden werden typische Einsparpotenziale im Umweltbereich aufgezeigt, die auch finanziell entlasten, und Maßnahmen beschrieben, mit denen einkommensschwache Haushalte unterstützt werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beschaffung von Produkten aller Art, darunter auch die von fair hergestellten.
Nachhaltigkeit in Einrichtungen
Für das Management von Umweltschutz und Nachhaltigkeit und die erforderliche Datenerhebung gibt es mehrere Anleitungen, beispielsweise von der Global Reporting Initiative (www.globalreporting.org) oder vom Deutschen Nachhaltigkeitskodex (www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de). Stärker praxisorientiert und computergestützt bietet sich der leicht nachvollziehbare und kostenlose "Efficheck" an (www.proofit.ch/de/efficheck) und speziell für das kirchliche Umweltmanagement der Grüne Gockel (www.gruener-gockel.de). Der Efficheck ist differenziert nach verschiedenen Branchen, beispielsweise mit spezifischen Modulen für Alten- und Pflegeheime sowie für Erziehungs- und Gesundheitseinrichtungen.
In der Praxis reicht es oft, sich auf die typischen umweltrelevanten Aktivitäten zu konzentrieren, deren Daten zu erfassen und Verbesserungen vorzunehmen. Allein die Erhebung der umweltrelevanten Daten zeigt deren Relevanz (auch ökonomisch) und erste Reduktionspotenziale auf. Ausschlaggebend sind in der Regel der Heizenenergieverbrauch, der Stromverbrauch, die Mobilität, die Beschaffung von Produkten und die Kantinen.
Heizenergie und Strom
Die Verbräuche von Heizenergie und Strom sind den jährlichen (Nebenkosten-) Rechnungen zu entnehmen. Wenn der Heizenergieverbrauch deutlich über zehn Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegt (berechenbar aus dem Jahresenergieverbrauch in Kilowattstunden geteilt durch die Quadratmeterzahl der beheizten Räume), bietet sich eine grundlegende energetische Sanierung des genutzten Gebäudes an. Aber auch schon mit kleineren einfachen Maßnahmen und geringem Kostenaufwand kann man meist erhebliche Einspareffekte erzielen. Beispiele sind die Abdichtung von Fenstern und Heizungsnischen, Heizungsthermostate mit individueller Raumregelung und möglichst niedrige Raumtemperaturen. Die Energieeinsparung liegt in der Größenordnung von zehn bis 30 Prozent, die Anschaffungskosten amortisieren sich schnell, oft schon nach einem Jahr.
Der Stromverbrauch lässt sich einfach und kostensparend reduzieren durch automatische Steckerleisten (zur Reduktion von Standby-Strom), dem vorzeitigen Ersatz von Glüh- und Halogenlampen durch Energiespar- oder LED-Lampen (gute Infos unter: www.lednavi.de), alter Heizungspumpen sowie Kühl- und Gefriergeräten. Beim Kauf neuer Elektrogeräte sollte man die Produkte mit hoher Energieeffizienz und geringen Lebenszykluskosten (Summe von Kaufpreis und Stromkosten über die Lebensdauer der Geräte) wählen (siehe www.ecotopten.de). Statt konventionellem Strom sollte man zertifizierten Ökostrom beziehen (siehe www.ecotopten.de/strom/oekostrom-tarife), der meist nur unwesentlich teurer ist. Denkbar ist auch, für die Datenerhebung mit dem Efficheck in der jeweiligen Einrichtung der Caritas einen Stromsparhelfer (siehe unten) einzusetzen, der für den Stromsparcheck ausgebildet wurde!
Besitzt eine Organisation Wohnimmobilien oder baut neue, so sind ökosoziale Lösungen wie Mehrgenerationenhäuser oder ein Umzugsmanagement sinnvoll. Letzteres dient dazu, Einzelmieter aus großen wenig genutzten Häusern in kleinere Wohnungen im Quartier umzusiedeln.
Speziell für Kliniken und Pflegeeinrichtungen gibt es die Möglichkeit eines systematischen Energie-Screenings im Rahmen der Kampagnen Klinergie 2020, KlinergieCheck, viamedica Pflege+ und Klik Klimamanager für Kliniken, die von der Stiftung Viamedica angeboten werden (www.viamedica-stiftung.de).
Mobilität
Dienstreisen sollten in der Regel mit der Bahn erfolgen. Die Nutzung von Pkw oder Flugzeug im innerdeutschen Verkehr sollten begründungspflichtig sein. Sowohl Dienstautos wie auch private Pkw sollten möglichst klein und benzinsparend sein (siehe www.ecotopten.de/mobilitaet). Oft kann ein Teil der Pkw durch die kostengünstigere Nutzung von Car-Sharing ersetzt werden. Innerorts bieten sich Fahrräder oder E-Bikes an. Es gibt auch sehr gute Lastenfahrräder. Mit den genannten Maßnahmen können in der Regel die Mobilitätskosten deutlich gesenkt werden.
Beschaffung von Produkten
Je nach Einrichtung müssen unterschiedlichste Produkte beschafft werden: Papier, Lebensmittel, Reinigungsmittel, Hygieneprodukte. Diese sollten umweltgerecht und fair produziert sein. Schon seit langem gibt es die ökumenische Beratungs- und Netzwerkstelle www.zukunft-einkaufen.de, die bundesweit alle kirchliche Organisationen und Einrichtungen von Diakonie und Caritas berät, wie sie ihren Einkauf auf ökologisch und fair produzierte Waren und Dienstleistungen umstellen können. Neben Informationen und Bewertungen von einzelnen Produktgruppen gibt es auch Leitfäden, Checklisten zur Bestandsaufnahme und Mustervorlagen für die Beschaffung.
Kantinen
67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen in Deutschland haben Übergewicht. Das Kantinenessen trägt dazu bei. Oft ist es zu üppig und zu fleischlastig. Idealerweise sollte es gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zusammengesetzt sein (www.dge.de) und möglichst aus saisonalen, regionalen und biologisch produzierten Zutaten bestehen (vgl. auch www.katholische-akademie-freiburg.de/html/nachhaltigkeit.html). Wenn man das Kantinenangebot umstellt, sollte dies in einer längeren Übergangsphase und mit attraktiven Alternativen erfolgen. Sonst kann es vorkommen, dass die Kantinengäste gereizt reagieren.
Gesundes und umweltgerechtes Essen ist kaum teurer: Nach einer Studie des Öko-Instituts in Freiburg sparen Haushalte bei einer Umstellung von konventioneller auf gesunde Ernährung nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) jährlich rund 13 Prozent. Wenn die Haushalte darüber hinaus Bioprodukte verwenden, müssen sie gegenüber konventioneller Ernährung nur drei Prozent mehr ausgeben (www.oeko.de/aktuelles/2014/die-kosten-verschiedener-ernaehrungsstile-ein-politisches-kochbuch). Deutliche Unterschiede ergeben sich je nach Ernährungsstil bei der Treibhausgasemission (s. Abbildung oben).
Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte
Für einkommensschwache Haushalte, also Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld, wird von der Caritas und den Energie- und Klimaschutzagenturen der sogenannte Stromspar-Check angeboten (s. neue caritas Heft 2/2016, S. 18ff. und S. 20 ff.). In dem von der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderten Projekt werden entsprechend vorgebildete Langzeitarbeitslose zu Stromsparhelfer(inne)n ausgebildet. An mittlerweile 190 Standorten gehen sie in interessierte einkommensschwache Haushalte, um einen Stromspar-Check durchführen. Sie messen den Stromverbrauch der einzelnen Geräte und Lampen und geben Tipps zum Einsparen. Darüber hinaus installieren sie kostenlos stromsparende Kleingeräte wie LED-Lampen, schaltbare Steckerleisten, Wasserperlatoren und Wassersparduschköpfe. Zwischen 2009 und 2015 haben mehr als 210.000 Haushalte mit geringem Einkommen am Stromspar-Check teilgenommen und dabei ihre Energiekosten um durchschnittlich 156 Euro pro Jahr reduziert. Das Programm kombiniert ideal soziale und ökologische Aspekte, wie Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands, zu Recht betont: "Die Schulung langzeitarbeitsloser Menschen stärkt deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt; die Hilfe bei der Senkung der Stromkosten entlastet Haushalte mit geringen Einkommen. Das Projekt will eine Bevölkerungsgruppe ansprechen, um die sich die Umweltschutzpolitik zu wenig gekümmert hat."
Hinweise zur Beratung von Haushalten
Über die Einrichtungen der Caritas und kirchlichen Einrichtungen gibt es viele Kontakte zu Bürger(inne)n. Verknüpft mit Maßnahmen in den Einrichtungen selbst und Änderungen beispielsweise beim Kantinenessen oder Hinweisen zum Energiesparen kann schnell die Frage aufkommen, was Privathaushalte für den Umweltschutz tun können. Mittlerweile gibt es dazu viele Beratungsangebote, Broschüren und Websites. Besonders empfehlenswert zum Stromsparen und beim Kauf von Produkten (Haushaltsgeräte, Pkw, E-Bikes und anderen) ist die bereits erwähnte Website www.ecotopten.de und die des Bundesumweltministeriums: www.die-stromsparinitiative.de. Speziell zum Sparen von Heizenergie eignet sich: www.co2online.de
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