Selbstbewusst und ermutigt – so soll es weitergehen
Der Auftakt zum Zukunftsdialog Caritas 2020, zu dem der Vorstand des DCV verbandsweit eingeladen hatte, war im März 2014 bei einem eintägigen Workshop in Augsburg gegeben. Die Abschlussveranstaltung fand nun am 27. und 28. Januar 2015 in Frankfurt am Main statt. Dazwischen lagen weitere fünf eintägige regionale Workshops sowie vier Fachtagungen. Bei den regional im Land verteilten Workshops wurden von den Teilnehmenden Zukunftsideen der Caritas gesponnen und erste Lösungsansätze angedacht. Bei den Fachtagen wurden einzelne Fragestellungen angegangen. So diskutierte etwa ein Theologenkreis die Frage: "Was macht eine Caritasorganisation zur Kirche vor Ort?" (neue caritas Heft 10/2014, S. 9f). Die Rechtsträger im Verband beschäftigten sich mit den Loyalitätsobliegenheiten für kirchliche Mitarbeiter (siehe Hefttitel ab S. 9 f.). Die Fragen nach einer Kirche für die Armen sowie zum Caritasprofil und zur Mitarbeiterentwicklung (s. dazu auch Heft 18/2013, S. 21f. und 10/2014, S. 17f.) behandelten zwei weitere Tagungen.
Ziel war es, einen regional und fachlich breit gestreuten Kreis an Mitarbeitenden und Leitenden in der Caritas in die Zukunftsdiskussion einzubinden. Dass dies eindeutig gelungen ist, zeigte allein schon das starke Interesse an der Abschlussveranstaltung in Frankfurt, zu der alle früheren Teilnehmer eingeladen waren. Kurzfristig musste ein neues Veranstaltungshaus organisiert werden, in dem die über 200 angemeldeten Teilnehmer auch Platz finden konnten.
Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff würdigte in Vertretung von Kardinal Rainer Maria Woelki, der der Caritaskommission der Bischofskonferenz (DBK) vorsteht, den gesamten Dialogprozess. Die inhaltliche Breite und die große verbandliche Beteiligung seien vorbildlich, um einen Paradigmenwechsel einzuleiten. Er sicherte zu, dass sich die DBK in diesem Jahr bei einem Studientag mit der "Caritas als Ort der Kirche" befassen werde und 2016 bei einem weiteren Studientag zur Zukunft der Caritas die Ergebnisse des Dialogprozesses einfließen werden.
13 Thesen zur Zukunft
An zwei halben Tagen wurden in Frankfurt in Kleingruppen wie auch in der großen Runde intensiv 13 Thesen diskutiert und teilweise neu- oder umformuliert. Eine Vorbereitungsgruppe hatte sie aus der Zusammenschau der Ergebnisse aller bisherigen Workshops und Tagungen aufgestellt. Sie deckten die Themen ab:
- Caritas als attraktiver Arbeitgeber;
- Caritas als verortete und sichtbare Kirche;
- Caritas als attraktives Feld der Beteiligung und des Engagements;
- Caritas als sozial- und gesellschaftspolitischer Akteur.
Attraktiver Arbeitgeber
Caritas-Vizepräsidentin Irme Stetter-Karp führte als Sprecherin die Thesen aus: Es gehe um das Image der Caritas, dann um ihre institutionelle Spiritualität, die sich nicht an einem engen Loyalitätsverständnis zum individuellen Lebenswandel der Mitarbeiter orientiert, sondern am Profil der Einrichtung. Und es gehe um die Weiterentwicklung des Dritten Weges. In einer ersten Abstimmung fanden die Thesen die mehrheitliche Zustimmung der Anwesenden.
Verortete und sichtbare Kirche
Andreas Lob-Hüdepohl von der Katholischen Hochschule Berlin erläuterte, dass sich in der Caritas die gesamte Kirche zeige. Wie stark die Sichtweise der Armen bei der Caritas-Arbeit herangezogen werde, würde zum "Lackmustest" für die Ernsthaftigkeit einer "armen Kirche für die Armen" im Sinne von Papst Franziskus werden. Doch hier zeigte sich bei nur 41 Prozent Zustimmung die skeptische Zurückhaltung der Plenumsteilnehmer. Dass für die Caritasarbeit jedoch auskömmliche Finanzmittel, auch vonseiten der Kirche, nötig sind, glaubten 85 Prozent.
Feld für Beteiligung und Engagement
DiCV-Direktor Hans-Jürgen Marcus warb für mehr Offenheit und Innovation an den verbandlichen Rändern. Dann könnten "Caritas-Communitys" wachsen und neue Beteiligungsformen und -felder geschaffen werden. Auch eine breitere Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Playern solle die Zukunft bringen. Dass Unbekanntes vorsichtig macht, zeigte die mit 47 Prozent noch zögerliche Zustimmung zur These zu den neuen Beteiligungsformen.
Sozial- und gesellschaftspolitischer Akteur
Neu-Ruheständler Hartmut Fritz aus Frankfurt zeigte das Spannungsfeld zwischen dem wirtschaftlichen Wettbewerb und dem christlich-ethischen Anspruch auf. Das Subsidiaritätsprinzip sollte verteidigt werden, Sorgen vor einem Caritas-Monopolistentum mit pluralen Angeboten begegnet werden und die Rolle als Partner in der Gestaltung der Zivilgesellschaft konsolidiert werden. Diesen Thesen konnte die deutliche Mehrheit der Diskutanten zustimmen.
Zu einer ersten Bewertung der 13 Thesen war die Vizepräsidentin des Zentralrats der Katholiken, die CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel, eingeladen. Sie erteilte der Caritas drei Empfehlungen:
- sie möge einen klaren Kurs halten auf dem Weg durch die teilweise sehr gegensätzlichen Herausforderungen;
- sie solle sich immer wieder damit auseinandersetzen, was es heiße, katholisch zu sein, und was das Katholische ausmache;
- Caritas solle Zukunft wagen, sich freimachen von den Sorgen um sich selbst.
Nachdem die Inputs aus den vorausgegangenen Workshops und Tagungen und ihre Zusammenfassung in Thesen alle Teilnehmer auf den gleichen Wissensstand gebracht hatten, ging es in Kleingruppen an die Arbeit. Jede These wurde an einer Stellwand von mindestens einer Gruppe diskutiert und in Bezug auf ihre Formulierung und inhaltliche Relevanz geprüft. Intensiv debattierten die Gruppen und ergänzten, präzisierten oder strichen die Thesen zugunsten einer neuen Formulierung.
In einem zweiten Durchgang sollten die Thesen mit Leben gefüllt werden. Wie können sie in die Praxis umgesetzt werden? Wer hat dazu das Heft in der Hand? Welche Voraussetzungen braucht es dazu? Die Vorschläge wurden in konkreten Auftragsblättern festgehalten mit klarer Adressierung. Der Beirat des Dialogprozesses wird daraus konkrete Vorschläge machen, die zunächst im Caritasrat und im Herbst auf der DCV-Delegiertenversammlung beraten und möglichst verabschiedet werden sollen.
Vorsichtiger Optimismus
Zu guter Letzt war jeder einzelne Teilnehmer angefragt. In Murmelgruppen tauschten sich alle aus zur Frage, ob der Dialogprozess schon konkrete Auswirkungen auf die eigene Arbeit habe. Danach stimmten sie öffentlich ab. 91 Prozent fanden den Dialogprozess um die Caritas-Zukunft transparent und nachvollziehbar. Durchschnittlich 63 Prozent sehen durch ihn eine positive Veränderung in der Caritas angestoßen. 58 Prozent sind mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden. 46 Prozent sehen Lösungswege für übergeordnete Fragen im eigenen Arbeitsbereich aufgezeigt.
"Der Prozess Caritas 2020 ist noch nicht am Ziel. Nur das Element der Workshops ist abgeschlossen", resümierte Caritaspräsident Peter Neher am Ende der Tagung. Der Fortgang sei weiterhin eine gemeinsame Aufgabe. Der Prozess habe aber gezeigt, dass man selbstbewusst und ermutigt den Weg in die Zukunft gehen könne, um als Caritas der Kirche in der Gesellschaft präsent zu sein.
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