Mit einer Stiftung rüsten sich die Alexianer für die Zukunft
Seit rund 800 Jahren wirken die Alexianerbrüder als Pflegegemeinschaft für kranke, alte und arme Menschen. Die Gemeinschaft der Alexianerbrüder kann damit auf eine lange und traditionsreiche Ordensgeschichte bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückblicken.
Aus einer spätmittelalterlichen Laienbewegung, deren Mitglieder Arme, Kranke und Ausgestoßene pflegten und bis zum Tode begleiteten, ist heute einer der größten katholischen Träger im Gesundheitswesen gewachsen. Rund 13.000 Mitarbeiter(innen) sind bei den Alexianern beschäftigt. Durch den Zusammenschluss mit der Misericordia GmbH, die in Münster das Clemenshospital und die Raphaelsklinik, in Meschede das St. Walburga-Krankenhaus und in Anholt das Augustahospital betreibt, wird die Mitarbeiterzahl demnächst auf rund 15.500 ansteigen. Bundesweit betreiben die Alexianer über 230 Einrichtungen in neun Regionen. In Aachen, Berlin-Hedwig, Berlin-Weißensee, im Landkreis Diepholz, Köln/Rhein-Sieg, Krefeld, Münster, Potsdam und Sachsen-Anhalt bieten sie eine breitgefächerte Palette moderner sozialer Dienstleistungen im Gesundheitswesen an.
Wie viele andere Orden haben auch die Alexianerbrüder heutzutage mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Doch es gehört zu ihren Erfolgsrezepten, dass sie sich auch in schwierigen Zeiten immer wieder neuen Herausforderungen angepasst haben. Schon vor mehreren Jahren hat sich die Gemeinschaft die Frage gestellt, wie sie ihr Lebenswerk erhalten kann, wenn die Zahl der Ordensbrüder in Zukunft weiter zurückgeht. Dabei ging es nicht nur um die finanzielle Absicherung des Unternehmens und die Alterssicherung der Brüder, sondern insbesondere um die Frage, wie es gelingen kann, das Charisma der Alexianerbrüder weiterzutragen. Im Leitwort der Alexianer "Caritas Christi urget nos" ("Die Liebe Christi drängt uns") ist der Beweggrund zum Ausdruck gebracht, der die Alexianerbrüder seit 800 Jahren motiviert, sich für Menschen am Rande der Gesellschaft einzusetzen. Diese christliche Überzeugung soll auch in der Zukunft den Geist der Alexianer-Einrichtungen prägen.
Dass eine Stiftung die geeignetste Rechtsform dafür ist, stand schnell fest. Mit der Stiftungsgründung liegen die Alexianerbrüder im Trend. Viele Ordensgemeinschaften entschließen sich mittlerweile dazu, um dafür Sorge zu tragen, dass ihre Philosophie und ihr Werk weitergegeben werden. Denn durch eine Stiftungsgründung ist es möglich, das eigene Vermögen einem festgelegten Zweck zukommen zu lassen. Idealerweise wird das Vermögen dabei so angelegt, dass es dauerhaft ("ewig") erhalten bleibt und Erträge bringt, die dann dem Stiftungszweck zugeführt werden.
Die Stiftung
Die Stiftung der Alexianerbrüder hat ihren Sitz in Münster. Als kirchliche Stiftung des bürgerlichen Rechts wird sie nach Kirchenrecht verwaltet und untersteht nicht allein der staatlichen Stiftungsaufsicht. Die kirchliche Aufsicht obliegt dem Bistum Münster.
Der Stiftungszweck
Als Zweck ihrer gemeinnützigen Stiftung haben die Alexianer die weltweite Unterstützung sozialer Anliegen festgelegt. Das gilt für das öffentliche Gesundheitswesen, die Jugend-, Senioren- und Eingliederungshilfe sowie für die Wohlfahrtspflege. Dabei kann die Stiftung die Zwecke auch unmittelbar selbst verwirklichen, zum Beispiel durch den Betrieb und die Führung von Krankenhäusern, Wohn- und Pflegeheimen sowie Werkstätten und Integrationsbetrieben. Werden diese Zwecke erfüllt, darf die Stiftung der Alexianerbrüder auch die Trägerschaft von nicht rechtsfähigen Stiftungen und die Verwaltung von rechtsfähigen Stiftungen mit den entsprechenden Zielsetzungen übernehmen. Die Stiftung hat zudem Sorge dafür zu tragen, dass in allen ihren Einrichtungen neben dem Charisma der Alexianer der christliche Geist gefördert und erhalten wird.
Das Stiftungskuratorium
Geleitet wird die Stiftung von einem Kuratorium, in dem neben Alexianerbrüdern auch Fachleute aus den Bereichen Recht und Wirtschaft vertreten sind. Sie werden vom Provinzial der St. Alexius-Provinz1 mit Zustimmung seines Rates sowie mit Zustimmung des Generals der Alexianerbrüder und seines Rates berufen.
Das Kuratorium hat die Aufgabe, den Willen der Ordensgemeinschaft und damit den Stiftungszweck so wirksam wie möglich zu erfüllen. Es handelt und entscheidet im Rahmen des Stiftungsgesetzes, der Stiftungsordnung und der Satzung. Dazu gehört auch als wesentliches Ziel die Wahrung der kirchlichen, römisch-katholischen Grundausrichtung. Schwerpunkte der Aufgabe des Kuratoriums sind das Aufstellen eines Wirtschaftsplans, die Bewirtschaftung des Stiftungsvermögens, insbesondere die Wahrnehmung der Pflichten als Gesellschafter ihrer Unternehmen, sowie die Entscheidung über die Verwendung der Erträge.
Durch die Stiftungsgründung haben die Alexianerbrüder ihre bisherige Gesellschafterrolle auf das Stiftungskuratorium übertragen. Heute besteht das Kuratorium zur Hälfte aus weltlichen Mitgliedern und zur Hälfte aus Ordensbrüdern. Auch wenn in Zukunft die Anzahl weltlicher Mitglieder überwiegt, beruft die Ordensgemeinschaft durch ihren Provinzrat die Kuratoriumsmitglieder. Die Letztentscheidung darüber, wer das Unternehmen lenkt, liegt also nach wie vor bei den Brüdern.
Der Prozess der Stiftungsgründung
Bis die Stiftung der Alexianerbrüder gegründet werden konnte, waren jahrelange Vorarbeiten und Überlegungen notwendig. Bei der Vielzahl der Alexianer-Einrichtungen war der Aufbau von überschaubaren und effizienten Strukturen zunächst unverzichtbar. Ein erster Schritt in diesem Prozess stellte auf Ordensebene der Zusammenschluss der deutschen Alexianer-Provinzen Neuss und Aachen zur St. Alexius-Provinz Deutschland dar.
Die veränderten Bedingungen im Gesundheitswesen, insbesondere der Wettbewerb mit anderen Anbietern, erforderten nur wenig später einen zweiten Schritt: Am 1. April 2009 führten die Alexianerbrüder ihre bisher selbstständigen Unternehmen in die Alexianer GmbH über. Hauptsitz der Dachgesellschaft ist seitdem Münster.
Auf diesem Fundament konnten dann ab Oktober 2009 die Planungen zur Stiftungsgründung beginnen. Dabei tastete sich die Ordensgemeinschaft langsam an das Thema heran. Es wurden zum Beispiel Expert(inn)en zum Thema Stiftungen eingeladen, die erste Impulse gaben. Außerdem tauschte sich die Ordensgemeinschaft mit zwei weiteren Orden aus, die bereits eine Stiftung gegründet hatten. Im Jahr 2010 wurde im Provinzkapitel und im Generalkapitel die Stiftungsgründung formell beschlossen.
Im Abstand von drei Monaten haben sich die Brüder getroffen, um die Stiftungsgründung auf den Weg zu bringen und über die genauen Bedingungen zu beraten. Dabei waren viele Formalitäten insbesondere bei der Neuordnung der Rechtsträger zu beachten. Außerdem waren verschiedene Ämter involviert, wie zum Beispiel das Finanzamt, um Fragen der Gemeinnützigkeit zu klären. Ohne die Unterstützung und Beratung von Expert(inn)en wären diese komplexen Themen für die Ordensgemeinschaft kaum zu bewältigen gewesen. Die Alexianerbrüder wurden daher beim ganzen Prozess von einer Beratungsgesellschaft begleitet. Dabei spielte neben der Erfahrung und Kompetenz der Berater(innen) auch der Faktor Mensch eine große Rolle. Denn ein solcher Prozess kann nur bewältigt werden, wenn auch die zwischenmenschliche Ebene stimmt.
Die Stiftung konnte schließlich an einem für die Ordensgemeinschaft historischen Datum gegründet werden: Am 31. Januar 2013, exakt am Tag des 125-jährigen Bestehens der Alexianer in Münster. Seitdem ist die Stiftung der Alexianerbrüder Träger (Eigentümer) der Alexianer GmbH. Die Trägerschaft wurde von der Ordensgemeinschaft auf die Stiftung übertragen. Damit einher ging auch die Trennung der Vermögensverhältnisse. Das heißt, dass das Unternehmen juristisch und finanziell selbstständig ist. Die Alexianer GmbH erhielt dadurch eine dauerhafte Struktur, unabhängig davon, wie sich die Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder in Zukunft personell entwickelt.
Das Unternehmen Alexianer
Die Alexianer GmbH ist das gemeinsame Unternehmensdach aller Alexianer-Einrichtungen in Deutschland. Unternehmensphilosophie ist der Erhalt der regionalen Besonderheiten. Darüber erfüllt das Unternehmen die Funktion einer Holding. Enge Abstimmungen und gemeinsame Positionen gibt es in allen Fragen, die das spezifische Profil der Alexianer betreffen, also im Bereich der Seelsorge, der Spiritualität und der christlichen Ethik, aber auch in übergreifenden Funktionen wie Finanzen, Personal und Unternehmenskommunikation. Die GmbH wird über drei Organe geleitet: Gesellschafter, Aufsichtsrat und Geschäftsführung. Seit Januar 2013 ist die Stiftung der Alexianerbrüder Gesellschafter. Im Auftrag der Brüder nimmt die Dachgesellschaft die Managementfunktion wahr. Die enge Zusammengehörigkeit zeigt sich auch im Logo, in dem das Wappen der Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder abgebildet ist.
Anmerkung
1. Eine Ordensprovinz bezeichnet die regionale Gliederung christlicher Orden.
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