Wenn schon Schichtarbeit, dann bitte erträglich
Die innere Uhr des Menschen lässt sich nicht verstellen. Egal ob "Lerche" oder "Eule": Wir sind tagaktive Wesen und chronobiologisch auf den Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit gepolt. Das bedeutet: Wer nachts arbeitet, muss gegen den natürlichen Rhythmus des Körpers ankämpfen. Die gleichen Tätigkeiten strengen deutlich mehr an als tagsüber.
Ist die Nachtschicht vorüber, wird es womöglich mit dem Schlafen schwierig: Draußen ist es hell, der Körper hat die Produktion des Schlafhormons Melatonin zurückgefahren und findet schwer zur Ruhe. Weitere Störfaktoren sind die typischen Tagesgeräusche: Draußen rauscht der Verkehr, in der Nachbarwohnung spielen Kinder, im Garten mäht jemand Rasen. Auch veränderte Essenszeiten sowie nächtliches Kaffeetrinken tragen zu Schlafproblemen bei. Auf Dauer kann ein Schlafdefizit zu Gereiztheit und Appetitlosigkeit führen, die Leistungsfähigkeit mindern und das Unfallrisiko erhöhen.
Darüber hinaus bringt Schichtdienst organisatorische Herausforderungen für den privaten Alltag mit sich und erschwert die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Mögliche Folgen dieser vielschichtigen Belastungen sind Suchtgefährdung, Nervosität, Angstzustände, Depressionen und das Schwinden sozialer Kontakte.
Aus Sicht des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sollten Betriebe keine dauerhaften Nachtarbeitsplätze schaffen. Fachleute für Arbeitswissenschaft empfehlen schnell und vorwärts rotierende Schichtsysteme - zum Beispiel zweimal hintereinander früh, zweimal spät, zweimal Nacht, zwei Tage frei. Zwischen zwei Schichten sollten mindestens elf Stunden Erholungszeit liegen, nach einer Nachtdienstphase mindestens 24 Stunden. Geblockte ganz freie Wochenenden sind günstiger als einzelne freie Tage.
Weiter raten Expert(inn)en, die Dienstpläne vorhersehbar zu gestalten und dabei Wünsche der Beschäftigten möglichst zu berücksichtigen. Personen über 50 Jahre sollten wegen der verlängerten Regenerationszeiten nur in Ausnahmefällen im Nachtdienst eingesetzt werden - und nur mit entsprechend langen Erholungszeiten.
Wichtig ist auch die Gestaltung der Schichten selbst. Frühdienste sollten möglichst spät beginnen und Spätdienste möglichst früh enden. Im Nachtdienst werden am besten zwischen zwei und fünf Uhr keine aufmerksamkeitsintensiven Tätigkeiten vorgesehen. Weiter empfehlen Fachleute auch nachts klar definierte Pausen - und Pausenräume, in denen die Beschäftigten eine warme Kleinigkeit essen können. Eine weitere Voraussetzung für sicheres nächtliches Arbeiten ist, dass die Arbeitsräume ausreichend beleuchtet sind.
Wer im Schichtdienst arbeitet, kann durch gesunde Lebensführung und Schlafhygiene dazu beitragen, negative gesundheitliche Folgen von Nachtarbeit in Grenzen zu halten. Empfohlen werden eine vor Lärm und Licht geschützte Schlafumgebung, Einschlafrituale wie ein kurzer Spaziergang oder die Lektüre eines Buches vor dem Zubettgehen, außerdem viel Bewegung an der frischen Luft während der Freizeit. Soziale und familiäre Kontakte sollten trotz Schicht- oder Nachtarbeit gepflegt werden - etwa durch gemeinsame Mahlzeiten, wann immer sie sich einrichten lassen.
Auch die Ernährung spielt eine Rolle: Wer wegen des Dienstes nachts isst, sollte besonders leichte und gesunde Kost wählen, zum Beispiel Salate, Suppen, Joghurt, Vollkornprodukte und Obst. Gleichzeitig sollten die Essenszeiten regelmäßig verteilt sein - etwa eine warme Suppe gegen Mitternacht und ein kleiner Snack zwischen vier und fünf Uhr morgens.
Einen Königsweg gibt es beim Gestalten von Schichtarbeit trotz aller grundsätzlicher Empfehlungen nicht. Meist spielen im Einzelfall auch individuelle Aspekte eine Rolle. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) empfiehlt deshalb, dass die Führungskräfte auf Basis der Tipps aus der Arbeitswissenschaft mit den Beschäftigten gemeinsam Lösungen und Kompromisse finden, die die Risiken der Schichtarbeit begrenzen. Sie selbst unterstützt ihre
Mitgliedsbetriebe bei Bedarf mit individueller Organisationsberatung. Informationen gibt es unter: www.bgw-online.de/betriebliches-gesundheitsmanagement
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