Hoffnung inmitten von Trümmern
Die Narben von 14 Jahren Krieg prägen das Land: Millionen Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Besonders ältere Menschen, alleinerziehende Eltern und Kinder stehen vor enormen Herausforderungen. Caritas steht 37.000 von ihnen zur Seite und schafft Perspektiven für das Land.
Im grauen Licht des frühen Morgens reiht sich auf der Straße eine endlose Schlange von Menschen vor einer kleinen Bäckerei in Aleppo. Die Morgenkälte kriecht in die Glieder, Kinder kauern dicht an ihre Eltern. Mit wenigen Klicks findet man diese Straße im Internet auf einem Stadtplan. Er zeigt Straße für Straße und sogar Haus für Haus. Alles sieht auf den ersten Blick geordnet aus. Doch in der Realität müssen sich die zurückgekehrten Bewohner:innen in den von Trümmern übersäten Straßenfluchten ein Leben zwischen den Ruinen einrichten. Wenig funktioniert. "Menschen stehen stundenlang für Brot an, Strom gibt es oft nur zwei Stunden am Tag, und das Wasser fließt unregelmäßig – die grundlegenden Bedürfnisse des Lebens sind ständig bedroht", berichtet Carla Audo, die für Caritas international in Aleppo arbeitet.
Die Hoffnung ist groß, die Realität bedrückend
15 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Besonders dramatisch ist die Situation für die sieben Millionen Binnenvertriebenen, die in notdürftigen Unterkünften hausen, ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser oder medizinischer Versorgung. Der Winter bringt zusätzliche Sorgen: Temperaturen um den Gefrierpunkt bedrohen das Leben unzähliger Familien, die in zerstörten Häusern ausharren - ohne Heizung, ohne ausreichend Nahrung und ohne Medikamente. "Infrastruktur und Wirtschaft sind weitgehend zerstört, während Treibstoff- und Versorgungsengpässe den Alltag prägen", erklärt Carla Audo. "Besonders die Sicherheitslage bleibt herausfordernd: In städtischen Gebieten kommt es zu Überfällen, und ländliche Regionen sind weiterhin großen Risiken ausgesetzt." Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 haben bewaffnete Gruppen, darunter die islamistische Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS), die Kontrolle in vielen Gebieten übernommen. Berichte über willkürliche Hinrichtungen und Vergeltungsakte gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen, insbesondere die alawitische Minderheit, sind bekannt geworden. Die allgemeine Sicherheitslage bleibt volatil, und das Risiko für Zivilist:innen, Opfer von Gewalt oder Entführungen zu werden, ist hoch.1
Jetzt ist der Moment, den Menschen Perspektiven zu bieten
Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, hat gemeinsam mit langjährigen Partnerorganisationen vor Ort erneut umfangreiche kurzfristig wirkende Nothilfemaßnahmen gestartet. Mehr als 37.000 bedürftige Menschen - darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen - erhalten Unterstützung in Form von Lebensmitteln, warmer Kleidung, Hygieneartikeln und dringend benötigten Medikamenten. Der Fokus liegt dabei auf Regionen wie Aleppo, Hassakeh, Homs, Idlib und Damaskus, wo die humanitäre Not besonders groß ist.
Doch die Hilfe von Caritas international geht weit über die akute Nothilfe hinaus. "Jetzt ist der Moment, um den Menschen Perspektiven zu bieten und den Wiederaufbau aktiv zu gestalten", betont Oliver Müller, Leiter von Caritas international. "Es ist entscheidend, zerstörte Wohnhäuser zu reparieren, Schulen wieder zu eröffnen und die Wasserversorgung sowie die Energieversorgung sicherzustellen."
Die Caritas fördert Gemeinschaftszentren, die sowohl als Anlaufstellen für psychosoziale Unterstützung als auch als Orte für Bildungsangebote dienen. Hier finden traumatisierte Kinder und Jugendliche Halt und bekommen die Chance, verlorene Schuljahre aufzuholen. Caritas unterstützt die Wiederinstandsetzung von Wohnungen, um Menschen in würdige Unterkunft zu bringen. "Für jedes syrische Kind ist Bildung nicht nur ein Grundrecht, sondern auch eine Quelle der Hoffnung", erklärt Carla Audo.
Kinder und Jugendliche stehen im Zentrum der Caritas-Hilfe in Syrien. Millionen von ihnen sind in einem Umfeld aufgewachsen, das von Krieg, Flucht und Angst geprägt war. Der Zugang zu Bildung war für viele jahrelang versperrt. Besonders in Idlib und Homs setzt sich Caritas mit gezielten Projekten für junge Menschen ein. In Idlib erhalten unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Schutz und Betreuung, während in Homs spezielle Bildungs- und Therapieangebote für Kinder mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen geschaffen wurden. Durch Nachhilfekurse unterstützt die Caritas Jugendliche dabei, den Anschluss an die Schule zu finden und sich eine Zukunft aufzubauen. "Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft", sagt Carla Audo.
1. Mehr dazu unter: auswaertiges-amt.de
Syrien
Unterstützen Sie Nothilfe und Wiederaufbau
Caritas international
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Wiederaufbau in Syrien
Weitere Infos: www.caritas-international.de