Work-Life-Balance ist Mainstream und kein Charakterfehler
Ausbildungsträger und Pflegeschulen beklagen die hohe Abbruchquote, die geringe Belastbarkeit und Disziplin der Auszubildenden der sogenannten Generation Z (GenZ), also junger Menschen,
die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind. Wie muss eine Pflegeausbildung aussehen, die sich in Konkurrenz zu anderen Berufen auf dem Arbeitsmarkt behaupten soll?!
Gute Ausbildungskonzepte berücksichtigen die Erwartungen von 15- bis 25-Jährigen an ihren zukünftigen Arbeitsplatz. Bei der GenZ stehen folgende Erwartungen ganz oben auf der Prioritätenliste: gute Verdienstmöglichkeiten, Work-Life-Balance, abwechslungsreiche Tätigkeiten, eine Übernahmeperspektive und das Gefühl, vom Betrieb verstanden und gewünscht zu sein.
Für diese Prioritäten sind den Befragten der WJD-Studie1 "Wertschätzung, Lob und die Bereitschaft für Veränderung ihrer Vorgesetzten" wichtiger als deren hohe fachliche Kompetenz.
Work-Life-Balance ist "Mainstream"! Sie entspricht einem den Umweltbedingungen geschuldeten Lebensgefühl und ist nicht etwa Charakterfehler mancher Jugendlicher!
Die Erwartung von Authentizität der direkten Vorgesetzten ist eine "gesunde" Reaktion und Forderung nach Verbindlichkeit in der Interaktion angesichts der verstörenden täglichen Nachrichtenfülle und der Fake News. Die Wünsche nach Verdienstmöglichkeiten, Abwechslungsreichtum in der Tätigkeit und Übernahmeperspektiven sind verständlich.
Erste Konsequenzen für die Einstellungsträger und Pflegeschulen daraus sind:
◆ transparente und schnelle Bewerbungsverfahren;
◆ feste, verlässliche Vereinbarungen zu Arbeitszeiten und -bedingungen;
◆ im Führen und Leiten geschulte Ausbildungsverantwortliche;
◆ Arbeitsteams, die den Wert von Ausbildung anerkennen und mittragen;
◆ Pädagogen, die wertschätzend und digital kompetent fordern und fördern mit innovativen Methoden, Lerncoaching und Sozialarbeit, Förderunterricht in Deutsch oder zu bestimmten Themen;
◆ Unterstützung bei der Karriereplanung.
Dies sind nur einige ausgewählte Beispiele, die die generalistische Pflegeausbildung attraktiv und zukunftsfähig machen.