LSBTI*: Was bedeutet das?
LSBT, LSBTI*, LGBT: Wer sich mit sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität befasst, dem begegnen diese oder ähnliche Buchstabenketten unweigerlich. Manchmal sind sie länger, manchmal kürzer, mal auf Deutsch, mal auf Englisch, teilweise mit Sonderzeichen wie "+" oder "*" versehen. Was steckt dahinter?
Egal, wie lang diese Ketten sind: Es handelt sich um Abkürzungen für Bezeichnungen von Menschen, die sich außerhalb von Hetero- und/oder Cisnormativität bewegen. Mit Heteronormativität ist die gesellschaftliche Annahme des binären Geschlechtersystems gemeint, also die Annahme, dass Menschen entweder Mann oder Frau sind und dass sie sich gegenseitig anziehend finden, sie heterosexuell sind. Cisnormativität meint die gesellschaftliche Annahme, dass Menschen sich mit dem Geschlecht identifizieren, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
LSBTI* als Abkürzung für "lesbisch, schwul, bisexuell, trans* und inter*" ist der Versuch, Personen zu bezeichnen, die diesen gesellschaftlichen Vorstellungen nicht entsprechen. Sie werden oft als "anders", vielleicht sogar als "falsch" oder "krank" markiert. Damit gehen häufig Diskriminierungserfahrungen einher, die gerade bei jungen Menschen zu besonderen Herausforderungen in der Identitätsentwicklung führen können.
Beim Blick auf die einzelnen Begriffe hinter den Buchstaben ist es wichtig zu verstehen, dass es lediglich Definitionsversuche geben kann, die sich im Laufe der Zeit verändern. Und: Selbstdefinitionen, die Personen für sich wählen, haben immer Vorrang. Als Fachstelle "Gerne Anders" machen wir deshalb immer deutlich, dass wir mit geschlechtszuweisenden Begriffen wie zum Beispiel "Mädchen", "Junge", "Frau" oder "Mann" immer alle Personen meinen, die sich selbst mit diesen Begriffen identifizieren.
Sexuelle Orientierung
Im Folgenden stellen wir das Verständnis der Fachstelle von einigen Begriffen zur sexuellen Orientierung vor. Bei der sexuellen Orientierung geht es um die Frage: Wer liebt oder begehrt wen?
◆ Lesbisch bezeichnet Mädchen und Frauen, die Mädchen oder Frauen lieben und begehren.
◆ Schwul bezeichnet Jungen und Männer, die Jungen oder Männer lieben und begehren.
◆ Der Begriff bisexuell stammt aus einem Verständnis, welches von nur zwei Geschlechtern (Mann und Frau) ausgeht (bi = zwei). Vor diesem Hintergrund sind alle bisexuell, die Jungen oder Männer sowie Mädchen oder Frauen lieben und begehren. Es gibt weitere Definitionen, die Bisexualität als Lieben oder Begehren von zwei Geschlechtern (die nicht Mann und Frau sein müssen) beschreibt.
◆ Heterosexuell sind Mädchen und Frauen, die Jungen oder Männer lieben und begehren sowie Jungen und Männer, die Mädchen oder Frauen lieben und begehren.
◆ Pansexuell sind Personen, die Personen lieben und begehren, die nicht durch die eigene Geschlechtszuordnung und die der Partner:innen definiert werden.
Geschlechtliche Identität
Bei der geschlechtlichen Identität geht es um die Frage: Wer bin ich?
◆ Cis bezeichnet Personen, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren.
◆ Trans* ist ein Oberbegriff für Personen, die sich nicht oder nicht nur mit dem einen ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht (männlich oder weiblich) identifizieren. Es gibt trans* Personen, die sich innerhalb des binären Geschlechtersystems verorten, und andere, die sich nicht-binär identifizieren.
◆ Nicht-binär bezeichnet Personen, die sich weder oder nicht nur als männlich oder weiblich identifizieren.
Bei "Inter*" handelt es sich um Personen mit meist angeborenen körperlichen Merkmalen, die nach den zurzeit geltenden medizinischen Maßgaben nicht dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zugewiesen werden können. Inter kann aufgrund anatomischer, hormoneller oder chromosomaler Indikation diagnostiziert werden. Entscheidend ist der Unterschied, dass Inter* im Gegensatz zu LSBT eine Fremdzuschreibung ist, die aufgrund von körperlichen Merkmalen von außen gestellt wird. Wie sich Personen mit diesen naturgegebenen Varianten körpergeschlechtlicher Entwicklung1 identifizieren, ist genauso vielfältig wie bei allen anderen Menschen auch.
Der Asterisk ("*") wird meist genutzt, um Vielfältigkeit, besonders bei Trans* und Inter*, darzustellen. Das Plus ("+") steht häufig in der Absicht, weitere Personengruppen und Selbstbezeichnungen zu ergänzen beziehungsweise nicht auszuschließen. Um mehr als zwei Geschlechter in der Sprache sichtbar zu machen, können der Asterisk ("*"), der Unterstrich beziehungsweise der Gendergap ("_"), der Doppelpunkt (":") oder eine neutrale Variante (wie "Mitarbeitende") genutzt werden.
Zur Fachberatung
Die NRW-Fachberatungsstelle "Gerne Anders" sensibilisiert Träger und Fachkräfte der Jugendhilfe für die Lebenslagen von LSBTI* Jugendlichen und für sexuelle Vorurteile mit Fortbildungen, Fach- und Organisationsberatung.