25 Jahre neue caritas: Den Verband zusammenhalten!
Oktober 1999: Die Zeitschrift "Caritas" erscheint in ihrem 100. Jahrgang pünktlich zur Vertreterversammlung des Deutschen Caritasverbandes (DCV) in Berlin erstmals als "neue caritas". Wir ersetzten die Bleiwüsten mit langen Artikeln durch ein modernes, luftiges, innen zweifarbiges, seit einigen Jahren vierfarbiges Magazin mit diversen Rubriken in beschnittenem DIN-A4-Format. Der Fokus auf Politik, Praxis und Forschung machte die "neue caritas" zu einer spannenden und durch den Zweiwochenrhythmus aktuellen Fachzeitschrift.
Bereits im Januar 1999 hatte Generalsekretär Josef Schmitz-Elsen die neue Zeitschrift angekündigt: "Der historische Augenblick scheint günstig. Das 100-jährige Jubiläum des Verbandes liegt hinter uns. Die Caritas hat sich einem Leitbildprozess unterworfen und sich eine Magna Charta gegeben, mit der sie die neuen Herausforderungen meistern will. Die Caritas des neuen Jahrtausends muss eine neue caritas sein."1 Und schließlich: "Die neue Zeitschrift soll Schrittmacher und Forum der Entwicklungen im Verband sein."2 Ein hoher Anspruch.
Die "nc", wie sie bald hieß, schnitt alte Zöpfe ab. Sie sollte in einer Zeit, in der der "Druck von außen und zentrifugale Kräfte von innen sich in ihrer Wirkung gegenseitig aufschaukeln"3, die Energien bündeln, nach vorne gehen und die Zukunft sichern, so Generalsekretär Josef Schmitz-Elsen.4 Der Traditionsbruch tat so manchem weh. Die Fachzeitschrift Jugendwohl wurde im 80. Jahrgang eingestellt und in die nc überführt. Auch die Caritas-Korrespondenz, das Amtsblatt der Caritas, ging im 67. Jahrgang in der nc auf in die Rubrik "Dokumentation". Die Zeitschrift "Krankendienst" folgte zehn Jahre später und wurde als Beihefter "kkvd-aktuell" in der nc bis Mitte 2023 weitergeführt. Nach und nach gaben auch die meisten anderen Fachverbände ihre eigenen Publikationen auf und platzieren ihre Themen bis heute als Beihefter in der nc. Ein gewaltiger Umbruch also. Das Leitmotiv: Die neue caritas will den gesamten Verband unter der Marke Caritas zusammenhalten.
"Keine Verbands-Prawda"
Als einziger Wohlfahrtsverband leistet sich die Caritas eine praxisorientierte Verbandszeitschrift mit politischem und wissenschaftlichem Anspruch, mit Mut zur Kontroverse, zur Debatte und Offenheit für Neues. Dass die nc keine harmlose, stromlinienförmige Zeitschrift und "keine Verbands-Prawda" sein würde, so Georg Cremer, Generalsekretär a. D., konnte sie gleich in der zweiten Ausgabe im Oktober 1999 beweisen. Befeuert durch konservative Bischöfe in Deutschland drohte der Schwangerschaftskonfliktberatung mit Schein im staatlichen Beratungssystem ein Verbot aus Rom. Als letztes Aufbäumen des Widerstands der gesamten Caritas forderte der Leiter der Hauptvertretung Berlin, Heribert Mörsberger, in seinem nc-Kommentar engagiert: "Drin bleiben!"5 Leider ohne Erfolg, und zwar bis heute, wie ein Artikel in der nc vom Februar 2024 zeigt: Es bleibt "ein großes Ärgernis und ein Schmerz, dass katholische Träger seit 2001 nicht mehr mit der staatlichen Anerkennung … beraten dürfen."6 Ein Schmerz, der wohl allen Caritäter:innen tief in den Knochen steckt. Wo, wenn nicht in der nc, können solche Auseinandersetzungen angesprochen und über Jahrzehnte hinweg wachgehalten werden?
Klar, es gab auch wirtschaftliche Gründe für die Fusion der Zeitschriften. Die Auflagen waren niedrig, das Layout unattraktiv und in dem zufälligen redaktionellen Umfeld war es praktisch nicht möglich gewesen, Werbekunden zu motivieren. Dies gelang mit der neuen caritas, deren Auflage auch durch die neuen, zusätzlichen E-Abos seit 2008 fast stabil blieb. Alle Entscheidungsträger in der Caritas und viele in den anderen Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und fast jede:r dritte Bundestagsabgeordnete haben die nc auf dem Schreibtisch, auf dem Tablet oder im Homeoffice.
Ad multos annos, neue caritas!
Umfrage zur Caritas-Kommunikation 2024
Gute Noten für die neue caritas
Die Online-Befragung des Deutschen Caritasverbandes zur künftigen Ausrichtung seiner Kommunikation ist abgeschlossen. Bis Mitte Januar beteiligten sich 1235 Führungskräfte des Verbandes und gaben dabei auch Rückmeldung zur neuen caritas. Daraus ergeben sich viele Hinweise auf die Weiterentwicklung des Fachmagazins. 80 Prozent derer, die das Heft lesen, bewerten die Zeitschrift mit (sehr) gut. In ihrer Wahrnehmung steht die neue caritas vor allem für eine fachlich-fundierte und zuverlässige Informationsquelle mit dem Fokus auf dem, was in der Caritas-Welt wichtig ist. Drei Viertel der Befragten sehen die Zeitschrift als verbindendes Element im bundesweiten Verband, das ihnen zugleich hilft, über den Tellerrand hinauszublicken.
84 Prozent der Leser:innen nehmen eine Führungsaufgabe in der Caritas wahr. 57 Prozent arbeiten auf der Ortsebene.
Wie bei früheren Befragungen zeigt sich auch 2024, dass 74 Prozent der Abonnent:innen ihr Heft in den Umlauf geben. Der umfasst in 43 Prozent der Fälle sechs oder mehr Mitlesende. Knapp 30 Prozent nutzen das digitale Angebot der neuen caritas und lesen das Heft (auch) als E-Paper. Für ein Drittel liefert jede Ausgabe mehr als eine halbe Stunde Lesestoff. Als besonders relevant werden neben den Titelthemen die Fachbeiträge, Nachrichten aus der Sozialbranche sowie Artikel zum Arbeitsrecht bewertet. mabo
1. Schmitz-Elsen, J.: Zeitschriftenfusion. Neue caritas.
In: caritas 1/1999, S. 1.
2. A. a. O.
3. Schmitz-Elsen, J.: Zeitschriftenfusion. Ein Schritt nach vorn. In: neue caritas Heft 1/1999, S. 3.
4. A. a. O.
5. Mörsberger, H.: Gesetzliche Schwangerschaftskonfliktberatung: Drin bleiben! In: neue caritas Heft 2/1999, S. 3.
6. Jachmann-Willmer, J.; Hölscher-Mulzer, R.: Selbstbestimmung versus Lebensrecht. In: neue caritas Heft 3/2024, S. 12.
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