Ausgang zu einem drogenfreien Leben
"Die Caritas ist das Beste, wenn man clean und nüchtern sein will", sagt Angelo (Name geändert) mit fester Stimme. Der 28-jährige gebürtige Kieler trank seit seinem 11. Lebensjahr Alkohol und konsumierte später erst Cannabis und dann Amphetamine. Darüber spricht er heute offen und wirkt glücklich, die erste eigene Wohnung und die Ausbildung zum Sozialassistenten tun ihm gut, das kann man hören. Aber man hört auch, bis hierher war es ein harter Weg. "Wohnlich stand ich vor dem Nichts, als ich vor einem Jahr mit zwei Taschen zu Salida kam."
In Wohngemeinschaften werden ehemalige Drogenabhängige nach der Therapie in Zweiergruppen untergebracht, und das im Herzen von Neukölln, wo Salida seit 2006 in einem typischen Berliner Altbau sowohl Betreuungsbüro als auch zehn WGs umfasst. Es herrschen klare Regeln - wer hier Drogen nimmt oder Alkohol trinkt, muss ausziehen - und genau das brauchen und befürworten die Bewohner, das sagt Angelo ebenso wie Sebastian Rehse, seit Kurzem neuer Leiter der Einrichtung. Zusammen mit zwei Kolleginnen betreut er die 20 Bewohner und betont, dass sich die örtliche Nähe auszahlt. Um in die wöchentlichen Einzel- und Gruppengespräche zu kommen, müssen die Bewohner nur ein paar Stufen durchs Treppenhaus laufen, gerade bei spontanen Anliegen ist dadurch schneller Rat sicher. Nach ein bis zwei Jahren, in denen die Klienten bei Salida lernen, sich eine neue Tagesstruktur anzueignen, sich beruflich zu orientieren, finanzielle Probleme zu lösen und neue soziale Kontakte zu knüpfen, suchen sie sich eine eigene Wohnung. "Diese Aufgabe wird in Zukunft eine große Herausforderung, die Mieten steigen und mit Schufa-Eintrag hat man ohnehin kaum eine Chance im Zentrum", sagt Rehse. "Wenn ein ehemals Drogenabhängiger aber zum Beispiel in eine Plattensiedlung am Rand von Berlin ziehen muss, hat er Angst, gleich wieder zu konsumieren."
Ortswechsel. Auf der Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen von Salida übergibt Kai-Gerrit Venske nach zehn Jahren Leitung sinnbildlich einen Hut an Sebastian Rehse, der ab jetzt die Einrichtung leiten wird. Ein üppiges Tortenbuffet schmückt den Neuköllner Gemeindesaal, in dem sich Kolleginnen und Kollegen, ehemalige und aktuelle Salida-Bewohner und weitere Caritas-Gäste an diesem warmen Juninachmittag eingefunden haben. Auch Diözesancaritasdirektorin Ulrike Kostka hat sich Zeit genommen. In seiner Abschiedsrede spricht Venske unter anderem über Rückfälle. "Rückfälle sind Katastrophen für die Betroffenen, aber auch für die Gemeinschaft. Hier haben wir den Schutz der Gemeinschaft in den Vordergrund gerückt. Andererseits waren wir klug genug, für wirklich verständliche Ausnahmefälle auch eine Möglichkeit zur Rückkehr offenzuhalten." Valide Statistiken über Erfolgsquoten würden ihm fehlen, daher halte er es für umso wichtiger, in jede und jeden die gleiche Hoffnung zu setzen und sein Bestes zu geben. Man spürt, Kai-Gerrit Venske geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Wir können zwar nicht die Probleme unserer Klientinnen und Klienten lösen, aber - und das ist unser Job - wir können nachhaltig ihre Chancen verbessern."
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SALIDA Caritas-Nachsorge
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