Was die Caritas auf die Agenda bringen will
"Klimaschutz, der allen nutzt" - mit diesem Motto tritt der Deutsche Caritasverband 2023 mit seinen Mitgliedern und Gliederungen für einen sozial gerechten Klimaschutz ein. Es ist das erste Kampagnenthema, das aus einem breit angelegten partizipativen Agendasetting-Prozess hervorging. Im Oktober wird die Pilotphase erfolgreich abgeschlossen, und der Agendasetting-Prozess startet in seine zweite Phase: Wo stehen wir, wie geht es weiter, und wie können Sie sich aktiv in diesen Prozess einbringen?
Ein Blick zurück: Mitte November 2021 nutzte das neu formierte verbandliche Themennetzwerk "Agendasetting-Prozess" die vorläufig letzte Gelegenheit einer Coronapause, sich in Präsenz zu treffen: elf Personen aus Orts- und Diözesan-Caritasverbänden, Einrichtungs- und Personalfachverbänden sowie Vertreter:innen der Verbandszentrale (Kommunikation und politische Interessenvertretung, Caritas international, Unternehmenspolitik). Das Themennetzwerk identifizierte in seinem Auftakt-Workshop mögliche Agendathemen für die kommenden beiden Jahre: Vereinsamung, Betroffenenbeteiligung, Fachkräftemangel, Fair-Care-Migration, Caritasprofil, Diversität, Finanzierung und vieles mehr. Damit erfüllte die Gruppe ihren wichtigsten Auftrag: Themen benennen, die von großer gesellschaftlicher und verbandlicher Relevanz sind oder künftig sein können, die Vielfalt der Caritas abbilden und dabei auch die Beschlüsse der Delegiertenversammlung - des obersten beschlussfassenden Verbandsorgans - mit berücksichtigen. Die politische Agenda mitbestimmen, sich das als Caritas zutrauen, auf den Verband hören und seine Kräfte bündeln - all das will die Caritas mit ihrem Agendasetting-Prozess erreichen. Angesiedelt ist er im Vorstandsbereich von Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa und im Bereich Verbandspolitik, Strategie und Theologie.
Großthemen aufnehmen, bündeln, zurückspiegeln
Die Mitglieder des Themennetzwerks haben eine anspruchsvolle Rolle: Zum einen bringen sie ihre Expertise und Perspektive bei der Identifizierung potenzieller Agendathemen ein. Außerdem transportieren sie als Botschafter:innen die Diskurse und Agendathemen zurück in ihre jeweiligen verbandlichen Gruppierungen und Netzwerke. Und schließlich tauschen sie sich darüber aus, wie Themen in den Diözesen, vor Ort sowie in den Fachverbänden erfolgreich umgesetzt werden können. Dadurch erhöht sich die Ausstrahlung des jeweiligen Agendathemas in den Verband und in die (politische) Öffentlichkeit. Außerdem wird eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Agendasetting-Prozesses ermöglicht. Jeder Agendasetting-Prozess durchläuft also eine Seismographenphase, eine Umsetzungs- sowie eine Evaluationsphase.
Die Identifizierung geeigneter Themen ist anspruchsvoll. Nicht jedes Thema eignet sich als Agendathema. Es muss einerseits bedeutend und zukunftsweisend genug sein, um möglichst viele Handlungsfelder der verbandlichen Caritas abzudecken und damit auch im gesamten Verband anschlussfähig zu sein. Im Idealfall ist auch eine internationale Dimension mitgedacht. Zu beliebig oder allgemein darf das Thema aber auch nicht gefasst sein. Ein Agendathema bildet also eine thematische Klammer, die in möglichst vielen Fachbereichen eine jeweils passende Umsetzung ermöglichen soll.
Um die Beteiligung am Agendasetting-Prozess noch breiter zu verankern und die Vielfalt und Vielstimmigkeit der verbandlichen Caritas einzubinden, gibt es alle zwei Jahre eine Caritas-Agendawerkstatt. Zur Beteiligung eingeladen sind beruflich und freiwillig/ehrenamtlich engagierte Caritäter:innen sowie externe Expert:innen. Die erste Werkstatt fand Ende Januar 2022 statt, pandemiebedingt leider nur im virtuellen Raum.
Auf Grundlage dieser breiten Erfahrungs- und Expertenbasis von Themennetzwerk und Agendawerkstatt fällte der Vorstand im Februar 2022 die Entscheidung für das erste verbandlich identifizierte Agendathema: den sozial gerechten Klimaschutz. Unmittelbar danach operationalisierten die Verantwortlichen aus der Kommunikation diese thematische Klammer mit Hilfe einer Agentur zu einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne. Das heißt, sie fokussierten einen bestimmten Aspekt, fanden einen mobilisierenden Aufhänger, der öffentliche und verbandliche Aufmerksamkeit erzeugt. Die jeweiligen Fachexpert:innen im Verband wiederum arbeiteten das Agendathema inhaltlich aus, inklusive der Entwicklung von politischen Forderungen.
Der Kampagnen-Claim lautete schließlich: "Klimaschutz, der allen nutzt". Die Figur/Persona "Jenny" mit ihrem hohen Wiedererkennungswert kann überall und bei vielen Gelegenheiten eingesetzt werden und erzeugt Aufmerksamkeit. Die fachlich-inhaltlichen Forderungen schließlich wurden maßgeblich von Kolleg:innen in der Verbandszentrale erarbeitet.
Durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs noch aktueller
Kurz nach dieser Entscheidung, am 24. Februar 2022, brach in der Ukraine der Krieg aus. Bis heute bestimmt er mit seinen Folgen die Agenda der Weltgemeinschaft und entsprechend auch alle Handlungsfelder der Caritas im In- und Ausland. Von einem Tag auf den anderen bekam die Kampagne mit ihren Themen Energiesparen oder Ersatz fossiler Brennstoffe für die sozialen Dienste und die gesamte Gesellschaft eine ganz neue und existenzielle Dimension.
Und so war es eine der Lektionen aus dem Agendasetting-Prozess, wie stark und wie plötzlich sich neue Themen aufdrängen beziehungsweise bestehende verändern können. Aktuell fordern massive Haushaltskürzungen die Caritas und die gesamte freie Wohlfahrtspflege heraus - ausgerechnet jetzt, wo unsere Handlungsfähigkeit in der sozialen Arbeit besonders gebraucht wird.
Noch lernen müssen wir, mit welchen Indikatoren sich die Wirkungen unseres Agendasettings belegen lassen, zumal über die verschiedenen verbandlichen Ebenen hinweg. Auch verfügt der Verband nicht bei jedem Agendathema über Expertise und ausreichende Ressourcen für die fachlich-inhaltliche Begleitung.
Den Prozess eines wirksamen Agendasettings stetig weiterzuentwickeln, wird eine wichtige Aufgabe für die zweite Phase sein, die am 19. Oktober 2023 mit einem Auftakt-Workshop und einem neu zusammengesetzten Themennetzwerk startet: Einige Kolleg:innen sind erstmals mit dabei, andere bringen Erfahrungen aus dem ersten Prozess mit.
Das Agendathema 2024 lautet: "Caritas in Kriegs- und Krisenzeiten: Friedenssicherung und Versöhnung". Die Kampagnenelemente (lassen Sie sich überraschen!) können ab November im CariKauf bestellt und ab Januar öffentlichkeitswirksam eingesetzt werden. Am 16. Januar 2024 ist es dann wieder so weit: Die zweite Agendawerkstatt findet im Augustinerkloster in Erfurt statt. Alle Interessierten aus der Caritasfamilie sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und in Erfurt aktiv mitzudiskutieren: Welches Thema setzen wir 2025 auf unsere Agenda?
Sind Sie dabei? Infos zur Anmeldung gibt es im untenstehenden Aufruf. Wir freuen uns über möglichst viel Resonanz aus dem Verband - Ihre Stimme und Ihre Meinung sind gefragt!
Aufruf zur Teilnahme an alle beruflich oder freiwillig bei der Caritas Mitarbeitenden
Welches Agendathema soll die Caritas in den Jahren 2025 und 2026 bewegen? Diskutieren Sie mit, bringen Sie sich ein! Melden Sie sich an zur Agendawerkstatt am 16. Januar 2024 in Erfurt.
Der sozial gerechte Klimaschutz (2023) sowie "Frieden und Versöhnung" (2024) sind die beiden ersten Agendathemen der Caritas. Jetzt geht es weiter: Mit welchem Agendathema trifft die Caritas künftig den Nerv von Öffentlichkeit, Politik, verbandlichen Gliederungen und Mitgliedern? Die Caritas-Agendawerkstatt sucht und findet Antworten auf diese Fragen. Sie findet alle zwei Jahre statt (erstmals im Januar 2022). Rund 50 Caritas-Mitarbeitende aus der ganzen Republik beraten gemeinsam mit der Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV), Eva Maria Welskop-Deffaa, welche Themen die Caritas in den kommenden beiden Jahren in den Vordergrund von Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung stellen sollte.
Aufbauend auf diesen Diskussionen wird der Vorstand des DCV im Februar 2024 ein Agendathema auswählen, von dem die Kampagne für 2025 abgeleitet wird. Für dieses Event der verbandlichen Beteiligung möchten wir die reiche Vielfalt der Caritasmitarbeitenden abbilden: reich an persönlichen und beruflichen Erfahrungen, Regionen, Fachbereichen, verbandlichen Gruppierungen und auch Hierarchieebenen. Wir freuen uns besonders über die Anmeldung von jungen Caritäter:innen, Kolleg:innen mit Migrationshintergrund und ehrenamtlich Mitarbeitenden!
Bitte melden Sie sich hier zur Agendawerkstatt im Erfurter Augustinerkloster an. Anmeldeschluss ist der 31. Oktober 2023. Die Reise- und Übernachtungskosten können von der Verbandszentrale übernommen werden.
Rückfragen zum Agendasetting-Prozess und zur Veranstaltung richten Sie bitte an: ulrike.woessner@caritas.de
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