Sechs Jahrzehnte im Dienst der Pflege
Seit nunmehr sechs Jahrzehnten setzen sich die Mitglieder des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland für gute Rahmenbedingungen in der Pflege ein: unter ihnen Träger vollstationärer Pflegeeinrichtungen und ambulanter Dienste, von Hospizen sowie katholischen Schulen für Pflegeberufe. Der VKAD nahm als eigenständiger, bundesweit agierender Fachverband seine Arbeit zu einem Zeitpunkt auf, als der damalige Berufsstand des Altenpflegers und der Altenpflegerin noch nicht ansatzweise so professionalisiert war, wie er es heute ist.
Seither ist die Arbeit des VKAD eng an die Entwicklungen von Altenhilfe und -pflege geknüpft. Vor 60 Jahren, am 3. Dezember 1963, wurde der Fachverband in Köln gegründet. Die katholische Altenhilfe war damit dem Rat des Gründers des Deutschen Caritasverbandes (DCV), Lorenz Werthmann, gefolgt und hatte sich als Fachverband innerhalb des DCV, der Diözesan-Caritasverbände und der Personal- und Einrichtungsfachverbände organisiert.
In den ersten Jahrzehnten lag der Schwerpunkt des in Freiburg ansässigen Fachverbandes auf der fachspezifischen Arbeit, während der DCV die wohlfahrtspolitische Vertretung übernahm. Seit den 1990er-Jahren umfasst die Arbeit des VKAD auch die Interessenspolitik1, die in enger Zusammenarbeit mit dem DCV erfolgt. 2019 zog die Geschäftsstelle nach Berlin um.
Mit Lobbyarbeit einiges erreicht
Besondere Beachtung erlangte der vom VKAD erarbeitete Forschungsbericht "Medizinische Behandlungspflege - Erhebung des Bedarfs beim Übergang in die stationäre Altenpflege" aus dem Jahr 2017. Er bot eine wichtige, häufig zitierte Datengrundlage zur Finanzierung der Behandlungspflege - der ärztlich verordneten Maßnahmen - in Heimen. Politisches Ziel war es, eine Gesetzesgrundlage zu schaffen, damit Behandlungspflege wie in der häuslichen Pflege auch in Heimen über die Krankenkassen finanziert wird. Im Koalitionsvertrag der amtierenden Ampelkoalition ist die Übertragung der Kosten für die Behandlungspflege an die Krankenkassen inzwischen vorgesehen.
Tatsächlich erreicht wurde durch intensive Lobbyarbeit die Anerkennung der tariflichen Bezahlung in der häuslichen Krankenpflege mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz im Jahr 2019. Die aktuellen Regelungen zur Tariftreue sind letztlich Ergebnis der, auch intern kontrovers diskutierten, Weigerung der Caritas im Februar 2020, der Allgemeinverbindlichkeit eines Tarifvertrags Altenpflege zulasten der Mitarbeitenden in tarifgebundenen Einrichtungen zuzustimmen.
Seit 2007 vertiefen Fachbeiräte die inhaltliche Arbeit des Fachverbandes. Sie beziehen Stellung zu aktuellen pflegepolitischen Entwicklungen, etwa in Publikationen oder bei Fachtagungen. Sie widmen sich den Themen Betriebs- und Personalwirtschaft, Pflegeausbildung und Innovation sowie dem christlichen Profil in den Einrichtungen der Caritas und der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen in der Altenhilfe.
Orientierung in ethischen Fragen
Seit dem Bundesverfassungsgerichtsurteil zum § 217 Strafgesetzbuch im Februar 2020 steht die Frage, wie in Zukunft der assistierte Suizid in Deutschland geregelt werden soll, im Bundestag zur Debatte, begleitet von einer breiten gesellschaftlichen Diskussion. Für die Einrichtungen und Dienste der Caritas stellt die Neuregelung des assistierten Suizids eine besondere Herausforderung dar. Wie verhalten sich Mitarbeitende in Einrichtungen, wenn ein:e Bewohner:in einen Suizidwunsch äußert? Um Orientierung in die Debatte zu bringen, veröffentlichte der Fachbeirat christliche Lebens- und Sterbekultur im April 2021 ein umfangreiches Papier für die Mitglieder. In ihm fordert der VKAD, dass Mitarbeitende der katholischen Einrichtungen nicht verpflichtet werden dürfen, im Rahmen der Beratung auf die Möglichkeit des Rechts auf assistierte Selbsttötung hinweisen und beraten zu müssen.
Meilensteine der Berufsbildung
Galt die Altenpflege in den 1960er-Jahren noch als Hilfstätigkeit, entwickelte sie sich in den Folgejahrzehnten zu einem anerkannten Ausbildungsberuf. Ende der 1990er-Jahre wurde die zweijährige Altenpflegeausbildung zu einer dreijährigen Ausbildung weiterentwickelt, was zu einer weiteren Angleichung an die Kranken- und Kinderkrankenpflege führte. Im Jahr 2003 trat die bundeseinheitliche Ausbildungsordnung in Kraft mit dem Ziel, ein einheitliches Ausbildungsniveau sicherzustellen.
In einem Positionspapier von 2002 zur Neuordnung der Ausbildungsstrukturen forderten VKAD und DCV eine stärkere Durchlässigkeit der Pflegebildung. Im Sinne einer zukunftsfähigen Personalentwicklung befürworteten sie ein Bildungssystem, in dem vorhandene Kompetenzen schneller anerkannt werden sollten. Das Papier bildete eine wichtige Grundlage für die Haltung zur anstehenden generalistischen Pflegeausbildung.
Einführung der Generalistik
Die mit dem Pflegeberufegesetz im Januar 2020 eingeführte Generalistik war und ist teils bis heute genauso wichtig wie umstritten. Die bis dato im Alten- und im Krankenpflegegesetz getrennt geregelten Pflegeausbildungen wurden in dem neuen Pflegeberufegesetz zusammengeführt mit dem Ziel, die Ausbildungen zu modernisieren, attraktiver zu machen und so den Berufsbereich der Pflege insgesamt aufzuwerten.
Die generalistische Ausbildung reagiert auf die steigenden Herausforderungen für Pflegekräfte. Die Ausbildungsinhalte sind den komplexeren Behandlungs- und Versorgungsbedarfen pflegebedürftiger Menschen angepasst. Vorbehaltsaufgaben - Aufgaben, die ausschließlich vom Pflegefachpersonen ausgeübt werden dürfen - festigen das berufliche Selbstverständnis. Neue Aufgaben und Rollen entstehen durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit aller Bereiche der Pflege und müssen etabliert werden. In diesem Jahr wird die erste Generation von Absolvent:innen der generalistischen Pflegeausbildung in den Beruf starten. Der VKAD begleitet auch diesen Prozess und berichtet an die politisch Verantwortlichen aus der Praxis.
Corona als digitaler Booster
Die Pandemie hat in den Einrichtungen und Diensten der Langzeitpflege tiefe Spuren hinterlassen. Kontaktverbot, Testen, Impfen: Sich ständig ändernde Verordnungen setzten die Mitgliedseinrichtungen und -dienste der Altenpflege buchstäblich von heute auf morgen um und gewährleisteten die Versorgungssicherheit unter widrigen Bedingungen. Neben dem gravierenden Personalmangel kamen personelle und finanzielle Zusatzbelastungen auf die Träger zu.
Um nah an den Bedürfnissen und Herausforderungen der VKAD-Mitglieder zu bleiben, setzte die Geschäftsstelle auf Online-Formate zum direkten kollegialen Austausch. Auch in Post-Corona-Zeiten bieten Webtalks den geschätzten "kurzen Draht" zu den Mitgliedern. Digital erfolgreich fand 2021 auch die wichtigste Veranstaltung des VKAD, die Bundestagung, statt. Auf diese können sich die Teilnehmenden dieses Jahr wieder in Präsenz freuen, wenn es vom 13. bis 14. Juni in Berlin 60 Jahre VKAD zu feiern gilt.
Grundlegende Pflegereform nötig
Auch wenn Corona vorüber scheint, sind die Krisen in der Langzeitpflege noch lange nicht ausgestanden. Das Drehen an einzelnen pflegepolitischen Stellschrauben, wie sie etwa das im Frühjahr 2023 debattierte Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG) vorsieht, wird weder fehlende Pflegekräfte bringen noch den bürokratischen Flickenteppich der Pflegefinanzierung abschaffen. Der VKAD setzt sich auch weiterhin für eine grundlegende Pflegereform ein, die eine Auflösung der Sektorengrenzen umfasst, aber auch eine Steuerfinanzierung im Sinne eines finanziellen Gesamtkonzepts für die Pflege. Mit der Einführung der Pflegeversicherung als Teilleistungsprinzip ist Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angelegt - sie muss konsequent in ihrer gesamtgesellschaftlichen Bedeutung wahrgenommen werden. Nur so kann eine Pflegepolitik entstehen, die die Bezeichnung "zukunftsfähig" verdient.
Anmerkung
1. Faller, J.: Zeichen der Zeit erkennen. 50 Jahre Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland. Festschrift. Freiburg, 2013.
Ersatzfreiheitsstrafen streichen
Wohin geht die Langzeitpflege?
Den Heimalltag aktiv mitgestalten
Berichtspflicht als Chance begreifen
100 Jahre im Dienst der Sozialwirtschaft
Vom gelben Buch bis zu den AVR-Online
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}