Den Perso immer parat
Morgens das Smartphone checken, Nachrichten lesen, nach einer neuen Wohnung schauen - das tun viele, die Voraussetzung: Internetzugang und ein Gerät. Die Selbstverständlichkeit, zu Hause von WLAN umgeben zu sein, immer sein Smartphone laden zu können und auch unterwegs mobiles Internet zur Verfügung zu haben, gibt es für wohnungslose Menschen nicht.
Sie müssen großen Aufwand betreiben, um "online" zu sein. Dabei können (Wohnungslosenhilfe-)Einrichtungen unterstützen: sei es durch Ladeschränke für Smartphones, ein offenes WLAN oder Programme, bei denen Wohnungslose Smartphones kostenlos oder günstig bekommen. Denn der digitale Zugang ermöglicht nicht nur die Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben, sondern auch die Suche nach Arbeit oder einer Wohnung.
Viele Digital-Projekte sind derzeit in der Entwicklung und bieten Möglichkeiten, das Leben von wohnungslosen Menschen einfacher zu machen. Dazu zählen Apps und Websites, die zum Beispiel Hilfsangebote sammeln und übersichtlich zur Verfügung stellen. So können auf einen Blick die richtigen Anlaufstellen und deren Öffnungszeiten herausgefunden werden. Dazu gehören Projekte wie "SiWo" und "Straßenlotse" sowie die Apps/Websites "Wohnung weg" und "Mokli", die bereits genutzt werden. Außerdem gibt es die Angebote der Caritas-Online-Beratung.
Um neben den bestehenden Lösungen und Projekten weitere Bedarfe zu erkennen, wurden 2019 bei einem Workshop im AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg von wohnungslosen Menschen und Sozialarbeiter:innen gemeinsam Ideen zu digitalen Angeboten gesammelt. Eine davon ist die einer digitalen Dokumentenablage für wohnungslose Menschen in einer Cloud. Daraus hat sich ein REACT-EU-Projekt, ein Förderinstrument der EU, im AGJ-Fachverband entwickelt. Das Ziel: Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, kostenlos ihre Dokumente sicher, simpel und selbstbestimmt aufzubewahren. Zudem werden Sozialarbeiter:innen entlastet, denn diese wenden viel Arbeitszeit auf, um Dokumente ihrer Klient:innen wiederzubeschaffen.
Eine eigene Cloud für wohnungslose Menschen
Die eigenen Dokumente zu organisieren ist insbesondere für wohnungslose Menschen schwierig. Oft gehen mangels geeigneter Aufbewahrungsorte wichtige Dokumente wie Personalausweis, Geburtsurkunde, Krankenkassenkarte, Arbeitslosengeld- und Rentenbescheide oder Bewerbungsunterlagen verloren. Diese Papiere digital zu sichern spart viel Zeit und vermeidet Ärger. Hierfür braucht es eine Cloud abseits bestehender Clouds und Speicherlösungen. Denn die Cloud ist besonders leicht zu bedienen und hat ein übersichtliches Nutzerinterface, das nur die wichtigsten Funktionen enthält. So können auch Unerfahrene sie nutzen. Datenschutz und Datensicherheit haben oberste Priorität. Mit Servern in Deutschland, Sicherheitszertifikaten und dem europäischen und kirchlichen Datenschutz hat die Cloud die höchsten Standards. Die Freigabe von Dokumenten an Einrichtungen und Sozialarbeiter:innen ermöglicht es, diese zu teilen und sich etwa bei Anträgen unterstützen zu lassen. Sozialarbeiter:innen können nach expliziter Freigabe Dokumente in die Clouds ihrer Klient:innen hochladen, um sie beim Einscannen zu unterstützen.
Bei wohnungslosen Menschen und Sozialarbeiter:innen stößt das Projekt auf viel Zuspruch und der große Bedarf wird regelmäßig bestätigt. In einer ersten Testphase wurde die französische Cloud "Reconnect" getestet, jedoch aufgrund technischer Mängel wieder verworfen. Das Projektteam hat sich daraufhin entschieden, eine Open-Source-Eigenentwicklung zu starten. In der ersten Testphase von "Reconnect" hatte sich herausgestellt, dass mangels WLAN-Ausstattung, technischer Geräte sowie Zeit von Sozialarbeiter:innen die Nutzung deutlich erschwert ist.
Langfristiger Betreiber gesucht
In der Testphase der selbst entwickelten Cloud "Daten-Oase" in den Einrichtungen des AGJ-Fachverbandes wird versucht, diese Probleme zu lösen.1 Mit Veranstaltungen und Schulungen soll wohnungslosen Menschen der Zugang ermöglicht werden, ohne die Sozialarbeiter:innen zusätzlich zu belasten. Technische Probleme können dank der Eigenentwicklung schnell behoben werden. Das Nutzerinterface wird stetig weiterentwickelt.Da die Testphase und das Projekt im Dezember enden, kann die geplante Verbreitung der Cloud in allen Einrichtungen der Caritas und weiterer Träger innerhalb der Projektlaufzeit nicht erfolgen.
Für die Cloud wird nach einem langfristigen Betreiber gesucht, die Finanzierung ist über einen Folgeantrag, etwa bei der EU, dem Bund, einer Stiftung oder durch ein Lizenzmodell für Einrichtungen umsetzbar. Optimal wäre die Ansiedelung auf Bundesebene. Es gibt viele Anknüpfungspunkte für die Cloud, so dass sie in bestehende digitale Hilfsangebote integriert werden kann. Es ist auch möglich, sie auf weitere Bereiche wie Suchthilfe, Gewaltprävention oder Migration/Integration auszuweiten.
Anmerkung
1. Um die Wünsche wohnungsloser Menschen zu ermitteln, läuft derzeit eine bundesweite Umfrage des AGJ-Fachverbandes unter: www.umfrage.daten-oase.org . Die Ergebnisse werden zum Projektende zusammen mit den Projektberichten veröffentlicht. Weitere Informationen unter: www.cloud.agj-freiburg.de
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