Controlling wird immer wichtiger
Auch in der Sozialwirtschaft ist ein zunehmend differenziertes und leistungsfähiges Controlling mittlerweile unverzichtbar. Dies zeigt sich in ihren Hilfefeldern gerade in der aktuellen Coronapandemie, insbesondere in komplexeren Trägergesellschaften und -strukturen, unter volkswirtschaftlichen wie sozialpolitischen Aspekten.
Die Studie zum aktuellen Stand und zu Entwicklungstendenzen des Controllings in der deutschen Sozialwirtschaft ist die erste einer Studienreihe, die gemeinsam von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen, dem Institut für angewandtes Management in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft der Hochschule Mainz, der Hochschule Koblenz und der Curacon Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft erstellt und erarbeitet wird. Diese erste Studie sowie die in Zukunft nachfolgenden Studien der Reihe "Controlling in der Sozialwirtschaft" verfolgen die Ziele:
◆ regelmäßige Erhebung des aktuellen Status quo des Controllings in der Sozialwirtschaft;
◆ Identifikation von Einflussfaktoren auf die Ausgestaltung des Controllings;
◆ Verfolgung von Entwicklungen im Controlling;
◆ Schaffung einer Basis zum Vergleich mit dem Controlling anderer Bereiche (beispielsweise mit dem Krankenhaus-Controlling);
◆ Ableitung von Handlungsfeldern für die Weiterentwicklung der Branche.
Die aktuelle Befragungsrunde fand vom 1. September bis zum 15. November 2021 online statt. Angesprochen wurden Geschäftsführungen, Einrichtungsleitungen und Controller:innen sozialwirtschaftlicher Einrichtungen aus Altenhilfe, Eingliederungshilfe/Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Kinder- und Jugendhilfe sowie von Komplexträgern. Anbieter ambulanter, teil- und vollstationärer Leistungen in der Sozialwirtschaft sind in der Studie inkludiert.
Die aktuelle Erhebung gibt einen ersten grundlegenden Überblick über die Organisation und die Praktiken im operativen und strategischen Controlling. Die Personalausstattung und Aspekte des Berichtswesens werden ebenfalls betrachtet. Ein für die Branche wesentlicher Baustein, das "Wirkungscontrolling", ist hinsichtlich seiner Verbreitung und seines Entwicklungsstands inbegriffen.
Stichprobe: 77 Prozent freigemeinnützige, 17 Prozent private Träger
An der Studie haben über 100 Unternehmen und Organisationen aus der Sozialwirtschaft teilgenommen. Das Studiensample zeichnet sich durch eine starke Akzentuierung im freigemeinnützigen Sektor aus: 77 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen sind in freigemeinnütziger Trägerschaft, während 17 Prozent in privater beziehungsweise sechs Prozent in öffentlicher Trägerschaft organisiert sind. Private Träger, die in dieser Stichprobe enthalten sind, sind häufig eher kleine Unternehmen (74 Prozent der privaten Träger mit weniger als 100 Mitarbeitenden).
"Maßgeblich für den Erfolg"
Für 90 Prozent der Befragten ist die Bedeutung des Controllings für den Unternehmenserfolg maßgeblich, wobei das jeweilige Verständnis von Controlling dessen Ausbaustand erwartungsgemäß beeinflusst. Die klassischen Bereiche des Controllings - das Investitions- und Finanzcontrolling, das Leistungs- sowie das Personalcontrolling - werden hier jeweils als sehr maßgeblich eingeschätzt. Das Wirkungscontrolling hat sich demgegenüber noch nicht etabliert und wird nur in circa jedem fünften Unternehmen (zu 19 Prozent bei Unternehmen in freigemeinnütziger Trägerschaft und zu 29 Prozent in öffentlicher Trägerschaft) vorgehalten. Etwas intensiver ist die Beschäftigung mit dem
Wirkungscontrolling bei privatwirtschaftlich organisierten Trägern (32 Prozent). Hier wird es zukünftig interessant sein, ob diese Entwicklung der Ausgestaltung des Wirkungscontrollings mit der Trägerschaft weiterhin korreliert.
Datenbasis und Berichtsturnus verbesserungsfähig
Es zeigt sich, dass die Datenverfügbarkeit für das operative Reporting überwiegend auf Monatsbasis erfolgt. Im Rahmen des Reportings wichtiger Berichte und Kennzahlen wählen die befragten Unternehmen mehrheitlich einen monatlichen Turnus. Die Ausnahme bilden Investitionsberichte. Andererseits fällt auf, dass die Liquiditätsberichte häufiger untermonatlich angefertigt werden. Fraglich ist dabei, ob diese auch eine Liquiditätsprognose enthalten. Die Abbildung auf
S. 28 zeigt den Blick auf die verschiedenen Berichtstypen.
Insgesamt fällt aber auch auf, dass die Berichte bei durchschnittlich 30 bis 35 Prozent der Einrichtungen seltener als monatlich bereitgestellt werden. In der Sozialwirtschaft dominiert überdies die Tendenz zu einer pauschalen Verrechnung von Kosten sowie auch zu internen Leistungsverrechnungen und Kostenstellenrechnungen. Verursachungsgerechte Kostenerfassung erscheint für alle Träger noch als zu aufwendig.
Die Software-Anwendung Excel stellt die präferierte und meistgenutzte IT-Lösung zur Berichtsgestaltung dar. Demgegenüber setzen Komplexträger mehrheitlich Managementinformationssysteme oder Data-Warehouse-Systeme, also zentrale Datenbanken, ein.
Strategisches Controlling noch am Anfang
Die Idee, dass Controller:innen die Funktion von vorausschauenden Strateg:innen einnehmen, hat sich in vielen Unternehmen der Sozialwirtschaft noch nicht durchgesetzt. Annähernd die Hälfte der befragten Unternehmen setzen sich keine strategischen Ziele. Weder kommen genügend strategische und planerische Instrumente zum Einsatz noch werden die Instrumente zueinander in Beziehung gesetzt, um die Erkenntnisse im Rahmen einer integrierten Unternehmenssteuerung einzusetzen.
Kein einheitliches Bild
beim Personalcontrolling
Laut der Studie geben circa 51 Prozent der befragten Organisationen an, Personalcontrolling zu betreiben. Dies könnte im Umkehrschluss bedeuten, dass rund 49 Prozent dies nicht tun. Es ist aber auch denkbar, dass sich die klassischen Controllingaufgaben in der Sozialwirtschaft auf monetär orientierte Inhalte im Finanz- und Rechnungswesen fokussieren und Aufgaben des Personalcontrollings maßgeblich in der Personalverwaltung oder bei moderneren Managementstrukturen im Personalmanagement wahrgenommen werden.
Zukunftsthemen: Personal, Wirkung und Nachhaltigkeit
Die befragten Unternehmen messen der Digitalisierung eine hohe Relevanz für das Controlling bei. Digitale Kompetenzen, der Aufbau von und der Umgang mit Informationssystemen werden in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Entwicklungspotenzial besteht im Personal- und im Wirkungscontrolling, worauf in Zukunft deutlich mehr Wert gelegt werden sollte. Zudem kann sich die Branche aus Sicht der Autor:innen den Themen Nachhaltigkeit/Green Controlling nicht weiter entziehen. Die Ergebnisse der Studie können unter studien@curacon.de angefordert werden.
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