Gesund groß werden im digitalen Zeitalter
Es ist die Gretchenfrage der digitalen Epoche: Ab wann sollen Kinder Smartphones oder Tablets in die Hand bekommen? Je früher, desto besser, sagen die einen, denn damit werde spielend die vermeintlich wichtigste Kompetenz dieser Zeit erworben. Fachleute für frühkindliche Entwicklung sehen das grundlegend anders. Sie nehmen die Perspektive der Entwicklungsbedürfnisse des Kindes ein. Realität ist, dass Kinder sehr früh mit Bildschirmmedien in Berührung kommen und diese für sie auch sehr attraktiv sind.
Was bedeutet das nun für die Kitas? Sie haben laut SGB VIII einen eigenen Förderauftrag, der die Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder umfasst und sich am Alter und Entwicklungsstand des Kindes orientieren soll. Die Mitarbeitenden in den Kitas nehmen das frühe Aufwachsen der Kinder mit und neben Medien sehr bewusst wahr, genauso wie deren große Begeisterung für diese. Gleichzeitig entsteht für die Mitarbeitenden ein nicht unerhebliches Spannungsfeld: Einerseits fordern Wirtschaft und Öffentlichkeit möglichst frühe digitale Bildung, andererseits zeigt die Entwicklungsforschung etliche damit verbundene Risiken auf.
Wie sieht die richtige konzeptionelle Antwort aus? Benötigt jede Kita jetzt auch die Ausstattung mit entsprechenden technischen Geräten oder lässt man die digitalen Medien nicht in den Gruppenraum einziehen? Die Antwort für die katholischen Kitas im Bistum Osnabrück liefert Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik an der Alanus Hochschule Alfter. Ihr Zwei-in-eins-Konzept verbindet Gesundheits- und Medienkompetenzförderung und bietet eine passgenaue Antwort, um die Aspekte Realität von Kindheitserleben, Wirtschaftsforderungen und Erkenntnisse der Entwicklungsforschung zu integrieren. Mit dem Konzept der Erziehung zur Medienmündigkeit bringt Paula Bleckmann Vorbeugung gegen Digital-Risiken und langfristige Befähigung zum Ergreifen der Digital-Chancen zusammen.
Kitagruppen bildschirmfrei!
Paula Bleckmann hat eine klare Position: Das Thema gehört in die Kindergruppen - aber diese bleiben bildschirmfrei. Dennoch können Kinder sehr gut dabei begleitet werden, eine altersentsprechende Medienmündigkeit zu erwerben. Die Expertin überzeugt mit ihrem entwicklungsphasenabhängigen Modell der Erziehung zur Medienmündigkeit, das sich an der gesunden Entwicklung des Kindes und der Vorbeugung gegen digitale Risiken ausrichtet. Dazu arbeitet sie mit drei Prinzipien: Analog vor digital, Produzieren vor Konsumieren, Durchschaubarkeit vor Blackbox. Für die Kitas hat sie gemeinsam mit dem Projekt "Echt dabei - Gesund groß werden im digitalen Zeitalter" zur Umsetzung des Zwei-in-eins-Konzeptes Bausteine entwickelt: Medientheorie, Digitale Resilienz, Arbeit am Kind I und II, Elternzusammenarbeit, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit sowie rechtlicher und organisatorischer Rahmen. Die einzelnen Bausteine bieten den Fachkräften klare und in der Praxis leicht umzusetzende Anregungen für ein gesundheitsförderndes einrichtungsbezogenes Medienkonzept. Deutlich benannt wird die Bedeutung der Elternarbeit.
Brigitte Pemberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alanus Hochschule im Projekt "Analog-Digidaktik", zeigt zum Thema Suchen, Sammeln und Sortieren an sehr einfachen und immer schon in Kitas dagewesenen Praxisbeispielen auf, wie die für die digitale Welt so wichtigen Fähigkeiten des "Computational Thinking"
- Mustererkennung;
- Dekomposition (Zerlegen komplexer Probleme in einfachere Einzelprobleme);
- Generalisierung;
- Algorithmizität (Regel formulieren)
einfach mit Naturmaterialien - ohne Bildschirmgeräte - gefördert werden können. Der Alltag der Kita ist gelebtes Computational Thinking. Dies muss nur ins Bewusstsein geholt werden. Im Interesse eines gesunden Aufwachsens von Kindern bei gleichzeitiger Befähigung zur Nutzung der Digital-Chancen sollte sich ein Medienkonzept für Kitas an Paula Bleckmanns Zwei-in-eins-Konzept orientieren. Deshalb wird es im Bistum Osnabrück Bestandteil des Qualitätsmanagement (QM)-Rahmenhandbuchs.
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