Mehr Vielfalt, mehr Mitarbeitende in den neuen Bundesländern
Um Entwicklungen in der Caritas nach der Wiedervereinigung aufzuzeigen, werden für ausgewählte Merkmale die Daten der aktuellen Zentralstatistik (Stichtag 31. Dezember 2016) mit denen früherer Jahre verglichen. Mit der Zentralstatistik erfolgt alle zwei Jahre eine Blitzlichtaufnahme der Leistungs- und Mitarbeiterstruktur für die zahlreichen Einrichtungen und Dienste in der Caritas. Das erste statistische Gesamtbild der Caritas nach der Wiedervereinigung wurde im Januar 1993 veröffentlicht (Datenstichtag 31. Dezember 1991).1 Der vorhergehenden Veröffentlichung 1991, die sich auf Daten zum 31. Dezember 1988 in den alten Bundesländern bezog, waren die Zahlen der Caritas im Bereich der Berliner Bischofskonferenz als Anhang beigefügt.2 Aufgrund der unterschiedlichen Systematik war eine Zusammenführung der Zahlen jedoch nicht möglich.
Beschäftigungsvolumen liegt im Osten bei fünf Prozent
Der Anteil der westlichen Bundesländer am Beschaftigungsvolumen3 der Caritas lag 2016 bei 94 Prozent. Die östlichen Bundesländer4 hatten einen Anteil von sechs Prozent, wobei der Anteil von Berlin zwei Prozent betrug. Im Vergleich zu 1991 ist der Anteil der östlichen Bundesländer am Beschäftigungsvolumen um zwei Prozentpunkte gestiegen (siehe Abbildung 1).
Bei der Interpretation der Zahlen muss bedacht werden, dass die Caritas insbesondere in den Regionen mit hohem Katholiken-Anteil präsent ist. Der Anteil der Katholik(inn)en in den östlichen Bundesländern ist mit rund fünf Prozent im Vergleich zum Westen (rund 34 Prozent)5 deutlich geringer. Ebenso gilt es, die Bevölkerungsverteilung zu beachten. In den sechs östlichen Bundesländern leben knapp 20 Prozent, in den drei bevölkerungsstärksten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg dagegen über 50 Prozent der Gesamtbevölkerung. Neben einem hohen Katholiken-Anteil in diesen Bundesländern ist dies vermutlich einer der Gründe dafür, dass sich mehr als zwei Drittel (70 Prozent) des Beschäftigungsvolumens der Caritas in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg befinden.
Mehr Vielfalt in den neuen Bundesländern
Die Vielzahl der Caritas-Dienstleistungsangebote wird
in der Zentralstatistik durch die Einrichtungsarten
abgebildet. Die Zentralstatistik 2016 unterschied 184
Einrichtungsarten, für 130 davon gab es auch in den östlichen Bundesländern Angebote. Im Vergleich zu
1991 ist dies eine bemerkenswerte Steigerung. Von den
190 unterschiedlichen Einrichtungsarten, die damals
insgesamt erfasst wurden, waren lediglich für 80 davon
auch Angebote in den östlichen Ländern vertreten.
Rechnet man zudem die Einrichtungsarten heraus, die
nur in Berlin vorhanden waren, verbleiben 1991 45 und
2016 127 Einrichtungsarten. Dies entspricht nahezu
einer Verdreifachung der Angebotsvielfalt der Caritas
in den östlichen Bundesländern (ohne Berlin) seit der
Wiedervereinigung.
Die Zusammenstellung, die 1989 für die Caritas im Bereich der Berliner Bischofskonferenz herausgegeben wurde, unterschied lediglich 18 Einrichtungsarten und führt damit einmal mehr vor Augen, wie sehr das Angebot der Caritas im Osten seit der Wiedervereinigung an Vielfalt dazugewonnen hat.
Starke Konzentration auf wenige Einrichtungsarten
Der Blick auf das Leistungsspektrum der Caritas offenbart sowohl in Ost als auch in West eine starke Konzentration auf einige wenige Einrichtungsarten. Im Westen vereinen fünf der über 180 Einrichtungsarten 70 Prozent des gesamten Beschäftigungsvolumens. In den neuen Bundesländern sind es zwei Drittel des Beschäftigungsvolumens. Die Rangfolge ist dabei bis auf die Kindertageseinrichtungen sehr ähnlich. Während die Kindertageseinrichtungen im Westen mit 15,8 Prozent an zweiter Stelle stehen, sind sie in den östlichen Bundesländern mit 5,5 Prozent an vierter Stelle (siehe Abbildung 2).
Kontinuierlicher Beschäftigungszuwachs
Seit der Wiedervereinigung ist die Zahl der in der Caritas beschäftigten Mitarbeiter(innen) kontinuierlich gewachsen. Insgesamt stehen zum Jahresende 2016 mit insgesamt 659.875 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vergleich zu 1991 rund 250.000 mehr Personen im Dienste der Caritas. Allein in den neuen Bundesländern hat sich die Zahl der Mitarbeitenden fast verdoppelt: von 17.596 im Jahr 1991 auf 34.062 im Jahr 2016.
Zum größten Teil ist diese Entwicklung geprägt von einer Verlagerung von Vollzeit- hin zu Teilzeittätigkeit. So steht dem Rückgang der Vollzeitbeschäftigten von zehn Prozent ein Anstieg der Teilzeitbeschäftigten um mehr als das Doppelte gegenüber. Betrug der Anteil der Teilzeitkräfte an den Mitarbeitenden 1991 noch etwa ein Drittel, sind 2016 fast zwei Drittel aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Teilzeit beschäftigt. In Ostdeutschland lag die Teilzeitquote im Jahr 1991 mit 30,1 Prozent noch leicht unterhalb der westdeutschen (31,6 Prozent). In den Folgejahren kehrte sich dies um. Im Jahr 2016 verzeichneten die Caritas im Osten 66,3 Prozent Teilzeitbeschäftigte gegenüber 61,9 Prozent im Westen.
Über die Verlagerung von Voll- zu Teilzeittätigkeit
hinaus kam es im betrachteten Zeitraum zu einem Anstieg des Beschäftigungsvolumens um
108.000 Vollzeitstellen (plus 32 Prozent),
wobei ein Zehntel des Anstiegs auf die östlichen
Bundesländer entfällt (siehe Abbildung 3).
An der Spitze des Wachstum steht absolut
gesehen im Osten die Gesundheitshilfe
(plus 3400 Vollzeitstellen), die bei den Sozialstationen,
den Malteser Hilfsdiensten/Rettungswachen
und im stationären Bereich
Zuwächse verzeichnet hat. Im Westen verzeichnet
die Kinder- und Jugendhilfe absolut
gesehen den größten Zuwachs an Beschäftigungsvolumen.
Dies ist fast vollständig auf
die Kindertagesbetreuung zurückzuführen.
Anmerkungen
1. Bühler, H. H.: Die Statistik der Caritas (Stand
1. Januar 1992). In: Zeitschrift für Caritasarbeit
und Caritaswissenschaft caritas‚ 94, 1993,
Seiten 186–195; Deutscher Caritasverband: Die
katholischen sozialen Einrichtungen der Caritas in
der Bundesrepublik Deutschland (Stand 1. Januar
1992). In: caritas korrespondenz Sonderdruck aus
Heft 1 Januar 1993, 61. Jahrgang.
2. Bühler, H. H.: Die katholischen sozialen Einrichtungen
der Caritas in der Bundesrepublik
Deutschland (Stand 1. Januar 1990). In: Zeitschrift
für Caritasarbeit und Caritaswissenschaft caritas
92, 1991, S 372–380; Deutscher Caritasverband:
Die katholischen sozialen Einrichtungen der
Caritas in der Bundesrepublik Deutschland (Stand
1. Januar 1990). In: caritas korrespondenz, Sonderdruck
aus Heft 2, Februar 1991, 59. Jahrgang.
3. Das Beschäftigungsvolumen wird anhand der Vollzeitäquivalente
abgebildet. Vollzeitäquivalente geben
die hauptberuflichen Mitarbeiter(innen) in Vollzeiteinheiten
wieder, wobei die Mitarbeiter(innen) nach
ihrem Beschäftigungsanteil gewichtet sind.
4. Die Angaben für Ost beziehen auch Berlin mit
ein, da die Ergebnisse der Zentralstatistik keine
Differenzierung nach Ost-Berlin und West-Berlin
ermöglichen. Das letzte Ergebnis für West-Berlin
liegt zum 31. Dezember 1988 vor, als 5025 Beschäftigte
in Vollzeiteinheiten ausgewiesen waren. Zum
31. Dezember 1991 lagen erstmals Zahlen für
Gesamtberlin vor. Die Anzahl der Beschäftigten in
Vollzeiteinheiten betrug 7167.
5. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz:
Bevölkerung und Katholiken nach Bundesländern
2017. abzurufen unter: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Zahlen%20und%20Fakten/Kirchliche%20Statistik/Bevoelkerung%20und%20Katholiken%20BL/2017-Bevoelkerung-Katholiken-Bundeslaender.pdf
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