Medizinische Versorgungszentren – angebunden an Kliniken
Eine gute medizinische Versorgung dürfe auch in Zukunft keine Frage des Wohnortes sein, betont Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Können die Etablierung und der Ausbau von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), angegliedert an ein Krankenhaus, eine Möglichkeit sein, um im ländlichen Raum die wohnortnahe ambulante Versorgung aufrechtzuerhalten?
MVZ wurden mit der Gesundheitsreform 2004 eingeführt. Ihre Zielsetzung ist die fachübergreifende ambulante Versorgung der Patient(inn)en "aus einer Hand". Indem der Gesetzgeber die Zulassung von angestellten Ärzten ermöglichte, baute er Hürden bei der Teilnahme an der ambulanten Versorgung ab. MVZ können auch von zugelassenen Krankenhäusern gegründet werden.
Das MVZ Hümmling Hospital Sögel wurde 2008 als unselbstständige Einrichtung des Hümmling Hospitals Sögel - eines Krankenhauses der Grund- und Regelversorgung im ländlichen Raum des Emslandes - zunächst mit den Fachbereichen Orthopädie und Chirurgie gegründet. Für viele Kliniken stand bei der Entscheidung, ein MVZ anzubinden, zunächst die Ausweitung ihrer Position auf dem ambulanten Markt im Vordergrund. Unser Bedarf an der Etablierung eines MVZ?war dem Umstand geschuldet, dass unter den niedergelassenen Ärzt(inn)en in der ländlichen Region immer weniger mit Facharzt-Qualifikation zur Verfügung standen. Viele Patient(inn)en - die aufgrund des demografischen Wandels immer älter und immobiler werden - suchten bei medizinischen Beschwerden die zentrale Notaufnahme des Krankenhauses auf. Dabei handelte es sich jedoch nicht immer um ambulante Notfallversorgungen oder gar um eine stationäre Aufnahme. Einige Patient(inn)en hätten richtigerweise ambulant behandelt werden müssen, da eine Notaufnahme aus Kapazitätsgründen nicht den ambulanten Sektor bedienen kann. Daher mussten Strukturen geschaffen werden, um den Patient(inn)en,
den Allgemeinmediziner(inne)n und den Fachärzt(inn)en des Einzugsgebiets eine zusätzliche Anlaufmöglichkeit in der ambulanten fachärztlichen Versorgung zu bieten. Eine wichtige Grundlage war dabei die enge Zusammenarbeit mit den vorhandenen Vertragsärzt(inn)en, so dass ausschließlich auf Zuweisung von Haus- und von niedergelassenen Fachärzt(inn)en Termine vergeben wurden.
MVZ mit eigenen Stärken und breitem Angebot
Die Vorteile eines MVZ am Standort des Krankenhauses machten sich schnell bemerkbar. Die Behandlung der Patienten im Vorfeld einer stationären Aufnahme brachte viel Positives mit sich. Der Operateur kennt den Patienten aus der ambulanten Behandlung bereits genau, ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis kann entstehen. Ängste vor einem Eingriff können schnell aufgefangen werden, indem der Patient bereits im MVZ umfangreich aufgeklärt wird und mögliche Behandlungsalternativen besprochen werden. Auch die engmaschige poststationäre Behandlung, in der Regel beim Operateur, sichert nachhaltig den Behandlungserfolg, so dass der Patient anschließend wieder zu dem in die Behandlung einbezogenen überweisenden Arzt zurückkehren kann.
Mittlerweile sind am MVZ Hümmling Hospital Sögel weitere Fachdisziplinen in erweiterten MVZ-Strukturen hinzugekommen: Neben der Chirurgie und Orthopädie sind jetzt am Klinikstandort die Fachbereiche Radiologie, Innere Medizin - Gastroenterologie, Innere Medizin - Diabetologie, Neurologie, Kinder- und Jugendmedizin, Augenheilkunde und als Zweigpraxis die Neurochirurgie vertreten.
Attraktiver Arbeitsplatz hält Ärzte auf dem Land
Da junge Ärztinnen und Ärzte immer weniger bereit sind, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, würde dieses breite Angebot in der fachärztlichen ambulanten Versorgung in unserem ländlichen Raum sicherlich nicht zur Verfügung stehen, wenn das Krankenhaus nicht selbst über die MVZ-Gründung in die ambulante vertragsärztliche Versorgung eingestiegen wäre. Die berufliche Tätigkeit in den Strukturen eines MVZ ist für viele Ärztinnen und Ärzte interessant. Besonders der hohe Anteil weiblicher Absolventen eines Medizinstudiums tendiert dazu, einen sicheren, aber auch flexiblen Arbeitsplatz zu wählen. Im Rahmen einer Anstellung müssen sie kein Eigenkapital investieren, Geräte und Material werden zur Verfügung gestellt. Es besteht die Möglichkeit, die Tätigkeit mit individuellen Lebensentwürfen und der Familie zu vereinbaren, da verschiedenste Arbeitszeitmodelle denkbar sind.
Im MVZ ruht nicht die gesamte Verantwortung auf den Schultern eines einzelnen Arztes - der im niedergelassenen Bereich neben der Patientenbehandlung auch Verwaltungsaufgaben, die Abrechnung, das Personalmanagement und das Qualitätsmanagement steuern muss. Diese Aufgaben übernehmen stattdessen zum Großteil zentrale Dienste des Krankenhauses.
Mit ihren Möglichkeiten der Weiterbildung und der multiprofessionellen Zusammenarbeit ist eine Verzahnung von ambulanter und klinischer Tätigkeit zudem eine interessante berufliche Verknüpfung für viele Mediziner(innen).
Auf der anderen Seite bieten diese flexiblen Strukturen mit verschiedensten Arbeitszeitmodellen den Patienten ein großes Zeitfenster, um die Sprechstunden zu besuchen. Hierzu zählen beispielsweise eine Präsenz einzelner Fachdisziplinen bis in die Abendstunden, aber auch Sprechzeiten am Mittwochnachmittag, wenn die meisten Praxen geschlossen sind.
Wirtschaftlich und rechtlich stets am Ball bleiben
Es gibt aber auch Herausforderungen, die zu bewältigen sind, um ein MVZ wirtschaftlich betreiben zu können. Umfangreiches Wissen zum vertragsärztlichen Recht einschließlich der Regularien der ambulanten Abrechnung für die verschiedenen Fachdisziplinen muss vorgehalten werden. Die individuelle Leistungsfähigkeit der Mediziner(innen) ist zu berücksichtigen. Zudem ist ein umfangreiches und kontinuierliches Controlling erforderlich, da die Quartalsabrechnungen erst mit sechsmonatigem Zeitabstand widerspiegeln, welche Erlöse dem MVZ zufließen. Festzuhalten ist: Die Hauptaufgabe eines Krankenhauses ist und bleibt die stationäre Versorgung der Bevölkerung. Besonders im ländlichen Raum kann die Anbindung eines MVZ mit den damit verbundenen ambulanten Versorgungsmöglichkeiten einen Fachkräftemangel im niedergelassenen Bereich abmildern. Eine gute Ergänzung im Sinne der Patientenversorgung "aus einer Hand" bietet die Kombination aus ambulanter und stationärer Behandlung mit vielfältigen Synergieeffekten.
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