Unternehmen profitieren von Frauen an der Spitze
Die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen sowie die stärkere Einbindung von Frauen in Entscheidungsprozesse sind ein bereits lang erklärtes Ziel von Wirtschaft, Regierungen, Parteien und Verbänden. Doch noch ist die Männerdominanz in den Führungsetagen der Privatwirtschaft eklatant - trotz Bundesgleichstellungsgesetz und der Vereinbarung der Bundesregierung mit der Privatwirtschaft zur Chancengleichheit.
Obwohl heute Frauen ebenso häufig ein Studium absolvieren und ebenso hoch qualifiziert sind wie Männer, stagniert der Frauenanteil in Führungspositionen in der Privatwirtschaft seit 2006 bei 27 Prozent. Dies ist das Ergebnis des Führungskräftemonitors des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Auch in den Top-Gremien großer Unternehmen ist das Bild unverändert: Frauen nahmen 2010 nur 3,2 Prozent der Vorstandssitze ein. Diesen geringen Wert unterschreiten die größten 100 Unternehmen und die Dax-30-Unternehmen mit 2,2 Prozent sogar noch.
Der Anteil von Frauen in Managementpositionen variiert je nach Branche. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend haben Frauen im Gastgewerbe (32 Prozent), Gesundheits- und Sozialwesen (27 Prozent) und Erziehung (27 Prozent) die größten Chancen, eine Führungsposition einzunehmen. Und auch im Mittelstand gibt es mehr weibliche Führungskräfte als in den großen Konzernen. Dies zeigt die Studie "Unternehmerperspektiven", von der Commerzbank initiiert, wonach fast jede fünfte Führungskraft an der Spitze im gehobenen Mittelstand eine Frau ist.
In den Leitlinien für unternehmerisches Handeln der Caritas wurde bereits 2008 ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern bei den Führungskräften gefordert. Anzustreben sei dabei ein Frauenanteil von 50 Prozent. Nun liegen erste statistische Daten zu den Einrichtungsarten Altenheime, Kindergärten, Verwaltungsaufgaben und beratende und ambulante Dienste in der Caritas vor. Auf Grundlage einer Auswertung des Versichertenstandes der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse (KZVK) lassen sich Aussagen über den Anteil der weiblichen Führungskräfte in diesen privatrechtlich organisierten Einrichtungsarten der Caritas ableiten. Diese Aussagen basieren auf der Einteilung und Abfrage von verschiedenen Vergütungsgruppen im Jahr 2009.
Gemäß der Annahme, dass Personen, die der Vergütungsgruppe AT (außer Tarif) angehören, also über ein Jahresbrutto von über 76.980,00 Euro verfügen, Führungspositionen bekleiden, liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte in den genannten Einrichtungsarten bei 14,56 Prozent (2004: 9,15 Prozent). In der Altersgruppe der unter Vierzigjährigen ist der prozentuale Anteil der weiblichen Führungskräfte am höchsten.
Obschon die Zahlen relativ hoch erscheinen, ergibt sich aus den Daten der KZVK dennoch ein eindeutiges Bild: Je höher das Entgelt, umso geringer der Anteil der Frauen. So liegt beispielsweise der Anteil der Arbeitnehmerinnen in der Vergütungsgruppe 1 (was einem Jahresbrutto von 48.576 Euro bis 76.980 Euro entspricht) bei 37,43 Prozent. In Vergütungsgruppe 3 (entspricht einem Jahresbrutto von 36.119 Euro bis 51.635 Euro) liegt der Anteil der weiblichen Beschäftigten bei 65,72 Prozent.
Zur Verbesserung der Chancen von Frauen in Führungspositionen gibt es für die Unternehmen eine Vielzahl von Ansatzpunkten. Hierzu gehört die systematische und frühzeitige Einbeziehung von Frauen in die Karriereförderung. Die Einführung von Mentoringprogrammen, Auditierungen sowie Unterstützung von Frauennetzwerken tragen dazu bei, dass immer mehr Frauen Führungspositionen einnehmen.
Aufgrund des demografiebedingt abnehmenden Erwerbspersonenpotenzials und der stetig wachsenden Qualifikation von Frauen wird die Frauenerwerbsquote und somit auch die Zahl der Frauen in Führungspositionen in den kommenden Jahren steigen. Dass sich dies auch wirtschaftlich rechnen dürfte, zeigen Studien zum Erfolg von frauengeführten Unternehmen. Zudem ist auch vor dem Hintergrund des einsetzenden Fachkräftemangels die verstärkte Einbindung von Frauen in Führungspositionen Teil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie.