Zukunftssicher wirtschaften dank GWÖ
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein Wirtschaftsmodell, das den Fokus nicht auf Gewinnmaximierung legt, sondern auf den Gemeinwohlbeitrag von Unternehmen und anderen Organisationen. Verantwortungsvoll handelnd, bringen sie das Wohl von Menschen, Umwelt und Gesellschaft voran. Im Fokus der GWÖ stehen das Fördern sozialer, ökologischer und ethischer Werte, das Vermindern von Ungleichheit und das Schaffen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Doch wo anfangen? Der Caritasverband Ruhr-Mitte wählte einen pragmatischen Ansatz: "Einfach loslegen!"
Bestandsaufnahme mit klarer Struktur
Im Jahr 2021 fiel die Entscheidung für das GWÖ-Konzept. "Die klaren Strukturen und Fragen dieses Modells waren für uns ein guter Start", erinnert sich Caritasdirektor Dominik Spanke. Ziel war zunächst eine Bestandsaufnahme - nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Bezug auf Werte wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz. Ein weiterer Vorteil: Die GWÖ gibt Impulse für die Organisationsentwicklung und hilft, das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Um ein strukturiertes Vorgehen zu gewährleisten, arbeitete der Verband mit der Universität Paderborn zusammen. Drei Studierende der Betriebswirtschaftslehre begleiteten die Berichtserstellung im Rahmen ihres Masterstudiums. Der Verband untersuchte dabei seine Beziehungen zu Gruppen wie Lieferanten, Finanzpartnern, Mitarbeitenden, Kunden sowie zur Gesellschaft. Bei der Datenerhebung unterstützten interne Teams aus verschiedenen Fachbereichen. "Allein die bereichsübergreifende Zusammenarbeit hat neue Kommunikationsstrukturen geschaffen", berichtet Dominik Spanke.
Erfolge und offene Fragen
Die GWÖ-Logik ließ sich nicht in allen Punkten direkt auf den Verband übertragen. Ein Beispiel: Die GWÖ empfiehlt eine Mitarbeitenden-Vertretung im obersten Entscheidungsgremium – doch die Satzungen schließen Mitarbeitende im Caritasrat aus. Doch im Großen und Ganzen bot die Auseinandersetzung mit den Anforderungen der GWÖ viele wertvolle Denkanstöße.
Nach der erfolgreichen GWÖ-Zertifizierung setzt der Caritasverband Ruhr-Mitte heute auf Maßnahmen, die zur eigenen Philosophie passen: bessere Kommunikation, mehr Transparenz, stärkere Mitbestimmung, ökologische Projekte. Dem diente auch eine Befragung der Mitarbeitenden, wie sie den eigenen Verband sehen und was sie sich wünschen.
Besondere Stärken erkannt
Die Auseinandersetzung mit dem GWÖ-Konzept zeigte auch, in welchen Bereichen der Verband bereits gemeinwohlorientiert handelt. Die meisten Punkte erhielt die Caritas Ruhr-Mitte im Feld "B2: Soziale Haltung im Umgang mit Geldmitteln". Dies liegt unter anderem daran, dass ein Caritasverband über 80 Prozent seiner Ausgaben in Personal investiert. Gleichzeitig ist die Entlohnung durch die Tarifbindung klar geregelt. Die GWÖ bewertet eine starke Tarifbindung als fair und gerecht.
Ein weiterer Pluspunkt: Caritasverbände tätigen den Großteil ihrer Investitionen in ihrer Region. Auch die enge Zusammenarbeit mit anderen Wohlfahrtsverbänden, Kommunen und weiteren Anspruchsgruppen wird von der GWÖ honoriert.
Schließlich bewertet die GWÖ die Gemeinnützigkeit und die Organisationsform "Verein" positiv - denn dies schließt eine persönliche Bereicherung aus.
Ein kontinuierlicher Prozess
Der Wandel ist mit der Zertifizierung nicht abgeschlossen – er bleibt eine Daueraufgabe, aber aus einer deutlich gestärkten Position heraus: Der Caritasverband Ruhr-Mitte kann heute jungen Menschen überzeugende Antworten auf ihre Fragen geben, wie zum Beispiel: "Auf welche Weise engagiert ihr euch bei der Caritas ganz konkret für das Gemeinwohl und für die Zukunft?"