Von Gott und den Menschen
In schwierigen Lebenslagen, psychisch belastenden Situationen oder in existenziellen Krisen nicht allein zu sein, das wünscht sich jeder. Die Caritas in Fulda hat dieses Bedürfnis ernst genommen und eine eigene Weiterbildung zum:zur seelsorglichen Begleiter:in für Caritas-Einrichtungen entwickelt, die im Jahr 2021 gestartet ist. Die ersten elf Teilnehmenden haben ihre Ausbildung abgeschlossen und stehen nun den Menschen und den Caritas-Einrichtungen mit ihrer Kompetenz zur Seite.
An der Weiterbildung haben hauptamtliche Caritas-Mitarbeitende aus ganz unterschiedlichen operativen Feldern teilgenommen. Sie erstreckt sich über drei Jahre und enthält zahlreiche mehrtägige Unterrichtsmodule. Die Kosten für die Ausbildung trug der Diözesan-Caritasverband (DiCV) Fulda. Die Einrichtungen mussten die Mitarbeitenden für die Weiterbildung freistellen.
Wenn Einrichtungen einen eigenen seelsorglichen Begleiter oder eine Begleiterin ins Team und in den laufenden Betrieb integrieren, entstehen ihnen Mehrkosten. Hierfür will der DiCV jeweils individuelle Lösungen finden – auch unter Einbeziehung von Eigenmitteln –, damit das seelsorgliche Angebot inhaltlich und personell auf jeden Fall finanziell abgesichert ist.
Inhaltlich umfasste das Curriculum dieses ersten Ausbildungsdurchgangs Seminare zur Einführung in die Liturgie, ein Forum zur Auseinandersetzung mit Gottesbildern, einen Workshop zu ethischen Fragen sowie Anleitungen in die Arbeit mit Angehörigen – etwa im Altenpflegeheim oder bei Menschen mit Behinderung mit ihren jeweils individuellen, aber auch gruppenspezifischen Bedarfen und Anliegen. Oasentage, begleitende Supervision, eigenständiges Literaturstudium sowie fachlich betreute Praxiseinsätze in den Einrichtungen komplettierten die Fortbildung. Organisiert und begleitet wurde diese in Abstimmung mit der Abteilung Seelsorge des Fuldaer Generalvikariats sowie der Theologischen Fakultät Fulda.
Die Nöte sind ganz verschieden
Ziel des DiCV ist es, die eigenen Caritas-Einrichtungen auch als Orte der Seelsorge weiter auszugestalten und dafür innerhalb jedes Teams aus hauptamtlichen Mitarbeitenden eine koordinierende Fachkraft für Seelsorgefragen zu etablieren. Die entsprechenden Personen sind in ihren Einrichtungen Ansprechpartner:innen gleichermaßen für die Kolleginnen und Kollegen, die ehrenamtlichen Helfer:innen sowie für die Klienten, wenn es um individuelle seelsorgliche Fragen oder um eine entsprechende Betreuung und Begleitung geht. Auch Angehörige können sich an die seelsorglichen Begleiter:innen wenden.
Eine ihrer Aufgaben ist es auch, in Kooperation mit den Sozialen Diensten und in Rücksprache mit den Einrichtungsleitungen ein an dem jeweiligen Bedarf orientiertes seelsorgliches Angebot zu entwickeln und zu koordinieren. Dabei haben die neuen seelsorglichen Kräfte gestalterisch weitgehend freie Hand, da das Angebot vor Ort auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sein soll. In einer Jugendhilfeeinrichtung stellen sich andere Fragen der seelsorglichen Begleitung als in einem Altenpflegeheim, und Andachten und Gottesdienste haben hier wie dort ihren eigenen Charakter. Existenzielle Sorgen und Nöte eines jungen Menschen, der aus seiner Familie herausgenommen wurde, sind andere als die eines alten Menschen, der am Ende seines Lebens steht und dafür Ansprache, Begleitung und vielleicht auch Trost sucht.
Ein besonderes Feld für die seelsorglichen Mitarbeiter:innen in den Caritas-Teams sind daher ethische Fragestellungen: Wie geht man beispielsweise in einem Altenpflegeheim mit den Fragen von Senioren und ihren Angehörigen um, die sich mit dem durch Gebrechlichkeit immer mehr eingeschränkten Leben befassen? Wie bezieht man angemessen Position zu Aspekten des für die hochbetagten Menschen absehbaren Lebensendes, und wie verhält man sich zu einem Wunsch nach assistiertem Suizid?
Oft wird dann auch Entscheidungshilfe erwartet
In ihrer Ausbildungseinheit zu ethischen Fragen setzten sich die Seelsorgebegleiter:innen genau damit intensiv auseinander. Aus Sicht der Caritas ging es hier vor allem darum, den Teilnehmenden ein ethisches Werkzeug an die Hand zu geben: Welche Prinzipien helfen, moralische Konflikte besser zu verstehen? Nicht immer müssen Seelsorgebegleiter:innen in diesen ethischen Konflikten tatsächlich eine Entscheidung fällen. Doch sehr häufig werden Menschen, die sich an sie als "kompetente Instanz" wenden, konkrete Hilfe in ihrer Entscheidungsfindung erwarten. Doch wer immer einen Vorschlag zur Lösung eines moralischen Problems macht, muss auch an der Seite des Betreuten stehen, wenn Dritte wie Angehörige, Vorgesetzte, andere Mitarbeitende Gegenposition beziehen.
Die Caritas mit ihrem Seelsorgebeauftragten wird die neu ausgebildeten Begleiter:innen selbstverständlich in ihrem Dienst weiter begleiten und ihnen zur Seite stehen, wenn sie an irgendeinem Punkt an ihre Grenzen stoßen sollten. Zum Fortbildungskonzept der Caritas gehört, dass die im seelsorglichen Begleitdienst tätigen Mitarbeiter:innen auch nach Ende der Grundausbildung jährliche Fortbildungsmodule, Oasentage und Supervision als Qualifizierungsinstrumente erhalten.
Die nächste Runde beginnt in Kürze
Insgesamt stieß das Ausbildungsangebot in den Einrichtungen quer durch alle operativen Felder von Anfang an auf großes Interesse und auf eine sehr positive Resonanz. Ausgebildet wurden nicht nur Mitarbeitende in der stationären Alten-, Jugend- sowie Eingliederungshilfe, sondern auch aus den Bereichen der Sozialen (ambulanten) Dienste, bei denen das seelsorgerliche Gesprächsangebot eine wesentliche Rolle in der praktischen Arbeit spielen kann. Um alle Bereiche und Einrichtungen einzubeziehen, startet der Caritasverband für die Diözese Fulda im Frühsommer 2025 einen neuen Ausbildungsgang. 13 Interessenten haben sich bereits dafür angemeldet.
Kontakt und Infos zum Thema "Seelsorgebegleiter"
Diakon Franz J. Meyer, Seelsorgebeauftragter
Caritasverband für die Diözese Fulda
Wilhelmstraße 2
36037 Fulda
Tel. +49 1 76 12 42 80 51
E-Mail: franz.meyer@caritas-fulda.de